The iconic French street artist Ernest Pignon-Ernest provides chief inspiration for ‘Characters On A Wall’, a lively new album by clarinetist Louis Sclavis. Evoking an aesthetic of urban intervention on pieces like ‘L’heure Pasolini’ and ‘Prison’, Sclavis enlists a flexible rhythm section: pianist Benjamin Moussay, bassist Sarah Murcia and drummer Christophe Lavergne.
Nate Chinen, WBGO
Sclavis widmete Pignon-Ernest, beide kennen sich seit über dreißig Jahren, bereits 2002 ein vielbeachtetes Album, ‘Napoli's Walls’, das sich auf eine Arbeit des Künstlers in Neapel bezog. Diesmal ist die Sache anders, denn Sclavis nimmt in höchst subtiler Art und Weise Bezug auf das Gesamtwerk Pignon-Ernests. Für sein 13. Album beim ECM-Label, das erstmals mit der im Jazz ‘traditionellen’ Rhythmusformation aus Klavier, Baß und Schlagzeug entstand, mit Manfred Eicher als Produzent, schuf Sclavis eine klanglich ungemein reizvolle Musik, die nichts illustriert oder erklären will, sondern das Innenleben dieser Kunstwerke besinnlich erfühlt.
Karl Lippegaus, Deutschlandfunk
15 years after ‘Napoli’s Walls’ (ECM, 2004), French clarinetist Louis Sclavis revisits the street art of Ernest Pignon-Ernest, using it as an inspiration for his musical journeys. At odds with that first chapter - shaped with reeds, cello, electronics, vocals, guitar, and brass - this more comprehensive new work, titled ‘Characters On a Wall’, features the clarinetist leading an acoustic quartet whose musical richness is exalted by pianist Benjamin Moussay, a frequent collaborator, and two younger talents, bassist Sarah Murcia and drummer Christophe Lavergne. […] Sclavis’ new angle of approach is a triumph. By turns, the music enraptures, grooves, and soars, disseminating a commendable energy that fulfills even in moments of contemplative reserve or ambiguous exploration.
Felipe Freitas, Jazz Trail
Louis Sclavis, eine der zentralen Lichtgestalten der zeitgenössischen französischen Musikszene, hat in den letzten vierzig Jahren seine Experimentierfreude und alle Genregrenzen negierende Spiellust schon in so verschiedenartig und unorthodox zusammengesetzten Formationen ausgelebt, dass es richtig auffällt, wenn er nun in einer ‘klassischen’ Klavier-Bass-Schlagzeug-Holzbläser-Band tatsächlich Jazz spielt. Und, um es gleich vorwegzunehmen, auch dieses für ihn etwas ungewohnte Outfit steht ihm ausgezeichnet. […] Benjamin Moussey hat das spannungsgeladene und mit Überraschungen gespickte Stück ‘Shadows and Lines’ beigesteuert und erweist sich wie auch schon auf Sclavis‘ Alben ‘Sources’ und ‘Silk And Salt Melodies’ als smarter Pianist mit einem Hang zu wunderschönen lyrischen Klangbildern, die besonders in den melancholisch angehauchten Stücken (‘La dame de Martigues’) wunderbar zur Geltung kommen. Die J.F. Jenny-Clarke-Schülerin Sarah Murcia verblüfft mit kraftvoll-vitalen Soli, bildet zugleich aber auch mit dem einfühlsam und abwechslungsreich vorantreibenden Christophe Lavergne ein ideales Rhythmusgespann. Und Louis Sclavis zeigt sich sowohl kompositorisch als auch spieltechnisch von seiner allerbesten Seite. Seine expressiven, mit großem Einfühlungsvermögen und spürbarer Leidenschaft intonierten Soli rufen wieder einmal eindrucksvoll in Erinnerung, dass er das Spiel auf Klarinette und Bassklarinette auf ein schier unglaubliches Level gehievt hat.
Peter Füßl, Kultur
Louis Sclavis ist ein Musiker, der das Nicht-Eindeutige, das reizvoll Schillernde beherrscht. Seine Klänge werfen gern Fragen auf, er treibt ein subtiles Spiel mit Farben und Nuancen. Das gelingt ihm auf dieser CD besonders gut. Manchmal mit Tönen, denen ein Minimum an Bewegung genügt – das sind dann oft tiefe Töne, die auch im übertragenen Sinn in Tiefenregionen vordringen. Es sind Klänge, die etwas von einer Filmmusik haben. Und es ist wirklich Musik zu Bildern. Aber zu nicht bewegten Bildern. Louis Sclavis ist fasziniert vom Werk des französischen Künstlers Ernest Pignon-Ernest, der Mauern in Paris, Neapel oder auch Ramallah mit Schwarzweiß-Zeichnungen versah, denen oft eine lebensechte Dramatik innewohnt. […] Die meisten Stücke auf dieser CD sind Kompositionen, zwei sind offenbar freie Improvisationen, nur als ‘Skizzen’ benannt. Und alle entwickeln sie ein Eigenleben, das nicht kalt lassen kann. In einigen wenigen Momenten auch mit schnellen Tönen, in denen das Dramatische offener zutage tritt. Jazz mit ganz eigenen, neuen Horizonten – einer, der sich mit der Welt auseinandersetzt und selber dadurch viel gewinnt.
Roland Spiegel, Bayerischer Rundfunk
Explorant ici un éventail plus large des collages in situ de l’artiste […] pour en transposer ‘la dYnamique, l’émotion et le rythme’, le clarinettiste met en œuvre un ensemble de compositions destinées à donner libre cours à la singularité expressive de son nouveau quartette. […] L’ écriture ultra-sensible de Sclavis se déploie en une suite où chacune des compositions trouve sa place, nouveaux ‘Tableaux d’une exposition’ mis en valeur par une excellente prise de son.
Thierry P. Benizeau, Jazz Magazine
Wie kongenial der Pianist Benjamin Moussay, die Bassistin Sarah Murcia und der Drummer Christophe Lavergne auf Sclavis’ musikalische Vorstellungen eingehen, demonstriert das Quartett in den gemeinsam kreierten Stücken ‘Esquisse 1’ und ‘Esquisse 2’. Im Ausklang ‘Darwich Dans la Ville’ sind die brillanten Motive des Pianisten ebenso zu bewundern, wie die Tonfiguren der Bassistin und die unaufdringlichen Rhythmen des Drummers.
Gerd Filtgen, Fono Forum
Der Eindruck einer dunklen Sound-Atmosphäre hat ganz sicher auch mit der Besetzung von Sclavis‘ Quartett zu tun, in dem die (Bass-)Klarinette für Piano, Drums und Akustikbass den Ton angibt, ohne zu dominieren. Sclavis‘ Musik swingt (meist) nicht, sie bewegt sich gemächlich, hat Wurzeln ebenso in zeitgenössischer Kammermusik wie im Modern Jazz europäischer Prägung und auch in punktuellen Tanz- und Liedmotiven eine folkloristische Teilheimat. Sie lebt vom Kontrast heller (Piano und Perkussion) und dunkler (Bass-Klarinette und akustischer Bass) Sounds. Sie überrumpelt nicht, sie überzeugt und packt den Hörer gerade da, wo sie nicht dick aufträgt, sondern den je spezifischen Sound der beteiligten Instrumente zu einem tragenden Element werden lässt. Man kann sich diese Quartettaufnahme bestens als Soundtrack für ein Neapel-Feature zwischen Camorra-Gewalt und dunklen Gassen voll lärmigen Lebens vorstellen. Jazzaffin und mit reizvollen Soundkontrasten ermöglichen die ‚Characters On A Wall‘ einen so leichten Zugang zu Sclavis‘ Musik wie nie zuvor bei einer seiner früheren Aufnahmen.
Heribert Ickerott, Jazzpodium
Mit ‘Characters On A Wall’ hat Sclavis nun schon ein zweites Album veröffentlicht, das seine enge Verbundenheit mit den Arbeiten Pignon-Ernests musikalisch zum Ausdruck bringt. Sclavis gelingt es, sich auf sehr sehr differenzierte und empathische Weise diesen Werken musikalisch anzunähern, seine Gefühle und Gedanken klanglich auszudrücken. Gemeinsam mit Benjamin Moussay (Piano), Sarah Murcia (Bass) und Christophe Lavergne (Schlagzeug) bleibt der Ausgangspunkt der Musik ein magischer, ein offener Ort. Nichts wird durch virtuose oder dynamische Betriebsamkeit entweiht. Musik aus dem Blickwinkel eines fühlenden Betrachters. Die Stille, die Sensibilität in der Hingabe wirkt subtil und fasziniert durch eine akustische Balance. Dabei ist diese Musik universell. Sie ‘funktioniert’ ebenso großartig ohne Vorgaben. Trotzdem ist ‘Characters On A Wall’ weitab jedweder Selbstinszenierung eine respektvolle Verbeugung vor der Kunst. Und Sclavis zeigt sich als Mittler, als ein Meister der Einfühlungsgabe.
Jörg Konrad, Kultkomplott
Vor allem Sclavis’ Bassklarinette ist es, die mit ihren tiefräumigen Nuancen, ihrer klanglichen Weite, ihren spröden und fragilen Obertönen melodische Linien ausspannt und Klangwelten entwirft, die den plastischen Bildwirkungen Pignon-Ernests und seiner vehement behaupteten Unentschiedenheit zwischen Historismus und resoluter Gegenwärtigkeit gewachsen sind. […] Das alles geschieht über weite Strecken mit einer Behutsamkeit in der Artikulation, als habe man es bei dieser Musik mit heikel-fragilen Objekten zu tun, die bei unvorsichtiger Berührung schon zu unstrukturiertem Staub zerfallen könnten. Manchmal aber macht die Band auch die Leinen los und improvisiert sich mit Entschlossenheit über Abgründe hinweg, die gleichwohl im Vorbeitstürmen deutlich wahrnehmbar bleiben.
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau
‘Characters On A Wall’ features Sclavis’s most ‘jazz’ line up for a while, with acoustic piano, bass and drums – no wailing guitars or cello. The mood is delicately bitter sweet, full of brooding lyricism with tunes rarely moving at above walking pace. When they do , Sarah Murcia reveals herself as a wonderfully lithe double bass player. Benjamin Moussay on piano creates a filigree backdrop for the leader’s clarinet and bass clarinet. His playing is sometimes playful, sometimes mournful, but always melodically inventive. They are a fine band.
John Bungey, The Times
Sclavis hat eine junge, hochbegabte Gruppe um sich, deren Rhythmusachse von Sarah Murcia und Christophe Lavergne gebildet wird. Das Ensemble harmoniert perfekt und gestaltet mit Anleihen in klassischer und kammermusikalischer Richtung ein Jazzalbum, das einen aufmerksamen Zuhörer vorausetzt und seine wahre Schönheit nicht gleich im ersten Anlauf offenbart.
Ruedi Ankli, Jazz’n’More
Der Jazzklarinettist folgt den Rissen der Welt und lässt Strukturen entstehen, die subtilster Kammermusik ebenbürtig sind.
Volker Hagedorn, Die Zeit
Surprisingly, this is the first time the clarinetist has explored the classic jazz quartet format of reeds, piano, bass and drums on an ECM session. And he does it in a characteristically individual style. With Benjamin Moussay on piano, Sarah Murcia on bass, and Christophe Lavergne on drums, the music being performed benefits from Sclavis’ experience with writing for ensembles, with a very clearly defined atmosphere created in the process, enabling this band to feel like a real jazz group – in its make-up, subtleties and intuitive interplay between the musicians. There are some stunning compositions on this album, brought to life by all of the musicians involved. Sclavis is on top form, his sensitive and emotive playing always melodic and often melancholic […] In fact, this quartet, led by the indomitable clarinetist, produce an often spellbinding array of melody and musicianship across all 8 original pieces, with the closing track ‘Darwich dans la ville’ being one of this writer’s favourites. ‘Characters on a wall is an evocative jazz album, produced by Manfred Eicher and benefiting from ECM’s high quality of sound recording.
Mike Gates, UK Vibe
So lyrisch und überwiegend ruhig diese Musik fließt – es geschieht eine Menge darin: Die europäische Romantik begegnet der arabischen Welt; Brahms, Satie und Jimmy Giuffre scheinen sich auf ein musikalisches Konzept geeinigt zu haben. Avantgardistisch ist diese Musik schon auch – aber auf eine bemerkenswert behutsame Art: Dieses Quartett benötigt keine Brecheisen, um dem Hörer neue Klangwelten zu eröffnen.
Janis Obodda, HiFi Stars
Häufig entwickeln Unisoni oder zunehmende Verdichtung soghafte Wirkung, andere Passagen setzen auf Transparenz. Sämtliche Kompositionen zeigen individuelle Ausdruckskraft, mitunter auch feinen Humor. Etwa wenn die melancholisch gefärbte Atmosphäre von ‘L’heure Pasolini’ unvermittelt in eine walzerähnliche Stimmung umschlägt.
Norbert Krampf, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Having been described as the most interesting bass clarinetist since Eric Dolphy, Sclavis has certainly sought to live up to that bold statement producing a body of work that is as compelling as it is diverse. No successive recordings are ever the same or seem or remotely similar, and in deploying different groups and instrumentation for each there is a sense of surprise with each new recording, almost as if discovering Sclavis for the first time. It will therefore not come as a shock to find out that Sclavis is once again presenting a new group with a new sound and concept to match. For the first time, the clarinetist has deployed the classic jazz quartet of reeds, piano, bass and drums on an ECM recording, and done so in a way that at time sounds like anything but that well-loved line-up. Yes he swings, but in that uniquely European manner that is at pains to also incorporate his own musical heritage along with the more formal lines of the chamber ensemble. In to this mixture he also throws in improvisation allowing the quartet considerable freedom while never losing sight of some quite beautiful melodies. […] Taking again his inspiration from the work of artist, draughtsman and urban arts pioneer, Ernest Pignon-Ernest (Sclavis' ‘Napoli's Walls’ album drew influence from the artist's collages in Naples), the clarinetist has not only again further reminded of us the strong link forged between music and visual art, but also created some uniquely coloured aural collages of his own. Another fine set to add to his burgeoning discography for ECM, and possibly his strongest yet.
Nick Lea, Jazz Views