Das Klaviertrio ist ein beliebtes Format im Jazz, aber nur wenige dieser Trios versprühen so viel Magie wie das des schwedischen Pianisten Bobo Stenson. Auf dem neuen Album ‚Contra la indecisiòn‘ profitiert der Bandleader, der am Flügel virtuose Geläufigkeit mit nordischer Schwermut auf einzigartige Weise verbindet, besonders von seinen beiden musikalischen Partnern.
Rolf Thomas, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stenson's strong suits have always been his playing—his mastery of the measured build up—and his talent for arraigning other's compositions to put a unique stamp on each. His blending of classical, jazz and folk influences and uncommon time signatures has led to comparisons (not necessarily precise ones) with Keith Jarrett and Brad Mehldau. Stenson's own style is easily recognizable and is especially well-served in the company of Jormin and Fält. Not all of Stenson's work has the bursts of color that we hear in ‘Contra La Indecision’ and that makes it one of his most interesting albums to date.
Karl Ackermann, All About Jazz
Es gibt Klaviertrios und es gibt das Bobo Stenson Trio. Diese erzählerische Leichtigkeit gepaart mit nordischer Melancholie macht dem schwedischen Pianisten und seinen beiden Mitstreitern an Bass und Schlagzeug wohl so schnell niemand nach. […] auch Schlagzeuger Jon Fält, der jetzt schon über zehn Jahre zur Besetzung des Trios gehört, sollte man nicht unterschätzen. Er ist in der Wahl seiner Mittel so nuancenreich und filigran, dass man glatt überhören könnte, wie locker er grooven kann – auf diesem Album beispielhaft in Erik Saties ‚Elégie‘ zu hören. Zusammen bildet dieses Trio längst eine unschlagbare Einheit, die viel mehr als einen gemeinsamen Klang kreiert hat.
Rolf Thomas, Jazzthetik
Der schwedische Pianist ist ein Altmeister. Und in diesem Falle bedeutet alt: eine gute Prise Weisheit, ein lyrisches Verständnis, das zu Tränen rührt, Zeit und Ruhe. Außerdem hat Stenson tolle Mitmusiker, insbesondere den grandiosen Bassisten Anders Jormin, der auch als Komponist mehrfach in Erscheinung tritt. […] Stücke wie ‚Kalimba Impressions‘ muten wie ein Ruf aus lange vergangener Zeit von einem lange vergessenem Ort an, andere sind zeitlos-jazzig, manchmal verspielt, meistens ernst. Immer tragen die Kompositionen die sichere, erfahrene und vor allem schöne Handschrift des Meisters am Klavier.
Jan Tengeler, Deutschlandfunk Kultur
Sechs Jahre ist es her, dass Bobo Stenson mit seinem Trio zuletzt ein Album veröffentlichte. ‚Indicum‘ hieß es, und von den zwölf kleinen Werken darauf stammten sieben von fremden Autoren, darunter ein Stück von Bill Evans und eines von Carl Nielsen, einem dänischen Komponisten der vorvorigen Jahrhundertwende. Nun gibt es ein neues Album desselben Ensembles, und wieder scheint sich die Erinnerung über Werke zu beugen, die auf ihren eigenen Wegen zu diesen Musikern gefunden haben: Eine kleine Komposition von Béla Bartok enthält das neue Album, eine von Erik Satie, eine von Frederic Mompou, und weil das vielleicht beinahe schon zu viel späte Klassik ist, ist auch ein Werk des kubanischen Liedermachers Silvio Rodríguez dabei. Letzteres gibt dem Album auch den Titel: ‚Contra la indecisión‘ (‚Gegen die Unentschiedenheit‘). Hört man die Alben nacheinander, fällt auf, wie sich der stets zurückhaltende Pianist Bobo Stenson in der Zwischenzeit immer noch weiter zurückgenommen hat: Es ist, als wollte er sich die Kompositionen, die fremden wie die eigenen, gar nicht wirklich für sich selbst haben, sondern sie als etwas Unverfügbares behandeln – als wollte er sie gleichsam nur ausleihen. Oder als hätte er sich Marcel Prousts Theorie der Erinnerung angeeignet, um sie auf die Musik anzuwenden, in einem Versuch, die ‚unablässige Bewegung, die uns fortträgt, zu verlangsamen, ja aufzuhalten‘, wohl wissend, dass die gewollte, forcierte Erinnerung wie ein schlechter Maler ist, der stets in ‚konventionellen und immer gleichen Farbtönen‘ malt. […] so viel Behutsamkeit Bobo Stenson gegenüber den Kompositionen walten lässt, so viel Achtung erweist er seinen beiden Mitspielern. So wandern die Melodien hin und her, vom Bass zum Schlagzeug und vom Schlagzeug zum Piano. Es ist viel Luft dazwischen, ohne dass die Musik an Intensität verlöre.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
On his first recording as a leader in six years, he reminds us of his skill at finding joy within sorrow and vice versa. Erik Satie isn’t often exuberant, yet Stenson turns his ‘Élégie’ into swinging sunshine. Conversely, Béla Bartók’s festive ‘Wedding Song’ becomes a wintry wander through a haunted forest of gongs and chimes.
Chris Pearson, The Times
Ils partagent tous trios le souci du détail et de la mélodie, Bobo Stenson fait délicatement sonner ses notes et séduit par la finesse de son toucher, ses harmonies élégantes, son jeu délicatement introspectif. […] Si le programme de cet album est varié, une esthétique européenne des s’affirme depuis logtemps sous les doigts du pianiste.
Pierre de Chocoueuse, Jazz Magazine
Wenn ein Jazzpiano-Trio so selbstverständlich Inspiration aus dem Moment schöpft, muss es sich auf ein sorgfältig gewobenes Netz aus Können und Reaktionsschnelligkeit verlassen […] Die drei Schweden nutzen alle erdenklichen Materialien als Spielball für ihre Improvisationsfreude – mehr Freiheit geht nicht.
Peter Bürli, Kulturtipp
Auffallend ist die enorme Bandbreite der Stücke. Den sechs Eigenkompositionen, eine lediglich von Stenson, stehen vier Fremdkompositionen gegenüber. Die CD beginnt mit dem Titel gebenden ‚Canción Contra La Indecisión‘ des kubanischen Gitarristen Sivio Rodríguez, ein sehnsuchtsvoller Song mit schöner Melodie. Weitere Kompositionen stammen von Béla Bartók, Erik Satie und dem spanischen Komponisten Frederic Mompou – Bobo Stensons Trio macht aus all dem ganz eigene Musik. Dazu kommt mit ‚Kalimba Impressions‘ noch eine Trio-Improvisation. Insgesamt bewegt sich das Bobo Stenson Trio auf sehr hohem Niveau, wobei der Fokus auf der Nähe zur klassischen Musik und der Interaktion der drei Musiker liegt.
Tim Jonathan Kleinecke, Nordische Musik
Stenson ist ein grosser Melancholiker. Aber, zumal im Trio, auch das Paradox eines vitalen Melancholikers – im Kollektiv mit den Partnern Anders Jormin am Bass, einem großen Sänger auf seinem Instrument; und mit Jon Fält, einem freien, flackernden Schlagzeuger. Als Komponist nimmt sich Stenson (im Gegensatz zu Jormin) auf der jüngsten CD des Trios sehr zurück. ‚Es ist nicht so wichtig, was woher kommt‘, sagt er. ‚Uns geht’s mehr darum, was wir damit machen‘. So ist schon das Titelstück ‚Contra la indecisón‘ eine ältere Komposition des von Stenson geschätzten kubanischen Liedermachers Silvio Rodriguez; weiter finden wir Bartóks Version eines slovakischen Volkslieds , eine ‚Elégie‘ von Satie und eine Miniatur des Katalanen Frederic Mompou – neben fünf meist sehr volksliedhaften Originalen von Jormin. Alles eigenwillig überführt in die kollektiven improvisatorischen Vorgänge des Trios. Sehr eingängliche und sehr intensive Musik. Auf mehreren Ebenen zu hören.
Peter Rüedi, Die Weltwoche
Elf köstliche Delikatessen, mit denen das Bobo Stenson Trio unendliches Vergnügen bereitet.
Sven Thielmann, Fono Forum
This is a recording that demands serious listening and attention, not least because that is what we can hear happening in the studio as the tracks are being put down. The interplay is complex, yet relaxed. The collectively improvised ‘ Kalimba Impressions’ built out of a simple ostinato pattern is proof of this – not least when Stenson takes a sudden harmonic turn away from the prevailing single mode, and is adeptly followed by Jormin and nudged back into line. Fält plays a lamellophone-like set of tones mirroring the pattern, but then picks this up rhythmically on the kit, before returning to the woody, clicking patterns of the opening. The whole piece is magical, and original, and that applies to the bulk of the album.
Alyn Shipton, Jazzwise
Once again, Stenson showcases his love of both Cuban and Spanish music, with the title track a delightful composition by singer-songwriter Silvio Rodriguez who is something of a hero for the Swedish leader. Another treat is an interpretation of the Catalan classical composer Frederic Mompou, with an extended version of, ‘Cancion y danza VI’, while quite possibly strongest of all is a refined reading of the Erik Satie piece, ‘Elégie’, which starts off in a more conventional classical vein, but then as the piece develops shifts into jazz and later rapid mode. […] An exemplary piano trio performance.
Tim Stenhouse, UK Vibe
Eine verträumte Melodie, sparsam eingeworfene Akkorde, ein erdig pulsierender Kontrabass und ein Schlagzeuger, der mit zartem Pinselstrich dieses fragile Geflecht zum Oszillieren bringt. ‚Canción Contra La Indecisión‘, eine Komposition des Kubaners Silvio Rodriguez, eröffnet die Platte perfekt. Die grenzenlose Freiheit der Interpretation, die sich das Trio nimmt, ist der rote Faden des Albums. Fünf der elf Stücke stammen vom Bassisten Anders Jormin, mit dem Stenson (73) seit über 30 Jahren spielt. Dessen ‚Three Shades Of A House‘ ist ein Lehrstück in Sachen interaktives Spiel. Jormin startet pizzicato, mit reichlich Flageoletts, Stenson und Fält steigen ein, nehmen die Stimmung auf. Die Musik gleicht einem Seil, das sich aufdröselt, als würde man es in verschiedene Richtungen ziehen, doch alles kehrt wieder zu seinem Ursprung zurück. Einfach magisch.
Andreas Collet, Badische Zeitung
On the trio’s first new album in six years, material includes Erik Satie’s 1887 ‚Elégie’ and Cuban singer Silvio Rodriguez’s ‘Canción Contra La Indecisión’, along with a handful of originals by Jormin. Together, the 11 pieces form a meditative whole that draws listeners in with a stillness that settles like snow. […] When the trio does swing, it is in laconic, behind-the-beat way. But rhythmic drive is beside the point here. This is about texture and tone, and on those counts the trio excels.
James Hale, Downbeat
Neben den Eigenkompositionen haben zum Beispiel auch Bela Bartok und Erik Satie ihren Auftritt. Doch beliebige Bearbeitungen sind diese Einschübe keineswegs. Das Trio wollte einfach hörbar machen, woher es musikalisch kommt und wie die eigene Identität geformt wurde. So ergibt sich auch keine lose Folge von Einzelstücken. Auf der CD erklingt stattdessen von Track eins bis elf eine Art Gesamtkomposition unter einem einzigen großen Spannungsbogen. Das gelingt natürlich nur, weil alle Mitglieder des Trios eine vollkommene Überlegenheit am Instrument besitzen. Anders Jormin hat eine faszinierende Bogentechnik und bearbeitet den Kontrabass notfalls auch handfest. Jon Fält hat eine Kiste voll Extra-Schlagwerk ins Studio geschleppt und setzt jedes Trömmelchen effektvoll ein. Über all dem schwebt der lyrische Klavierklang von Bobo Stenson.
Georg Waßmuth, Südwestdeutscher Rundfunk
The title track gets ‘Contra La Indecisión’ by the Bobo Stenson Trio off to an enchantingly lovely start. It’s a Silvio Rodríguez composition, which keeps company with one apiece by Bartók and Satie, but five tunes (plus one co-credited) are by bassist Anders Jormin, who succeeds in keeping faith with that beguiling beginning even when the trio is ramping up the volume, tempo and complexity. With Jon Fält’s subtle and responsive drumming completing the organically-integrated trio, this beautiful session proves that there is still much to be explored and revealed within this simple format.
Barry Witherden, BBC Music Magazine
Piano-trio jazz doesn’t get much more perfect than this, both in terms of performance and recording – the latter particularly special, even by the high stands of the always-reliable ECM label. With bassist Anders Jormin, who has worked with Stenson for more than 30 years and is credited with more than half of the compositions here, and superb percussionist Jon Fält, Stenson’s trio is the same last heard on 2012’s ‘Indicum’. […] And it’s instantly clear what’s on offer: close-recorded, delicate piano, weighty yet subtle bass and gloriously detailed work on skins and cymbals – I urge you to listen to their driving, rhythmic exploration of Erik Satie’s ‘Élégie’, which is totally delicious. This album is never less than totally accomplished, on every possible level.
Andrew Everard, HiFiNews