Albores

Dino Saluzzi

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Dino Saluzzi’s first solo bandoneon album in more than 30 years finds the Argentine master musician in reflective mood, looking back across a richly creative life and forward to a new dawn (Albores means “daybreak”). The album begins with a farewell to composer Giya Kancheli (“Adios Maestro Kancheli”), and works its way towards memories of Dino’s father on “Don Caye – Variaciones sobre obra de Cayetano Saluzzi”. The solo recital, composed entirely of Saluzzi compositions, also offers prayers, evokes images of Buenos Aires in its golden age, alludes to the fictions of Borges and to the cultural wisdom of the ancestors. In brief, Albores is a classic ‘storytelling’ Dino Saluzzi album in the tradition established by Kultrum and Andina. It is also, as annotator Luján Baudino observes, “an artistic manifesto of the bandoneon, exploring the full range of its expressive capacities.”
Dino Saluzzis erstes Solo-Bandoneon-Album seit mehr als 30 Jahren zeigt den argentinischen Meistermusiker in nachdenklicher Stimmung. Er blickt hier auf ein reiches kreatives Leben zurück und freut sich auf einen neuen Aufbruch (Albores bedeutet "Tagesanbruch"). Das Album beginnt mit einem Abschied von dem Komponisten Giya Kancheli ("Adios Maestro Kancheli") und arbeitet sich dann bis zu den Erinnerungen an Dinos Vater ( “Don Caye – Variaciones sobre obra de Cayetano Saluzzi”) vor . Das Solo-Rezital, das vollständig aus Saluzzi-Kompositionen besteht, enthält auch Gebete, evoziert Bilder von Buenos Aires in seiner Blütezeit, spielt auf die Fiktionen von Borges und auf die kulturelle Weisheit der Vorfahren an. Kurz gesagt, Albores ist ein klassisches "Geschichtenerzähler-Album" von Dino Saluzzi in der mit den Alben Kultrum und Andina begründeten Tradition. Es ist auch, wie Luján Baudino im Albumbooklet anmerkt, "ein künstlerisches Manifest des Bandoneons, das die ganze Bandbreite seiner Ausdrucksmöglichkeiten auslotet".
Featured Artists Recorded

February-October 2019, Saluzzi Music Studio, Buenos Aires

Original Release Date

06.11.2020

  • 1Adiós Maestro Kancheli
    (Dino Saluzzi)
    03:56
  • 2Ausencias
    (Dino Saluzzi)
    04:58
  • 3Según me cuenta la vida - Milonga
    (Dino Saluzzi)
    07:01
  • 4Íntimo
    (Dino Saluzzi)
    05:42
  • 5La Cruz del Sur (2da cadencia)
    (Dino Saluzzi)
    07:43
  • 6Écuyère
    (Dino Saluzzi)
    06:19
  • 7Ficción
    (Dino Saluzzi)
    04:35
  • 8Don Caye - Variaciones sobre obra de Cayetano Saluzzi
    (Dino Saluzzi)
    09:26
  • 9Ofrenda - Tocata
    (Dino Saluzzi)
    11:57
‘Albores’ von Dino Saluzzi ist eine Hommage an die Vielfalt, die Kraft der Musik in schweren Zeiten – und ein Hinweis auf die Schutzbedürftigkeit der Humanität.
Jan Kobrzinowski, Jazzthetik
 
Saluzzis Stücke sind Meditationen und Mäander, durchdrungen von einem ruhigen Atem der künstlerischen Übersicht, mit dem die Eminenz der stilübergreifenden Inspiration seine persönliche Vielfalt der Erfahrungen zu einem Skizzenbuch der der Reflexionen zusammenführt. Es ist Musik, die von Freiheit im Geiste getragen wird, akustisch im Kammerklang, brilliant in der Aufnahme bis in die zum Sound dazugehörenden mechanischen Details des Instruments und dessen Bewegung hinein.    
Ralf Dombrowski, Stereoplay
 
An exercise in haunted beauty from beginning to end, ‘Albores’ depicts the process of discovery as fluid, evolutionary, undying. This recital intimately portrays Saluzzi's total immersion in the world of sound and his experience in it as the connective tissue of his life.
Thom Jurek, All Music
 
‘Albores’ offers an intimate program testifying to his gifts as a musical storyteller of great subtlety and his unparalleled connection with his instrument of choice.
Matt Micucci, Jazziz
 
Wenn es einen Instrumentalisten gibt, der als ein großer Erzähler von berührenden Geschichten gilt, die leise, schlicht, aber eben auch mit großer Wirkung musikalisch vorgetragen werden, dann ist es Dino Saluzzi. […] Die Konturen dieser schwingenden Chroniken sind fließend, gehen ineinander über, sind inspiriert von Befindlichkeiten und Personen, von Realismen und Lyrizismen. Sie glänzen letztendlich aber durch ihre freie Interpretation, einer Art melancholischer Improvisation, die einer emotionalen Reise durch grundverschiedene Stimmungen gleichkommt. Auf ‘Albores’ paaren sich auf diese Weise souveräne Gelassenheit und hohes spieltechnisches Können. Saluzzi musiziert atemberaubend und schöpft aus einer grenzenlos erscheinenden Lebenserfahrung, die vor allem seine sensible Innerlichkeit zum Ausdruck bringt. Seine Solostimme ächzt und knarrt dabei, sie flüstert und jubiliert, ist auf der Straße zu Hause und hat doch auch das Zeug zur Hochkultur. Sie verbreitet Wehmut und Glück, lässt Tränen der Trauer und der Freude fließen.
Jörg Konrad, Kultkomplott
 
‘Albores’: ein großes und großartiges Solo-Recital des Nach-Innen-Horchens – und auch das Resümee eines langen Lebens für die Musik, für das Bandoneón. Und wenn man nach dem Hören noch fragt, was ein 85-Jähriger dieser manchmal so überdrehten Welt noch zu geben vermag, kann die Antwort nur lauten: alles.
Stefan Franzen, Green Belt of Sound
 
On this lovely personal recording it’s just him and his country’s concertina, with which Saluzzi likes to venture away from the sinewy confines of tango and orquestra tipica into territories free, new and spiritually uplifting. There’s a restorative vibe to the inner landscape expressed throughout ‘Albores’’ nine original tracks. […] this profound album, all diverse timbres, gliding rhythms and tumbling melodies, further underscores his legacy.
Jane Cornwell, Jazzwise
 
Ob nun Milongas aus Buenos Aires oder Volksmusik der Anden aus seiner nordargentinischen Heimat, nie geht es ihm um Oberflächliches, immer dringt er ein in die tieferen Schichten der Musik, begibt sich auf die Suche nach ihrer Essenz. ‘Albores’ ist das Geschenk eines altersweisen Musikers, der niemandem mehr etwas beweisen muss, und ein vorzüglicher Begleiter für lange Herbst- und Winterabende.
Peter Rixen, Verdi Publik
 
Jeder Ton darauf erzählt eine Geschichte von Schönheit, Weisheit und Vergänglichkeit. Es sind Selbstgespräche, die in ihrer Subtilität und Empfindsamkeit eine fast spirituelle Kraft erreichen. Für die Stücke greift Saluzzi auf Erinnerungen an  weit zurückliegende Zeiten zurück.  […] Dabei entsteht einen Sammlung aus matt schimmernden Kieselstienen, die wie Meditationen und Mäander anmuten, durchdrungen vom ruhigen Atem des Alters und der Übersicht, und brilliant umgesetzt im Sound und in der Ausführung.
Reinhard Köchl, Augsburger Allgemeine
 
Was sogleich auffällt: Wie Saluzzi die Luftströme, den Winden gleich, in seinem Bandoneon festsetzt, mit selbstverständlicher, nie technisch motivierter Geste bändigt, um menschlich grundlegende Gefühlslagen auszuloten. Er lässt sein Instrument wahrnehmbar ein- und ausatmen, wie ein Wesen, dessen Dienste er sich leihweise und mit freundlicher Überzeugungskraft gesichert hat. […] Da werden Sounds am Rande der Verlöschung hergestellt, Sounds, wie beinahe erwartet, von tiefwurzelnder Introvertiertheit und parallel dazu, weniger erwartet, Sounds nahe von Elektronik und zeitgenössischer Klassik. Wieviel ist improvisiert, wieviel ausgeschrieben? Das dürfte schwer auszumachen sein.  Weil hier beinahe jenseitige Geschlossenheit im Zeichen übergeordneter, unvergänglicher Geisteshelle herrscht.  
Adam Olschewski, Jazzpodium
 
Aged 85, Saluzzi still has the groove, even when the subject matter is sorrowful – as on opener ‘Adiós Maestro Kancheli’, or touching and reflective as on ‘Don Caye’, subtitled ‘Variations on the work of Cayetano Saluzzi’ – his father. Intimate, profound and layered – you’d think Saluzzi has 20 fingers, to get this amount of texture out of a solo squeezebox – it also occasionally allows a glimpse into a more febrile, vulnerable side of his personality.
Chris Moss, Songlines
 
Schon die ersten Noten dieses Albums ziehen den Zuhörer unweigerlich in ihren Bann, ein Abschiedsgruss an den 2019 verstorbenen Giya Kancheli, einen Musiker und Komponisten aus dem Gebirge Georgiens. Eine Bergseele grüßt die andere über Kontinente hinweg, als ob es keine Grenzen gäbe für den inneren Dialog zwischen verwandten Seelen. […] Die Stimme dieses Bandonens kommt tief aus der Seele diese begnadeten Geschichtenerzählers aus den argentinischen Anden, wo die Schwermut der Milonga starker verwurzelt ist als der tanzbare Tango in den Vorstädten von Buenos Aires […] In Buenos Aires hat sich Saluzzi fast ein Jahr Zeit genommen für dieses Album, das wie ein Testament den Bogen zu seinem ersten Solo-Album für ECM ‘Kultrum’ von 1982 schließt. […] Das abschliessende ‘Ofrenda  - Tocata’ ist als ‘Opfergabe’ eines begnadeten Ausnahmemusikers zu verstehen, dessen Musik zur Transzendenz gefunden hat. Grossartig!
Ruedi Ankli, Jazz’n’more
 
Ein großartiges Solo-Recital des nach-Innen-Horchens, das Tastens nach Stille, das Resümee auch eines langen Lebens für die Musik, für das Bandoneón. Und wenn man fragt, was ein 85-jähriger Solomusiker dieser überdrehten Welt noch zu geben vermag, kann die einfache Antwort nur lauten: alles.
Stefan Franzen, Badische Zeitung  
 
Auf ‘Albores’, den Morgendämmerungen, taucht der 85-jährige Maestro tief in die Erinnerungen seines langen Lebens ein und setzt sie in altersweiser Gelassenheit in zart-melancholisch grundierte Tonpoeme von bewegender Intensität um. Schon wie er im Bass packende Akkorde bildet, die man sich anders als bei einem Akkordeon auf den zahlreichen Knöpfen des Bandoneons selbst zusammenfingern muss, ist ergreifend. Darüber legen sich flirrende, oft gebrochene Melodien, die mal weich gehaucht, dann wieder scharfkantig auflodernd ein imposantes Farbspektrum aufweisen, begleitet von dezentem Klappern der Knöpfe und hörbarem Atmen seines Handzuginstruments, was den organischen Flow atmosphärisch stimmig begleitet. […] Dazu lässt Saluzzi imaginierte Landschaften (etwa ‘La Cruz del Sur’) aufblühen, die früher deutlicher spürbare Einflüsse zu eigenwilliger Pracht sublimieren. Man schwebt entrückt durch ein grandioses Meisterwerk, dessen pure Schönheit bezaubert.
Sven Thielmann, Fono Forum
 
A most compelling and indispensable document of one of the truly singular musicians of our time.
Michael Tucker, Jazz Journal
 
Le bandonéoniste argentin revient avec ‘Albores’, longue épure poétique et mélancolique. […] Dino Saluzzi vit au temps présent, vibre de tout son corps avec cet instrument, l’ouvre comme toujours aux sons d’un monde, comme ici lorsqu’il se souvient de Giya Kancheli, compositeur géorgien mort en 2019 dont il parcourra dix ans plus tôt le répertoire sur le disque ‘Themes from the Songbook’. Le son des boutons sous ses doigts, le souffle long de l’instrument qui se déploie puis se replie, et surtout l’âme, une poésie éternelle qui rime avec une exigence formelle. En fait une affaire d’histoires, la mémoire de mélodies transfigurées, que le musicien dans cet apparent dénuement sublime de quelques touches dissonantes, d’un bref emportement. Le vieil homme ne sera jamais amer, sa mélancolie n’en est que plus douce. Ecoutez-la : elle prend soin de nous, de tous.
Jacques Denis, Libération
 
Listening to Dino Saluzzi play the bandoneon is as far away from listening to someone playing a squeezebox as you can get. In his hands it becomes a virtuoso performance of melody, song and storytelling that is alluring and captivating recalling the traditional and translating it for the present. And with ‘Albores’, meaning ‘dawn’, Saluzzi also hints at the beginning of a new day and new stories to tell.
Nick Lea, Jazz Views
 
In Saluzzis Händen wird die ursprünglich proletarische Ziehharmonika zur großen, orchestralen Orgel mit einer Spannweite zwischen feinst vibrierenden zarten Subtilitäten und großem Pathos. Im magischen Zwiegespräch zwischen dem Meister und seinem Instrument entsteht ein ganzer Kosmos. Atemlos fragen wir uns: Wer spielt hier wen – Saluzzi das Bandoneon oder das Bandoneon Saluzzi?
Peter Rüedi, Die Weltwoche
Recorded in Buenos Aires last year, Albores [Dawn] is among Dino Saluzzi’s most intimate albums, featuring the great Argentine bandoneonist alone with the instrument that has been his constant companion since childhood.
 
ECM has documented Saluzzi’s work in many different creative contexts over the years, but it was as a solo performer that he made his first major statement for the label, with Kultrum (recorded 1982) and then Andina (1988). His bandoneon soliloquies hold a special fascination. To hear Dino playing solo is to hear him thinking aloud, in music that traces aspects of a long life and reflects upon friendships and on spiritual matters, drawing inspiration from the arts and from everyday reality. Like one of his permanent references, Jorge Luis Borges, Saluzzi combines memories, meditations, and imaginative flights in the creation of his own world. “Albores is the outcome of more than six decades of understanding music as the product of reason and discernment,” writes Luján Baudino in the liner notes, “the act of capturing feelings in the depth of the soul.”
 
Often characterised as a “storytelling” musician, Saluzzi’s tales are multi-layered and allusive. The album opens with “Adiós Maestro Kancheli”, a tribute to the Georgian composer Giya Kancheli, who died in 2019. Saluzzi played some of Kancheli’s melodies on the album Themes from the Songbook, recorded in 2010. In his prayerful homage on Albores, Saluzzi alludes to Andean music, a long way from the Caucasus Mountains, perhaps recognising a common bond with another composer whose natural habitat was not the conservatory.
 
For his part, Saluzzi often refers, in his music, to the small villages of his childhood and to the working-class neighbourhoods of Buenos Aires in its golden age. He’s a poet of both the streets and the countryside. “Intimo” paints a picture of “spring reflected in the lights of a yesteryear Buenos Aires.” In “Don Caye - Variaciones sobre obra de Cayetano Saluzzi” he recalls the sounds of his father’s music, the sounds that launched Dino on his long journey. As Dino has said: “We didn’t get any information through the radio or through albums, and there wasn’t any knowledge of academic music or symphonic music or formal concerts when I was very young. But still my father was able to transmit a musical education to me.”
 
In “La Cruz del Sur” Saluzzi draws upon what Lújan Baudino calls “the ancestral sound”: “The tune expresses the sorrow characteristic from the history of Latin America. It permeates Saluzzi’s sound so that he remains mindful of his origins.”
 
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Dino Saluzzi was born in 1935 in the Northwest Argentine province of Salta. After first learning music in the context of the family, he went on to study in Buenos Aires, then returned to the Salta region, consciously embracing its sounds in the new music he was writing then. From the outset, however, he steered clear of rigid stylistic demarcation, and collaborated with musicians across the genres – these including Gato Barbieri, who sought Dino’s help for the rediscovery of his own cultural roots on Chapter One: Latin America.
 
Since the early 1980s Dino has appeared in many contexts on ECM, from solo and duo to ensembles and orchestral music. Several recordings feature his family band: these include Mojotoro (1991), Juan Condori (2005) and El Valle de la Infancia (2013). Dino’s son, guitarist José Maria, also joins his father in trios completed by Marc Johnson (Cite de la musique, 1997) and Palle Danielsson (Responsorium, 2001). Other meetings with jazz musicians are Once Upon A Time Far Away in the South, with Charlie Haden, Palle Mikkelborg and Pierre Favre (1985), Volver with Enrico Rava (1986), and a duo recording with Jon Christensen (Senderos, 2002). Dino’s pieces for string quartet and bandoneon were recorded with the Rosamunde Quartet (Kultrum, 1998), and there were further collaborations with cellist Anja Lechner, as on Ojos Negros (2006). Dino, Anja Lechner and Dino’s saxophonist brother Felix Saluzzi were the soloists with the Metropole Orchestra on El Encuentro, where Dino’s music was conducted by Jules Buckley (2009). Subsequently, Dino and Felix Saluzzi and Anja Lechner formed a new trio, documented on Navidad de Los Andes (2010). Dino’s compositions for solo piano were recorded by Horacio Lavendera on Imágenes (2013).
 
The highly evocative quality of Dino Saluzzi’s music has been noted by directors and his work been integrated into important films including Jean-Luc Godard’s Nouvelle Vague and Histoire(s) du Cinéma, Pedro Almodóvar’s All About My Mother, and most recently Fernando Meirelles’ The Two Popes.
 
Albores was recorded at Saluzzi Music Studios between February and October 2019; the album was produced by Manfred Eicher.
 
CD booklet includes liner notes by Luján Baudino in Spanish and English, and photographs by Juan Hitters, Lisa Franz and Gérard de Haro.