Jon Balke has been using electronics as a foil for his piano solos since 2015. Here, the Norwegian uses the technique to mourn what he believes is the death of public discourse. His acoustic playing is poetic, yet discordant noises threaten to overwhelm it. It’s a potent, uncomfortable evocation of the clash between articulation and anger.
Chris Pearson, The Times
Balke spielte zu den Soundfiles, die er nach Italien mitgebracht hatte, im großen Auditorio Stelio Molo RSI Lugano. Manchmal nahmen die Aufnahme und die Abmischung allerdings eine unerwartete Richtung. Entstanden ist ein überraschend poetisches Klavier-Solo-Album, das sich an der zweiten Ebene reibt, den Soundfiles, und damit ein außerordentliches Statement in unserer jetzigen Situation abgibt. […] ‘Discourses’ ist ein nordisches Album mit großer Konzentration und Weite und einem Anschlag, der ganz klar in der Jazztradition und -rhythmik wurzelt. Jon Balke hat daraus eine persönliche Klangsprache entwickelt, die auch von einem großen Mut zum Rückzug erzählt; zu einer Genauigkeit, in sich hineinzuhören und dies immer wieder in einem Fluss zwischen Innen und Außen auszuspielen. Bei allem Anspruch bleibt Balke nämlich dem spielerischen Element treu, denn das Spiel mit dem Instrument auf den Saiten der Emotion ist die Essenz der Musik. Und gelungen ist ein Album dann, wenn es dies an die Hörenden weitergibt, die damit für sich weiterspielen können, zugunsten von Freude, Erkenntnis und größerer Klarheit.
Mauretta Heinzelmann, Norddeutscher Rundfunk
Bei vielen Stücken schieben sich elektronische Klangflächen unter die Klavierpassagen, mal dezent, gelegentlich auch dominant. Das öffnet den Raum und verändert die Anmutung, so als ob die Außenwelt Einzug hielte in die Selbstgespräche, die der Pianist mit den 88 Tasten seines Flügels führt. Jon Balkes Klavierimpressionen wirken plötzlich wie in die Welt gestellt. ‘Discourses’, sein drittes Soloalbum für ECM, erschließt so dem traditionellen Klavieralbum eine neue Dimension.
Bernhard Jugel, Bayerischer Rundfunk
‘Discourses’ is Balke's third solo piano recording moving on from ‘Book Of Velocities’ recorded in 2006 and ‘Warp’ (2015) , and continues the methodology employed on the previous album juxtaposing acoustic piano and processed soundscapes. The concept for the album and subsequent compositions come from language and discussion, and a frightening lack of dialogue in today's political climate. […] The music presented on ‘Discourses’ has been meticulously planned and prepared over a period of time. From the rehearsing of the material, performing the compositions live and the recording of the soundscapes that utilise the Balke's use of his cello, keyboards, software and field recordings. The resulting performances ask as many questions as they may imply answers, and has an altogether warmer feeling than the previous album. The sixteen compositions are all relatively short, almost a series of miniatures that are complete in themselves yet thought provoking and tantalisingly too brief. The melodies are often flowing, delicate and lyrical, and most significantly questioning. […] If such electronic manipulation and post production techniques have previously left you non-plussed or out in the cold, then this fine recording may help redress the balance.
Nick Lea, Jazzviews
Das ist, wenn man so will, ein Dialog auf drei Ebenen, den der norwegische Pianist ‘Discourses’ nennt. Zum einen existieren kompositorische Skizzen, ‘vage Texturen’ wie er sie selbst nennt. In diese greifen oder aus ihnen entstehen flüchtige Improvisationen, auf der Grundlage spontaner weltoffener Ideen, sozusagen als verspielte Fortführung zuvor festgelegter Grundformen. Und dann wären da noch die ‘sound processings’, jene Stimmungen und Atmosphären, die stellvertretend für das ’draußen’ stehen. Für den Disput -oder auch die Sprachlosigkeit. […] Mit ‘Discourses’ setzt Jon Balke seine beeindruckende Diskographie auch im vierten Karrierejahrzehnt fort. Egal ob, wie im vorliegenden Fall, als Solointerpret, als impulsspendender Sideman in verschiedenen Kleinstbesetzungen, oder in seinen Orchesterprojekten Magnetic North, Batagraf und Siwan, immer beeindruckt der Pianist und Komponist durch seine Selbstständigkeit, durch seinen emanzipierten und überzeugenden Umgang mit verschiedenen musikalischen Ausdrucksformen, durch seine emotionale Lebendigkeit, letztlich durch seine empathischen, aber auch Haltung vermittelnden musikalischen Diskurse.
Jörg Konrad, Kultkomplott
Jon Balkes ‘Discourses’ beschäftigen sich mit dialogischen Strukturen und Polarisierungen […] elektronisch bearbeitete geräuschhafte und musikalisch-atmosphärische Klangereignisse werden wie Übermalungen, Randnotizen oder Einsprüche dem Klavier hinzu addiert und hinterlassen, bei aller Diskretion ihrer dynamischen Gestalten, Eindrücke von nachdrücklichen Verfremdungs-Effekten. Nichts wird hier mit breitem Pinsel und heftigem Strich gemalt. Balke geht mit äußerster Behutsamkeit zu Werke, sowohl als Pianist wie auch als Elektroniker, und gerade durch die konstitutiven Flüchtigkeiten und die vorbeihuschenden Genauigkeiten in der Musik entsteht eine Aufforderung zu allergrößter Aufmerksamkeit. Man könnte sonst etwas Wichtiges versäumen, und jedes Noch-Einmal-Nachhören verändert die Hörsituation grundlegend: die seltsamen Kombinationen zwischen den klar voneinander abgesetzten, dabei dicht miteinander verwobenen Komponenten dieser Musik reichern sich immer wieder mit anderen Aussagen an. So entstehen reichhaltige Diskurse im knapp gehaltenen Material.
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau
Bei Norwegens großem Piano-Individualisten ist bislang noch jedes Album eine ganz eigene poetische Welt – oder vielmehr: eröffnet stets ein neues Universum. Sozusagen zu seinem 65. Geburtstag veröffentlicht ECM nun seine dritte reine Soloplatte. Wobei man wiederum präzisierend sagen muss: Streng genommen ist auch ‘Discourses’ (wieder) nicht im Alleingang entstanden, wenngleich Balke erneut eine eigene Fotografie fürs Covermotiv beisteuerte; denn wie bei den Vorgänger-CDs war die enge Zusammenarbeit mit Produzent Manfred Eicher wesentlich; gemeinsam wurde ins Studio mitgebrachte Klangmaterial durchdacht mit der auf dem Flügel gespielten Musik verwoben. […] Es entstanden berückende Dialoge zwischen dem eigentlichen Instrument, den subtilen Klangbildern – und dem Raum. Es braucht einen großen Künstler (und Poeten), damit ein solch ambitioniertes und zugleich fragiles Unterfangen nicht in die eine oder andere Richtung kippt, ins Banale oder ins Prätentiöse. Jon Balke kann dies wie kein zweiter, und er bleibt sich dabei absolut treu in seinem idiosynkratischen Blick auf das Piano und in der kreativen Auseinandersetzung mit der eigenen Position in der Welt.
Ingo J. Biermann, Nordische Musik
‘Discourses’ is Balke's third solo release, following ‘Book of Velocities’ and ‘Warp.’ It is by far his best. Like the earlier solo albums, ‘Discourses’ is delicately punctuated with electronic Sounds that expand upon the meditative and intuitive offerings. But, the acoustic piano here is more deliberate and the performances appear more confident. ‘Discourses’ is a testimonial to the maturation of a major musical talent, who deserves more (undivided) attention on both sides of the Atlantic.
Bill Royston, Oregon Music News
Zusammen mit Manfred Eicher entwarf Balke mit seinen Soundtools ein Hörbild, das seine Improvisationen über das Format des reinen Klavier-Soloalbums hinaushebt. Was man in den besten Momenten hört, ist eine Klangskulptur. Balke steigt dabei tief ins Instrument ein, schöpft die Möglichkeiten des Flügels aus – von der elegischen Linie bis hin zu zerklüfteten Akkordballungen. Als musikalische Erzählung über bestehende Konflikte.
Tilman Urbach, Fono Forum
Resisting categorization, the music of the Norwegian pianist Jon Balke, a longtime ECM recording artist, can be sublime, rousing and touching, all at the same time. On his third solo piano recording, ‘Discourses’, Balke is deep inside his piano playing. With a sense of dignity and penchant for exploration, he emanates a genuine intimacy from statements that are juxtaposed with processed soundscapes, creating absorbing narratives inspired by the overwhelming lack of dialogue and polarized speech in the political context we’re living in. Hence, language appears as a crucial factor here, with Balke employing specific composed ideas as a vehicle for improvisation, as well as sound processing to complement his conceptual thinking. […] This is a dazzling album from a fascinatingly complex musician.
Filipe Freitas, Jazz Trail
Die dynamischen Gestalten, die Balke verwendet, sind diskret und behutsam. Durch konstitutive Flüchtigkeit, durch vorbeihuschende Präzision und feinsinnige Reibungswirkungen sendet die Musik nachdrückliche Aufforderung zu allergrößter Aufmerksamkeit aus: Man will einfach nichts von diesen Dialogen versäumen. Dass Sprechakte menschlicher Kommunikation (‘The Self and the Opposition’, ‘The Certainties’ oder auch ‘The Polarisation’) für Balke offenbar Modelle für strukturelle Vorgänge geliefert haben, drängt sich nicht als übergeordnete Gelehrtheit auf, sondern erklärt sich von selbst im genauen Hinhören. Nie wird nur behauptet, immer gesellen sich Fragen und Kontroversen dazu.
Hans-Jürgen Linke, Jazzthetik (Five out of five stars)
Ruhige, meditative Passagen wechseln sich ab mit zornigen und verzweifelten Ausbrüchen. Harmoniesehnsucht trifft auf Unversöhnliches. Am Ende hört man nicht nur Balke im Dialog mit sich selbst, sondern wird selbst Teil der Interaktion. Jon Balke zeigt auf beeindruckende Weise erneut sein hohes Kreativpotenzial und unterstreicht seinen guten Ruf eine der originellsten Stimmen der kreativen Musik zu sein. Fazit: Jon Balke ist ein solitärer Klangtüftler am Klavier. Dieses außergewöhnliche Album weist ihn als großen Piano-Individualisten aus, der auf jedem Album eine ganz eigene poetische Welt, ja, stets ein neues Universum öffnet.
Herbert Heil, Wegotmusic
Norwegian pianist Jon Balke continues to explore approaches to mixed-media performance, blending live acoustic piano with software-created sounds and processed recordings–and also blending composed material with improvisation. […] The electronic sounds that run like a silvery but discontinuous thread throughout these pieces are always subordinate to the sound of the piano itself, and often create timbral juxtapositions that shed new light on the notes Balke is playing. His work is always worth hearing, and this album is unusually affecting. For all jazz collections.
Rick Anderson, CD-Hotlist
Aprés le remarqué ‘Warp’ en 2016 le pianiste norvégien poursuit son passionnant travai sur une écologie du sonore, la relation entre la musique et son environnement. […] cette suite de ‘réverbérations et réflexions déformées du monde’ usant du silence comme ingrédient essentiel, propose une réflexion sur l’ écoute, sur la hiérarchie entre les plans et les niveaux sonores. […] La musique illustre une pluralité de discours, de textures et résonances au fil de leurs recontres ou superpositions. Que le pianiste divague à partir d’une mélodie ou d’une idée harmonique où laisse visible la charpente d’une écriture plus stricte, l’auditeur reste libre de déambuler dans cette installation sonore en perpétuel renouvellement et de construire son écoute en relation étroite ou distanciée aux pensées ou arrière-pensées suggérées par les titres.
Vincent Cotro, Jazz Magazine
Die Titel von ‘Discourses’ sind von programmatischer Strenge – ‘The Certainties’, ‘The Suspension’, ‘The Polarities’ usw. – und weisen, Jon Balke zufolge, auf eine immer mehr aus den Fugen geratene politische Rhetorik der Ausgrenzung und Unversöhnlichkeit. Tatsächlich haben die manchmal zögerlichen, eruptiven, Stille überspielenden Intonationen der menschlichen Sprache spezielle Rhythmisierungen des Klavierspiels mit auf den Weg gebracht. Dabei sind diese, von allerlei Geräusch angereicherten, sich gleichsam ‘angreifbar’ machenden, Pianoklänge von jeder epischen Ausschmückung befreit. Dennoch erzeugen all diese prägnanten Stücke, wundersam paradox, einen eleganten, kohärenten Spielfluss.
Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk
Le pianist norvégien Jon Balke est un concepteur de design sonore. […] c’est sans doute au piano solo qu’il imprime le mieux sa manière. C’est son troisième album du genre, après ‘Book of Velocities’ and ‘Warp’. Et comme toujours chez lui, il y a des intentions philosophiques. Dans ‘Discourses’, il s’interroge sur le langage, la discussion, sur l’effrayante perte du sens du dialogue de notre société, remplacé par l’invective.
Jean-Claude Vantroyen, Le Soir