Jarrett spielt […) mit einer solch grandiosen Selbstverständlichkeit, ja Natürlichkeit, wie fließende musikalische Gedanken, dass es buchstäblich nur so und nicht anders sein kann. Nur am Klavier gespielt und nur von Keith Jarrett. […] Er empfindet mit, wie er überhaupt immer an Carl Philipp Emanuels Seite steht, nie besserwisserisch oder liebedienerisch. Ein Musiker müsse selbst gerührt sein, um andere zu rühren, hat der Bach-Sohn einmal gesagt. Keith Jarrett beglaubigt das mit jedem Takt seines Spiels. […] Die Württembergischen Sonaten hat er 1994 aufgenommen, in der Hochphase seiner Auseinandersetzung mit Bach-Vater. Dass sie jetzt veröffentlicht werden, ist eine Verbeugung des Plattenlabels ECM vor Jarrett, vor seiner Lebensleistung als Jazz-Virtuose und begnadeter klassischer Musiker. Allein sein Anschlag! Carl Philipp Emanuel Bach auf dem Flügel so zu spielen, dass das Cembalo darin immer durchhörbar bleibt, ist ein großes, sinnliches, zärtliches Vergnügen.
Christine Lemke-Matwey, Südwestrundfunk
Avec la grâce deses Mozart et la souple rigueur de ses Bach (le père), l’artiste chemine au fil de ces sonates fantasques, baignées de joie et de lumière. Même si, au gré d’un movement lent, une douce mélancolie, profonde et pudique, permet à l’enchanteur Jarrett de quitter les rives sereines et ensoleillées des fluides allegro pour plonger dans des eaux mystérieuses. […] Ceux qui ont côtoyé ou même épisodiquement rencontré ce perfectionniste […] témoignent du soin maniaque qu’il accordait au moindre detail de ses concerts et enregistrements. Condition sans doute nécessaire à un résultat aussi évident, débarrassé detout carcan. Toujours impeccable, la prise de son restituée par ECM enveloppe l’auditeur sans l’étouffer: l’interprète et l’instrumentse sont-ils invites dans son salon, hôtes exceptionnels et pourtant étonnamment familiers?
Emmanuelle Giuliani, La Croix
Er spielt jedes Forte, jedes Piano, jede Verzierung, die der 30-jährige Bach drucken ließ, jede Tempoänderung – aber nie extrem. […] Krasse Akzente sind selten. Natürlich unterscheidet man legato und staccato, aber eher so nebenher. Jarrett kann allerdings sehr trennscharf spielen, wenn er will, technisch ist alles da. Er formt Linien und Klänge weniger, als dass er ihnen nachsinnt, während seine Hände sie freiwerden lassen, er scheint hinter ihnen etwas zu sehen, weniger eine Person als eine Gegend. Es ist eine rare Mischung aus Bewusstheit und Absichtslosigkeit, die man da hört. Um so realer und lebendiger wird alles, um so mehr ist man verblüfft oder sogar entzückt von jähen Verzögerungen, harmonischen Gewagtheiten. […] Und Carl Philipp steht die ganze Zeit im Freien. Nicht als interessante Gestalt irgendwo zwischen Johann Sebastian und Wolfgang Amadeus, nicht an irgendeinem historischen Platz, sondern mit Blick auf eine eigene Welt, so weit, dass sie sich mit unserer berührt und das Licht verändert – zum Helleren, in diesem Fall.
Volker Hagedorn, Van-Magazin
Der versierte Improvisateur Jarrett lässt jede einzelne Phrase dieser Musik lebendig werden und haucht ihr auch knapp 300 Jahre nach ihrer Entstehung eine Spontanität ein, die ihresgleichen sucht. C.P.E. Bachs Dank für diese Aufnahme wäre Jarrett sicher – er formulierte einst: ‘Aus der Seele muss man spielen, nicht wie ein abgerichteter Vogel. Ein Clavierist von dieser Art verdienet allezeit mehr Dank als ein andrer Musikus.’
Marie-Theres Himmler, Österreichischer Rundfunk
Jarrett’s playing is nuanced and varied, admittedly in a way a clavichord couldn’t reproduce. He states the beautiful melody of the Adagio in the Sonata No. 2 in A-Flat Major boldly, draws back, and then returns to his initial approach in a convincing manner. It is a touching performance, as is his playing of the Andante in the Sonata No. 4 in B-Flat Major, which begins with single note delineation of the main melody. […] Jarrett’s particular lyrical style fits C.P.E. Bach notably. His recording should attract new listeners to Bach’s second son.
Michael Ullman, Arts Fuse
Jarrett, der auf Cembalo und Klavier gleichermassen reüssierte, schärft mit der Wahl des Flügels für diese Bach-Sonaten einmal mehr den Blick auf Unterschiede, Potentiale und Limitierungen beider Instrumente. Und es verwundert kaum, daß er auch bei diesen Einspielungen überzeugend vermag, Klangkultur und Eigenheiten des älteren Instrumentes stil- und idiom-sicher auf den modernen Konzertflügel zu übertragen und damit klanglich das Beste aus beiden Welten zu generieren. Jarretts extravagante, bewegliche und von reichen koloristischen Potentialen getragene Pianistik, seine der Clarté und der Kontur verpflichtete Spielkultur bedarf nicht des aufgesetzten resp. redundanten Effekts, vermag allerdings eindringlich Komplexität und Raffinement des Notentextes auszugestalten. Arpeggien, Triller, Verzierungen, Dialoge von rechter und linker Hand: Jarrett setzt sie so licht und transparent wie markiert in Szene, ohne zu buchstabieren. Wie selbstverständlich, irisierend wie leichthändig fügen sich dabei subtiles Modellieren und elaboriertes Gestalten zu natürlichem Klangfluss. […] Ein grandioses Statement. Und: State of the Art.
Martin Hoffmeister, Mitteldeutscher Rundfunk
Noch wurden die ‘württembergischen’ Sonaten vom intellektuell bestens eingebundenen Bach-Sohn für Cembalo komponiert; erst später dann wandte er sich dem Clavichord, ja dem Fortepiano zu. Doch Keith Jarrett, der den Bach-Vater ja auch immer wieder auf dem Cembalo interpretierte, entschied sich 1994 in New Jersey nicht für das historische Instrument, sondern für den modernen Flügel. Darauf interpretiert er die ‘Württembergischen’ des knapp 30-jährigen C. P. E. Bach, drei in Moll, drei in Dur. Er habe damals das Gefühl gehabt, ‘dass es noch Raum für eine Klavierversion gab’, erklärt Jarrett heute. Wesentlich freilich bei jeglicher Instrumentenwahl bleibt, inwieweit der ‘Sturm und Drang’-Charakter der sechs Sonaten gewahrt wird, dieser Sturm und Drang, der über den seinerzeit angesagten empfindsamen Stil noch hinausgeht. Diesbezüglich kann Jarrett durchaus mithalten mit den Anforderungen der zwölf- bis 15-minütigen dreisätzigen Sonaten. Sein Spiel ist ausgesprochen versiert, technisch nahezu lupenrein, in Teilen auch virtuos. In Abänderung eines Mozart-Zitats über C. P. E. Bach kann behauptet werden: Jarrett ‘kann was Rechts und hat es vom Bach-Sohn gelernt’.
Rüdiger Heinze, Augsburger Allgemeine
Die Einspielung der Sonaten von Carl Philipp Emanuel Bach fällt in die ‘klassische’ Phase Jarretts, und der zwingende Fluss, den sein Spiel erzeugt, die schattierungsreiche, sensible Interpretation auf dem modernen Flügel gewinnt dieser Musik neue Facetten ab. In der sechsten Sonate werden auch die Brüche und kompositorischen Neuerungen der Tonschöpfungen offengelegt – ein wichtiges Element von Keith Jarretts Kunst.
Florian Oberhumer, Salzburger Nachrichten
Understated brilliance.
Olivia Giovetti, Van Magazine
C.P.E.’s 6 Württemberg Sonatas are the subject of this 1994 recording; he mentions that even after listening to harpsichord versions, he felt there is still a space for a modern piano rendition. The A Minor Sonata sees Jarrett giving the low and middle ranges an assertive robustness and the upper a lovely, delicate transparency. […] One especially interesting perspective this performance reveals is an almost fortepiano-like quality of the instrument (Jarrett’s beloved Bosendorfer? The booklet doesn’t specify.) Part of this has to do with the piano’s natural temperament but the pianist’s articulation enunciates individual notes, even in the tightest trills. This helps evoke a realistic sound resembling leather hammers hitting the strings.
Azusa Ueno, The Classic Review
Da Jarrett sich nun krankheitsbedingt endgültig vom Klavierspiel verabschiedet hat, ist das Tonarchiv seines Langzeit-Labels ECM gefragt. Und daraus hat man jetzt eine weitere, bislang unveröffentlichte Bach-Einspielung hervorgezaubert. Die 1994 entstandene Aufnahme dreht sich aber nicht erneut um Johann Sebastian, sondern diesmal um den Junior Carl Philipp Emanuel. Und dass sich Jarrett diesem Komponisten und seinen sechs ‘Württembergischen Sonaten’ Wq. 49 widmet, spricht nicht nur für seinen exzellenten Geschmack. Er spielt diese dreisätzigen Sonaten mit der Gewissheit, dass ohne sie der Musikgeschichte mehr als nur etwas fehlen würde. Mit seinem kostbar natürlichen Anschlag feiert Jarrett die Gedankenvielfalt und den Ausdrucksreichtum dieser Werke, die das Erbe der Barockmusik nicht verfehlen und doch schon die Zukunft im Blick haben. Noble Aria-Kunst wechselt sich so bei Jarrett mit pulsierender Unruhe ab. Das Zarte und Empfindsame findet sich bei ihm genauso wie der auf den Hörer überspringende Freudenfunke, wenn Jarrett selbst im Vertrauten den Überraschungstäter Bach entdeckt.
Guido Fischer, Rondo
Das Cover der Württembergischen (Sonaten) zeig einen Highway in geradezu Cormac McCarthyscher Ödnis. Gerade und schwarz zieht sich der Asphalt links zum Horizont. Karg und wild bereitet sich die Landschaft rechts darauf vor, sich die Straße zurückzuholen. Ordnung und Chaos im Zweigespräch, Zivilisation und Zügellosigkeit, Gebändigtheit und Gelöstheit – man hätte sich kaum eine bessere Illustration denken können für das, was sich in den sechs gerade mal gut viertelstündigen Stücken ab- und mit dem Keith Jarrett spielt. […] ‚Aus der Seele‘, hat Carl Philipp Emanuel Bach geschrieben, ‚muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel‘. Von abgerichteten Vögeln ist in Keith Jarretts musikalischer Miniserie keine Spur. Die ist so klar wie ein Bergsee, durch den musikalische Gedanken schwimmen wie schillernde Fische. Und sie ist so schön, dass man sie allen von der Wirklichkeit gegenwärtig Wundeschlagegenen als Vademecum nur empfehlen kann.
Elmar Krekeler, Die Welt
Keith Jarrett stopped performing and recording five years ago, after two strokes that left him partially paralyzed on one side of his body. This put a halt on one of the most illustrious musical careers of my lifetime. But I have a hunch that Jarrett’s producer Manfred Eicher has accumulated lots of unreleased Jarrett music over the course of a partnership that has lasted more than half a century. This double album of Jarrett playing C.P.E. Bach’s ’Württemberg Sonatas’ is a case in point. Why would Jarrett and Eicher leave these glorious tracks on a shelf for three decades? This is one of my favorite classical albums of the year – and makes me wonder what else is hidden away in those ECM archives.
Ted Gioia, The Honest Broker
Es hat eine ganz delikate Anschlagskultur – und wenn es dann virtuoser wird,strahlt es eine große Mühelosigkeit aus. […] genial umgesetzt.
Cornelia de Reese, Deutschlandfunk Kultur
Mit seinem Carl Philipp Emanuel Bach kann er zufrieden sein. Bei den für Cembalo geschriebenen sechs Sonaten, die wie eine Zaubermusik des Übergangs zwischen Barock und Wiener Klassik wirken, herrschen Klarheit, Leichtigkeit und ästhetische Strenge. Dennoch ist da impulsives Leben, hebt die Musik auch poetisch ab.
Ljubiša Tošić, Der Standard
Keith Jarrett spielt dieseMusik, die fürs Cembalo komponiert war, als öffne und erweitere er ihren Raum. Sein Anschlag ist gewiss spitzfingrig, er wattiert den Klang nur sanft mit dem Nachhallpedal, er fühlt sich also in die historische Erlebniswelt der damaligen Hörer ein. Andererseits gelingt ihm auf dem Steinway eine fast moderne Subtilität, die enorm ist. Vor allem lauscht er aufmerksam den von Pausen zerrissenen, von bizzaren Harmoniewechseln kolorierten Prozessen dieser Musik. Das neue Bach-Ergebnis ist jedenfalls eine spannende Heimsuchung – und eine wunderbare Heimholung.
Wolfram Goertz, Rheinische Post
Dating from 1994 (and never issued before), Keith Jarrett, who recorded music by JS Bach around the same time, also turned his attention and brilliant playing to music by Carl Philip Emanuel, with wonderful results. […] In the intervening years other pianists have, too, [recorded on the piano] and it’s no disrespect to them to say that Jarrett moves straight to the top of the list of interpreters on the instrument.
Fabrice Fitch, Gramophone
The inventiveness and unexpected twists and turns of the music emerge, especially in the minor-key slow movements of the Fourth and Fifth sonatas.
Martin Cotton, BBC Music Magazine
Die Musik des Bach-Sohnes wird von Keith Jarrett, darf man sagen, zum Juwel erhoben. […] Mit den nun veröffentlichten ‘Württembergischen Sonaten’ Bachs hat sich Keith Jarrett jetzt erneut als Klassik-Pianist von technischer Souveränität, stilistischer Eleganz und Empfindsamkeit in Erinnerung gebracht. Und der Bach-Sohn gelangt mit den Aufnahmen zu gesteigertem Ruhm. […] Keith Jarrett gelingt es dank der ihm eigenen sehr ernsthaften Brillanz, die Sonaten flüssig, pointiert, quasi akut werden zu lassen.
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
Carl Philipp Emanuel Bach war ein Pionier zwischen Barock und Klassik, ein hoch gebildeter und universeller Künstler, der die Techniken des Klavierspiels entscheidend vorangetrieben hat und auch heute noch mehr Aufmerksamkeit verdient. […] Keith Jarrett hat sich Anfang der 90er Jahre mit den sechs sogenannten ‘Württembergischen Sonaten’ von Carl Philipp Emanuel Bach beschäftigt, nach einer Periode, in der er Musik vom Bach-Vater eingespielt hatte: das komplette Wohltemperierte Klavier, die Goldberg-Variationen und drei Gambensonaten, darüber hinaus die von Bach inspirierten Präludien und Fugen von Schostakowitsch und Suiten des Bach-Zeitgenossen Georg Friedrich Händel. Keith Jarrett spielt die 1744 veröffentlichten Sonaten von Carl Philipp Emanuel auf dem modernen Flügel, weil er das Gefühl hatte, dass es ‘noch Raum für eine Klavierversion gab’, heißt es im Booklet. Und das nimmt man ihm ab, ohne ein historisches Instrument zu vermissen. Unprätentiös und fließend spielt Keith Jarrett. Er durchleuchtet einzelne Phrasen ohne auf Effekte zu zielen. […] Aber Jarrett überzeugt mit anderer mutiger Konsequenz, weil er diese Musik introvertiert, innig und doch in sich schlüssig durchschreitet, ohne Show, ehrlich und empathisch. Offensichtlich hat er die viel zitierten Worte von Carl Philipp Emanuel verinnerlicht, dass ein Musiker selbst gerührt sein müsse, um andere zu rühren. Denn: Keith Jarrett berührt und zeigt einmal mehr eine faszinierende Seite seiner Musikerpersönlichkeit.
Meret Forster, Bayerischer Rundfunk
Die Stücke werden nur selten gespielt und wenn, dann auf einem Cembalo. ’I felt there was room for a piano version’, sagt Jarrett, heute78. Er interpretiert Bachs Sonaten hier mit der ihm eigenen Eleganz, Hingabe und Natürlichkeit – eine echte Offenbarung.
Miriam Damev, Falter
This is a refined, elegant account of these six extraordinary sonatas
Will Yeoman, Limelight Magazine
Il chante d’une voixs ensible, en un équilibre supérieurement organisé et maîtrisé, sur les sentiments, les articulations, les lignes brisées, les points d’arrêts, les relances d’un discours euphorisant et rêveur. Jarrett est délié et inspire, libre et rigoureux.
Alain Lompech, Pianiste
Jarrett is alive to the inner workings of Bach’s imagination and his grasp of how all of the often heterodox elements of these sonatas fit together is immaculate. […] I hope Jarrett’s fame brings new listeners to this marvellous music and to Jarrett’s superbly sensitive rendering of it. For in the end the best qualities of these accounts are Jarrett’s refined responsiveness and subtle delicacy of touch rather than anything more extrovert. A reminder perhaps that for all their virtuosity and flights of fancy these were sonatas most likely written for domestic usage rather than the public arena. In their strange and intoxicating internal world, Jarrett is a sane and wise guide.
David McDade, Music Web International
Immer wieder lebt diese Musik von ihren Nuancen. Und diese spielt Keith Jarrett voll aus. Mit schlankem Flügelklang, großerTransparenz, feindosierter Dynamik und schönen Echoeffekten wirkt sein Klavierspiel dabei stets natürlich. Die schnellen Sätze spielt er mit dem richtigen Drive, zudem wirken die fantasieartigen Passagen bei Jarrett so frei, als habe er sie gerade improvisiert.
Gregor Willmes, Fono Forum (Choice of the month)
Alongside his own compositions, throughout his career Jarrett always explored the central keyboard repertoire of JS Bach, Handel, Shostakovich and others. Perhaps in recognition of the pianist’s declining career, owing to ill health, ECM has belatedly released his lithe, intelligent performances of the six Württemberg Sonatas by Carl Philipp Emanuel Bach, written for harpsichord in 1742-3. The fifth child of Johann Sebastian Bach, with his own bright streak of individuality, ‘CPE’ bridges the baroque era of his father and the coming age of Haydn and Mozart. Recorded by Jarrett in his Cavelight studios, New Jersey, in 1994, these sparkling, almost improvised-sounding sonatas chime with the pianist’s own ingenuity and virtuosity. Paul Griffiths has provided an elegant booklet note.
Fiona Maddocks, The Observer
Keith Jarrett wäre nicht Keith Jarrett, würde er nicht auch hier aus ganz eigener Intention heraus agieren und die Musik als Material, nicht als Evangelium nutzen. Das heißt: Er überträgt die sechs Sonaten – eingespielt auf zwei CDs- auf sein Instrument: auf das Klavier. […] Der junge Bach ist ein Bach, aber ein neuer. Ein Bach, der aus den Tiefen kontrapunktischer Strenge aufsteigt zum stetig sich ändernden Licht der Zeit, darin seiner selbst gewahr wird und diese Innenschau nach außen trägt – mal versponnen-versonnen, sich aufreibend im kunstvollen Gestalten der Welt und ihrer Fugen, mal temperamentvoll parlierend Berge versetzend und übermütig die Weite der Welt durchmessend wie Heidi die Bergwiesen. Das ist die Musik Keith Jarretts – und das ist sein Spiel im Ergreifen des Möglichen und Durchspielen aller seiner Facetten. Diesen Mut hat Carl Philipp Emanuel Bach in Auflehnung gegen das Korsett väterlicher kompositorischer Diktion bewiesen – und diesem Mut gibt Keith Jarrett sein Bekenntnis mit, indem er jeder musikalischen Nuance raumlässt, ausspielt, was sich nach freiem Klang sehnt, und natürlicher Sehnsucht mit natürlichem Ausdruck begegnet, den die Zeit braucht.
Klaus-Martin Bresgott, Zeitzeichen
Carl Philipp Emanuel Bach occupies a transitional position. His music, unlike his renowned father’s, is very much of the Classical period but with retrospective formal and contrapuntal elements. Each sonata is cast in three movements. The writing alternates between back-and-forth counterpoint in sparse Baroque-ish textures and Haydnesque chordal chugging, with minor keys that hint at Mozartean drama. Many melodic lines incorporate elaborate decoration, pointing the way to Bellini’s vocal lines and Chopin’s instrumental ones. The composer pivots expertly between these disparate elements; the last two of the six, each beginning with an elaborate French overture, are the most backward-looking. A good jazz player needs dexterous fingers—think of those improvisations—and Jarrett has digital technique to spare. The various little scales, turns, and trills are uniformly articulate and limpid, equally balanced between hands. He inflects the themes easily and smoothly, following the phrase shapes, and draws expressive tension from numerous short-term cross-relations, minor to major and back. His rhythmic address is astute; some of the duple movements have a hearty lilt recalling Dad’s ‘Italian Concerto.’ […] I didn’t notice the engineering—high praise indeed. This is delightful.
Stephen Francis Vasta, Stereophile
La nuova uscita sorprende perché nella scrittura del Bach figlio Jarrett trova una dose di asimmetria e ‘blues’ (termine che qui usiamo pertradurre, provocatoriamente, il concetto tedesco di ‘Empfindsamkeit’, sensibilità) chegliè molto congeniale.
Carlo Fiore, Classic Voice
Fast 30 Jahre hat diese Aufnahme auf dem Buckel, denn 1994 hat Keith Jarrett die sogenannten Württembergischen Sonaten für das Label ECM aufgenommen, erst jetzt sind sie erschienen. Ich bin überrascht, wie frisch und inspiriert sie noch immer klingen. […] Keith Jarrett gelingt es tatsächlich, diese Musik mit großer Klarheit und stringenter Linie zu interpretieren. Für Sentimentalitäten hat er keinen Sinn und so klingt auch ein langsamer Satz wie das Adagio aus der fünften der Württembergschen Sonaten alles andere als rührselig. […] in der Konsequenz von Jarretts Interpretation liegt etwas Überzeugendes.
Barbara Winkler, Südwestrundfunk
Wenn Sie das Gefühl haben, der Alltag wächst Ihnen über den Kopf, hören Sie diese Platte – es schimmert dann doch noch etwas Schönheit durch die Wirren dieser Welt.
Janko Tietz, Der Spiegel
Für eine Klavierversion dieser Qualität sollte es in der Tat Platz in jedem CD-Regal eines Klaviermusik-Enthusiasten geben. Denn Jarrett gelingt es, in seinem Spiel die Transparenz und Schlankheit des Hammerflügel-Tons durchklingen zu lassen, ohne dass sich einem jemals das Gefühl vermittelt, als wollte er dieses auf dem modernen Flügel imitieren. Gleichzeitig spielt er diese Stücke mit soviel Klangsinn und fein nuanciertem Anschlag, dass es eine wahre Freude ist.
Mario-Felix Vogt, Pianist Magazin
With love from one free spirit to another: even Jarrett’s loving but idiosyncratic way with ‘The Well-Tempered Clavier’ is no preparation for the joyous and complete meeting of minds on show here. Dedicated to the teenage Duke of Württemberg and published in 1744, this high-point of Late-Baroque, early-piano writing is often as not heard on the harpsichord. Jarrett’s touch makes it sound perfectly at home on a modern piano.
Peter Quantrill, Pianist Magazine
Wenn Sie das Gefühl haben, der Alltag wächst Ihnen über den Kopf, hören Sie diese Platte – es schimmert dann doch noch etwas Schönheit durch die Wirren dieser Welt.
Janko Tietz, Der Spiegel
Jarrett’s approach to this music is rooted in his renowned understanding of improvisation, resulting in interpretations which are simultaneously surprising and delightful, though never ostentatious or imposing. Bach was a magnificent improviser and, while Jarrett does not often follow historically informed performance practices and presents this music on a modern piano, his ability to find colours, textures and affects within individual movements and depict the architecture of the whole is unparalleled. A duo of musical polymaths, this recording is a fine testament to the musical genius of C.P.E. Bach and Keith Jarrett, rewarding listeners with the rare combination of brilliance from both composer and interpreter.
Matthew Whitfield, The Whole Note
Die kompositorische Freiheit wird hier keineswegs als Aufforderung zu interpretatorischer Willkür missverstanden, vielmehr als Mittel einer ungemein differenzierten Dynamik, fein ausgehorchten Akzentuierung und klangfarbenreichen Phrasierung genutzt. […] Was vor allem besticht, ist die behutsame Anschlagskultur, die erkennen lässt, wie sehr sich Jarrett jener Umbruchszeit bewusst ist, in der das nur über eine Stufendynamik verfügende, zierlich starre Cembalo noch im Gebrauch war […] Jarrett übertreibt auf dem modernen Flügel nie, lässt die kühnen Harmoniewechsel […] nahezu selbst ihren Reiz des Überraschenden entfalten. Dann wieder gelingt ihm eine ganz natürlich erscheinende Schönheit des einzelnen Tons in den unterschiedlichen Andante-Sätzen, ein unaufgeregt heiterer Tonfall im Poco allegro der As-Dur-Sonate, ein ausdrucksvolles Melos ohnehin. Und über allen schwebt jene ästhetische Übereinkunft, die auch bei Bach an erster Stelle stand: der gute Geschmack.
Wolfgang Sandner, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Jarrett zeigt sich als famoser Kenner der Materie, findet den richtigen Zugang zu diesem als ‘empfindsam’ bezeichneten Stil, der seine Zuhörer vor allem überraschen sollte und daher soviele charakterliche Wechsel in sich birgt. Jarrett kann mit einer nuancenreichen Anschlagtechnik aufwarten, die sein Spiel immer schon kennzeichnete. Doch gerade die Tempi sind so geschickt, die Akzente auf dem modernen Flügel so eindringlich gewählt, dass er eine intensive wie spannungsgeladene Interpretation dieser ohnehin fantastischen Sonaten liefert, die man in dieser Sicherheit und gleichzeitigen Freiheit nur selten hört.
Carsten Dürer, Piano News