In the beginning there was Mobile, Swiss keyboardist/composer Nik Bärtsch's original all-acoustic group. Now, after four ECM recordings with his other band Ronin (three studio and one live), Bärtsch presents a new album featuring Mobile augmented on three pieces by a string quintet.
Founded in 1997 Mobile is effectively the wellspring of Bärtsch’s ritualistic approach to music making, nourished by his concepts of reduction and repetition as well as his fascination with Japanese culture. Here textures from jazz, funk, new music, minimal as well as ritual and sacred music are organically interwoven. Bärtsch and his partners Kaspar Rast, Sha and Nicolas Stocker aim for an energetic total group sound rather than displays of soloistic virtuosity.
Behind Bärtsch’s original decision to step away from conventionally interacting ad-hoc ensembles was a wish to explore musical and social energies more deeply with a group based on the idea of continuity at multiple levels. This “musically-focused community”, as Bärtsch calls it, has played concerts of marathon durations – up to 36 hours – in which music, lighting and performance space design, video arts and swordsmanship have been brought together.
After establishing these complex artistic rituals with Mobile, Ronin was founded in order to address the musical material more flexibly and directly. The group’s recordings include the ECM albums Stoa (2006), Holon (2008), Llyrìa (2010) and Ronin Live (2012), with concert recordings from 2009 to 2011.
In both ensembles Bärtsch tenaciously embodies a pragmatism in line with the classic creed of Asian martial arts: practice long enough and what you have practiced will change by itself, if you are alert and ready. Accordingly, a musical system may take on a momentum and development of its own through the steady power of repetition.
With Mobile Extended – the core band plus the string players – Bärtsch presents the chamber music aspects of his musical thought. Mobile’s music is organized in what Bärtsch calls ‘modules’ and it develops spirally. Its structures, based on the repetition of certain elements, may remind listeners of the pulse patterns in minimal music. But in contrast to ‘classic’ minimalist works by Riley, Reich or Glass, Bärtsch’s pieces are propelled through rhythm and beats rather than through floating pulsations.
“The way we organize our ‘modules’ rhythmically is more related to certain strategies of Stravinsky or Ligeti, to funk or to certain kinds of ritual music than to classic minimalism, which tends to use a more linear rhythmic Pointillism. We shape rhythm as a vehicle for dramaturgy: we are interested in its spin and its potential as an acoustic picture puzzle,” Bärtsch explains.
He cites an early piece by György Ligeti, the Continuum for Harpsichord of 1968, as an important influence. Together with the vision of a continuous spiral development of the group it has inspired the title of the new album. Also it gave impetus to ‘Modul 5’ – with Schwarzweiss, a piece by Zurich composer Edu Haubensak from 1979 – functioning as a kind of intermediate stop. Ligeti’s rhythmic finesse, his interest in New Music and his quest for new solutions in combining old and new music have inspired Bärtsch’s artistic approach.
While the music on Continuum strictly follows Bärtsch’s compositional logic it also conveys a sensuous physicality, thriving on conceptual juxtapositions as it seeks freedom through clear flexible systems and the interplay of structure and surprise, pathos and irony.
Continuum was recorded at Lugano’s RSI studio in March 2015 and produced by Manfred Eicher.
Nach drei Studioalben und einem Live-Album (2012) mit seiner Gruppe RONIN veröffentlicht der Schweizer Nik Bärtsch nun erstmals seit einem Jahrzehnt wieder ein Album mit seiner ursprünglichen Formation MOBILE.
Das 1997 entstandene akustische Quartett MOBILE, auf dem neuen Album Continuum auf drei Stücken durch ein Streichquintett zum Kammerensemble erweitert, ist die Quelle der Ästhetik von Nik Bärtschs ritueller Musikhaltung. Eine Haltung, die neben der Beschäftigung mit Konzepten der Reduktion und Repetition auch durch Bärtschs Faszination an der japanischen Kultur und Kampfkunst geprägt wurde. Musikalische Texturen aus Jazz, Funk, Neuer Musik, Minimalismus wie auch ritueller und sakraler Musik werden organisch verflochten und gebündelt. Dabei geht es Bärtsch und seinen musikalischen Partnern Kaspar Rast, Sha und Nicolas Stocker nicht um solofokussierte Virtuosität, sondern um das Ausloten eines energetischen Gruppenklanges.
Hinter Bärtschs Entscheidung, aus konventionell interagierenden ad-hoc Ensembles auszusteigen, steckt das Anliegen, mit einem auf Kontinuität ausgerichteten Ensemble musikalische und soziale Energien von Grund auf neu zu befragen und zu erforschen. Diese „Musik-fokussierte Communitytruppe“, so Bärtsch, hat Konzerte von bis zu 36 Stunden absolviert, in denen jeweils Musik, Raum- und Lichtgestaltung, Video und Schwertkunst vereint wurden.
Nach den sehr aufwändigen Musikritualen mit MOBILE wurde 2001 die Band RONIN gegründet, um mit dem erarbeiteten Material flexibler, direkter und elektrisch verstärkt musizieren zu können. Mit RONIN folgten drei ECM Studio-Alben Stoa (2006), Holon (2008) und Llyrìa (2010), und die CD Live (2012) mit Mitschnitten aus Konzerten der Jahre 2009 bis 2011.
Nik Bärtsch verkörpert mit beiden Ensembles hartnäckig einen Pragmatismus, der dem Credo der asiatischen Kampfkunst (Bärtsch betreibt seit langem Aikido) entspricht: übe lange genug und das Geübte wird sich von selber verändern, wenn du wach und bereit bist. Demgemäß liegt in der Kraft des Wiederholens die stetige Entwicklung und das Potential, dass ein musikalisches System eine Eigendynamik annehmen kann.
Mit MOBILE EXTENDED zeigt Bärtsch den kammermusikalischen Aspekt seines musikalischen Denkens. Bei MOBILE wird ohne elektrische Verstärkung mit festen Strukturen modular gearbeitet. Die Musik entwickelt sich spiralförmig, dabei erinnern die auf Wiederholungen bestimmter Bauteile basierenden Konstruktionen an die pulsierenden Muster des klassischen Minimalismus. Doch im Unterschied zu dessen Klangwelt werden Bärtschs Stücke durch Rhythmen und Beats vorangetrieben, nicht durch schwebende Pulsationen.
„Die rhythmische Organisation der Module ist eher verwandt mit Strategien von Stravinsky und Ligeti, des Funk oder gewisser ritueller Musik als mit dem klassischen Minimalismus, der meist auf linearen rhythmischen Pointilismus setzt. Wir gestalten den Rhythmus als dramaturgisches Gefährt: Uns interessiert sein Spin und sein Potential als akustisches Vexierbild“, resümiert Bärtsch.
Auf Continuum wird – ausser bei Modul 60 – mit bereits bekannten Modulen gearbeitet, jedoch in neuen Kombinationen, Erweiterungen und Arrangements der Gruppe. „In den Stücken mit den Streichern haben wir die Möglichkeit, die Stücke mit allen Stimmen so zu zeigen, wie sie ursprünglich komponiert waren. In den Quartetten sind ja oft nicht alle Melodiegeflechte realisierbar, die nun durch die neue Besetzung mit den Streichern ausgeführt werden können“.
Ein wichtiger Einfluss für Bärtsch ist ein frühes Stück von György Ligeti: „Continuum für Cembalo solo“ von 1968, das neben dem Bild der spiralförmigen kontinuierlichen und langfristigen Entwicklung der Gruppe ebenfalls zur Titelgebung des neuen Albums inspirierte und als Impulsgeber für Modul 5 Pate stand – über die Zwischenstation der Komposition „Schwarz Weiss“ (1979) des Zürcher Komponisten Edu Haubensak. Ligetis rhythmische Raffinesse, das Interesse an neuer Musik und die Suche nach Lösungen, alte mit neuer Musik zu verbinden, entspricht dabei Nik Bärtschs Haltung.
So konsequent die Musik auf Continuum auch Bärtschs Vorstellungen von einem System folgt, hat sie doch auch eine sinnliche Ausstrahlung, sucht nach umfassender Freiheit durch klare, dabei flexible Systeme und lebt so von Struktur und Überraschung, Pathos und Ironie.