Recorded live at the Jazz Middelheim, Antwerp during the summer of 2019, Enrico Rava was celebrating his own eightieth birthday and also ECMs fiftieth anniversary. It is therefore no surprise that Rava was caught in an ebullient mood that has resulted in some delightful, thought provoking and dynamic music. […] Familiar with the playing of all the musicians, indeed Rava had been a mentor to most of them, he picked players who he had a deep connection with and who he could " give a lot of freedom". This freedom is felt and heard in the way the music often follows a path that will lead from deeply melodic to the more abstract and back again. This is especially effective in the deployment of guitarist, Francesco Diodati who can move very quickly from a quiet lyricism to more dissonant and frenetic outpouring that can then be reigned back in by the rest of the band. […] The material carefully selected for the concert allows the sextet to fully explore the colour and sonorities at their disposal, and they take full advantage of the opportunity. […] In conclusion, it must be said that the resulting performance from Enrico Rava and Edizione Speciale was not so much a concert but a party to which the audience, and now ourselves have been invited
Nick Lea, Jazz Views
Recorded live in concert in the summer of 2019 at Antwerp’s Jazz Middelheim Festival, ‘Edizione Speciale’ is a characteristically outgoing performance from Enrico Rava and band. Featuring the doyen of Italian jazz on flugelhorn, Francesco Bearzatti on tenor sax, Francesco Diodati on guitar, Giovanni Guidi on piano, Gabriele Evangelista on double bass and Enrico Morelli on drums, this enthralling sextet provide the audience with an energetic and captivating performance. The repertoire expresses Rava’s autobiographical flavour right from the off. A tradition-conscious player in the inner circle of free blowers, the flugelhornist and his band delves deep into the origins of free jazz, from Ornette Coleman and beyond, whilst retaining the more melodic flow of contemporary Italian jazz. […] Although this album flourishes with some great individual performances throughout, it is the collective tightness and togetherness of the sextet as a whole that strikes me the most. […] Rava is on top form here, inspiring and inspired by the musicians he shares the stage with. Joyous, free-spirited jazz from the Italian veteran.
Mike Gates, UK Vibe
Eine ideale Mischung für die Jazzlegende aus Triest, die man selbst als Sonderausgabe oder ‘Edizione’ eines alterlos agilen Klang-Abenteuers bezeichnen kann – und die hier im Sextett eine schier atemberaubende Explosion an Einfällen, Effekten und Wendungen hinlegt. Vom Diexieland-Erbe bis zum E-Gitarren-Drama: eine Werkschau voller Überraschungen.
Wolf Ebersberger, Nürnberger Nachrichten
The album as a whole provides a fine concentration of both Rava’s energy and that of the assembled musicians, who tackle the whole project with both exuberance and discipline.
Roger Thomas, BBC Music Magazine
Un set enthousiasmant. Qui commence sur les chapeaux de roues par ‘Infant’, une compo de Rava, où ses musiciens se donnent à cœur joie […] Le sextet est dans une forme ébloussiante. Le guitariste et le pianiste ne cessent d’emmener le groupe dans des chemins étonnants, aventureux et Enrico Rava adore ça, il s’y engouffre avec aisance et en découvre d’autres. […] Tout cela est d’une grande beauté, d’une belle émotion, d’une énergie emballante et toujours prompte à nous offrir des tas de surprises, ce qui est formidable.
Jean-Claude Vantroyen, Le Soir
War er tatsächlich schon achtzig, als er am 18. August 2019 in Antwerpen dieses mitreißende Konzert gab? Enrico Rava, der große Flügelhornist aus Triest, spielt hier mit fünf jungen Adepten auf, u.a. mit Francesco Diodati an der E-Gitarre und Francesco Bearzatti am Tenorsaxofon. Bekannte Stücke des Meisters wie ‘Infant’, ‘Diva’ und ‘The Fearless Five’ erfahren hier ganz neue Auslegungen. Die Musik des weißhaarigen Mähenwolfs pulsiert und drängt vorwärts, kennt aber auch versonnene Anmut, wie das Medley aus einer Michel-Legrand-Ballade mit Ravas ‘Theme for Jessica Tatum’ zeigt. Ein treffliches Mittel gegen den Stadtwinter-Blues.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Rava zündet hier, mit einer Riege junger Instrumentalisten, alle musikalische Lunten, die er sein Leben lang gelegt hat. Da wird in bester Bop-Manier gejazzt, rockige Attitüden bekommen mit Noise-Attacken aufrührerischen Raum, eindringliche, exzessive Solos wechseln mit melodischen Freiheiten, da winken aus der Ferne Thelonious Monk und Ornette Coleman und auch das laszive latainamerikanische Moment ist gegenwärtig und sorgt für ausgelassene Stimmung. Diese manchmal regelrecht sangbaren Linien sind dramaturgisch zwischen einer melancholischen Hochspannung und einer flüchtigen Verspieltheit angelegt. Ganz dem italienischen Naturell des 80jährigen verpflichtend. Überhaupt ist es die fast schon besorgniserregende Spannung der Musik und die unglaubliche Spielfreude – man darf schon vom Spaß an der Sache sprechen – der einfach nur ansteckend wirkt und ‘Edizione Speciale’ selbst auf CD zu einem begeisterndem Musikereignis werden lässt.
Jörg Konrad, Kultkomplott
Der vitale Maestro und seine musikalischen Söhne und Enkel hatten hörbar Lust, in alle erdenklichen Richtungen auszuschwärmen. Das beginnt mit einer von Free-Jazz-Pionier Ornette Coleman inspirierten Rava-Komposition, endet übermütig mit einem kubanischen Gassenhauer und biegt dazwischen alle paar Takte in eine neue Richtung ab. Hat man sich gerade für die virtuose Opulenz Guidis begeistert, entfacht schon Gitarrist Francesco Diodati mit noisig splitternden Klängen ein produktives Störfeuer oder Bearzattis Sax schwingt sich zu großen Bögen auf. Mittendrin immer wieder Rava mit seiner zwischen freigeistigem Jazz-Verständnis und melodienseliger Canzone frei flottierenden Lyrik (hier durchweg am Flügelhorn). Ein musikantisches Fest der sich zur Einheit fügenden Vielfalt.
Reinhold Unger, Münchner Merkur
This live recording highlights Rava’s embrace of avant expressions, while retaining his more traditional jazz training. His jazz ‘world’ encompasses wider venues including South America, Brazil, Europe, and Cuba. The one constant is full attention to a song’s melody, even when ‘painting outside the lines.’ As expected these six tracks cover a lot of ground. Enrico, on flugelhorn only, leads the way, much like a master teacher taking charge, but also taking joy in his proteges spreading their wings with his full approval. […] Enrico Rava is an Italian treasure, now shared with the world. His joy in expanding our jazz palette, should not be missed.
Jeff Krow, Audiophile Edition
Ancora un disco dal vivo pe il campione dei nostri trombettisti, Enrico Rava: ‘Edizione Speciale’ è il diciottesimo che firma per l’etichetta ECM ed è stato inciso nell’agosto 2019 ad Anversa davanti a un pubblico estasiato. C’è da condividerne l’entusiasmo. Rava, che qui suona solo il flicorno, attraversa quest’ora abbondante di concerto con la prestanza di un ragazzo e il carisma del condottiero. […] tutto il gruppo si muove come una soffice macchina da guerra lungo un repertorio indovinatissimo. Edizione Speciale? Edizione Spaziale!
Claudio Sessa, Corriere della Sera
Antwerpen war ein Fest. Francesco Diodati ließ die Gitarre kratzen und fauchen, Giovanni Guidi sprühte vor Tönen und pianistischer Opulenz. Francesco Bearzatti sekundierte aufmerksam und erlaubte seinem Tenorsaxofon sich mächtig aufbäumende Linien, Gabriele Evangelista und Enrico Morello bildeten unbeirrbar tight die Basis der Beats. Ein Ensemble, in das sich Rava als Impulsgeber fügen konnte, frei schwebend inspiriert, ohne eine Richtung vorgeben zu müssen. Sie ergab sich von allein und verwies ebenso auf die Gegenwart wie die Vergangenheit.
Ralf Dombrowski, Jazzthing
Rava fühlt sich seit je in den verschiedensten Zusammenhängen wohl, und das zeigt er hier in abstrakten Feinheiten, kraftvollen Freiheiten und melodischen Zartheiten bis hin zu Trad-Jazz-Motiven und dem gut gelaunt tangoisierten Kuba-Klassiker ‘Quizás, Quizás, Quizás’. An seiner Bläserseite spielt Francesco Bearzatti leichtlippig und hochbeweglich das Saxofon. Wieder einmal sitzt Giovanni Guidi am Klavier, schick erweitert wird der Sound vom Gitarristen Francesco Diodati mit effektreichem Klirren, Krachen, Schaben und Nudeln. Zugleich elegant und vital finden sich Altmeister und Jungspunde in einer lässig strukturierten Freiheit.
Markus Schneider, Rolling Stone (German Edition)
Es ist diese besondere Live-Spannung, die das Album so prickelnd macht. Ein Höhepunkt ist gewiss die Michel-Legrand-Komposition ‘Once Upon A Summertime’, doch die Hauptqualität durchzieht alle sechs Nummern: das traumhaft sichere, von einem unbedingten Freiheitsgedanken durchdrungene Miteinander dieser Exzellenzkünstler, bei denen nie der Einzelne (auch nicht Rava!) wichtiger ist als das Ganze. Und von denen auch mal treibende Fusionjazz-Elmente, die scharf an die mittleren bis späten 70er erinnern, in den Vordergrund gerückt werden.
Holger True, Hamburger Abendblatt
Wie vital, spontan und lebendig er sein musikalisches Schaffen immer noch betreibt, ist auf diesem Konzertmitschnitt aus 2019 nachzuhören. Im Verbund mit um vieles jüngeren, exzellenten italienischen Musikern editiert Rava seine zutiefst eigenwillige Jazzkunst. Diverseste Entwicklungen der modernen Jazzgeschichte werden zitiert und improvisatorisch bruchlos erneut erhellt. Ein liedhaftes Thema in der Fasson des legendären Ornette Coleman Quartetts macht den Anfang. Die Trompete schwelgt in elegischen Mäandern dahin, plötzlich brechen brachiale Gitarren-Distortions herein – Klangsplitter, Noise-Cluster. An anderer Stelle Hardbop-Adaptionen, metrisch gelöste Klangfarbenimprovisationen, jazzballadeskes Rubato, Motive von kauziger Monkness wie wuchtiger Tynerscher Chromatik. […] Rava selbst agiert mit ökonomischer Brillanz, bannender Narrativik. […] Grandioso.
Hannes Schweiger, Concerto
There’s not a moment when every member of the band isn’t on fire. Indeed, it crackles from the moment it begins: with Rava’s ‘Infant,’ whose beboppish head gives way to careening dialogue between Rava and electric guitarist Francesco Diodati (channeling his best Sonny Sharrock), who dominates the track and also has a wild interaction with pianist Giovanni Guidi. It’s wilder, in fact, than ‘Wild Dance,’ a dark and largely freeform odyssey that proceeds at ballad tempo with Diodati taking a dominant role. Tenor saxophonist Francesco Bearzatti has a moment in the sun as well with the snappy closer ‘Quizás, Quizás, Quizás,’ taking two solos that burst with flavor and bracketing them with growls on the tune’s bridge. On ‘The Fearless Five,’ everyone fires on all thrusters—though the forceful swing of bassist Gabriele Evangelista and drummer Enrico Morello is its defining feature. The energy even suffuses ‘Once Upon a Summertime,’ the album’s sole ballad. […] It’s an extraordinary ride.
Michael J. West, Jazz Times
Das Konzept war klar: Man kennt die Stücke bestens und kann sie deshalb mit Überraschungen spicken – zum Beispiel bei den Bebop-Anklängen zu Beginn des Openers ‘Infant’, die Diodati nach knapp zwei Minuten mit harschen Gitarrenschlägen in Frage stellt. Wilde Pianoeruptionen und zerbröselnde Gedankenlinien, emotionale Ausbrüche und irrlichternde Melodiefetzen folgen, bis das Bebop-Motiv wiederkehrt. Dabei behält jeder Titel eine klare, die Hörer packende Identität in den Jazz-Idiomen der letzten 70 Jahre. ‘Once Upon A Summertime’ bringt zunächst Wohlklang und Entspannung, wandert dann mit dem ‘Theme For Jessica Tatum’ in Monk’sche Gefilde und ist mit seinen klaren Strukturen das Gegenteil zu brüchig verzerrten Elektroniksounds, wie sie im Mittelteil des folgenden ‘Wild Dance’ zu hören sind. Das ist noch nicht alles, denn der musikalische Rückblick geht mit einer Fülle an Überraschungen (und doch ganz harmonisch) über Monk-, Mingus- Fusion- und Free-Assoziationen in ‘The Fearless Five’ bis zur tänzerischen Latinnummer ‘Quizás, Quizás, Quizás’ weiter. Und Rava? Der bläst sein Flügelhorn in allen sechs Stücken wie gewohnt, also virtuos, temporeich und eine Fülle von Klangnuancen zwischen lyrischem Träumen, dezentem Gleiten und harten Stoßen ausnützend.
Werner Stiefele, Rondo
Rava hatte das Konzert seinem 80. Geburtstag und dem 50-jährigen Bestehen des Labels ECM gewidmet, bei dem die meisten seiner Aufnahmen erschienen sind. Bislang sind es 18, darunter das legendäre ‘Tati’ mit Stefano Bollani am Piano und Schlagzeuglegende Paul Motian. Hier ist er mit jüngeren Musikern zugange: Gitarrist Francesco Diodati, Bassist Gabriele Evangelista, Drummer Enrico Morello und Pianist Giovanni Guidi waren bereits auf den Alben ‘Tribe (2011) oder ‘Wild Dance’ (2015) präsent und tragen, zusammenmit dem charismatischen Saxofonisten Francesco Bearzatti, zum vitalen, quirligen Sound bei. Das Stück ‘Wild Dance’ ist mit seinen schwebenden, schwirrenden Passagen auch hier einer der Glanzpunkte einer abwechslungsreichen Performance. Rava in Hochform.
Jens-Uwe Sommerschuh, Sächsische Zeitung
Questo magnifico lavoro, registrato dal vivo, dal titolo mai più azzeccato di Edizione Speciale. Sei pezzi eleganti, raffinati ed equilibrati, come solo i grandissimi sanno fare. Una “solitudine che sa di allegria”, ecco è così che vorrei definire questo lavoro, uscito nello scorso mese di ottobre e nel quale qualsiasi estimatore dello straordinario jazzista italiano, potrà apprezzare la sua capacità di innovare conservando e conservare innovando. […] E qui, per i pochi che non conoscessero il disco, non resta che invitarli all’ascolto dopo averli mandati dietro la lavagna o fatto scrivere mille volte sul quaderno dei compiti ‘Devo ascoltare Rava’.
Mario Grella, Off Topic Magazine
At the time of this fascinating live gig from 2019, trumpeter/flugelhornist/composer/mentor Enrico Rava, at 80 years of age, hadn’t lost his knack for catching you off guard. Take ‘Infant’ from ‘Edizione Speciale’ as a prime example and let the rest of the disc sweep you off your perceptions. ‘Infant’ emerges from a lone Rava fanfare and erupts into all out crash course on free jazz that harkens not only to the audible mind games of early 70’s Miles Davis but also to the quixotic nature of sound and ambience so captivating to today’s generation of players. And why shouldn’t it? For Rava has surrounded himself here, at the Middelheim Festival in Antwerp, with a younger ensemble of students who have taken their lessons well and whose familiarity with rock n roll metrics takes the teacher for a ride. […] During the time of this recording, Rava was celebrating his 80th year as well as ECM’s 50th, and if you need more proof, the inspired hijinks of the closing fiesta ‘Quizás, Quizás, Quizás’ proves he was having one hell of a time. So join the party.
Mike Jurkovic, All About Jazz
Francesco Bearzatti au saxe ténor, Francesco Diodati à la guitar, Giovanni Guidi au piano, Gabriele Evangelista à la basse et Enrico Morello à la batterie, lancent la musique du maître (et ‘La valse des lilas’ de Michel Legrand) dans une ronde très leste, intelligente, inventive et furieusement, réjouissante. Une musique sans âge.
Boris Senff, Tribune De Genève
Seine Band: eine Generationen-übergreifende Zusammenkunft ausdrucksstarker Individuen. Die meisten seiner fünf Mitmusiker, Pianist Giovanni Guidi oder Gitarrist Francesco Diodati, könnten seine Enkel sein. Die Jugendlichkeit spürt man in jeder Faser dieser Musik. Die einen sind an Jahren jung. Der andere hat einen besonders offenen, jugendlich-frischen musikalischen Geist. […] Die Musik des Enrico Rava Sextetts: ein Spiel mit den Schönheiten des nicht wirklich Vorhersehbaren. Die musikalische Wegstrecke wird jedes Mal neu erkundet. Selbst altbekannte Themen oder Rava-Klassiker klingen jedes Mal neu bei dieser Band. Wenn eine Band Stücke so spielen will, wie man sie kennt, kann sie ja gleich eine Platte fürs Publikum auflegen und nach Hause gehen. Das ist die Einstellung von Enrico Rava. Am 18. August 2019 in Antwerpen ist die Band nicht nach Hause gegangen. Ergebnis: Eine neue Platte: ‘Edizione Speciale’. Unbedingt auflegen.
Ulrich Habersetzer und Roland Spiegel, Bayerischer Rundfunk (‘Jazz Album of the Month’)
Da mag man sich die Ohren reiben – so frisch und vital, geradezu ausgelassen hat man Enrico Rava lange nicht gehört. Dabei entstand die Live-Aufnahme auf einer Tour zum ’80.’ des italienischen Ausnahmetrompeters. An seiner Seite eine Riege junger Player, die ihrerseits ihre helle Freude haben, die Musik des Veteranen neu einzufärben. […] Oft werden die Songs zunächst in schön arrangierter Bläsermanier vorgetragen, um sich dann in ausgedehnten Soli in gehöriger Freiheit zu spreizen. Vor allem Guidi meißelt aus den eingängigen Themen abstrakte Klangskulpturen. […] Sollte man diesen Mitschnitt vom Jazz Middelheim Festival in Antwerpen in einem Begriff zusammenfassen wollen, wäre es der der Spielfreude. Die überträgt sich auf das Publikum, das die Bühnenenergie vom ersten Stück an enthusiastisch feiert.
Tilman Urbach, Stereo
Alles ist da drin, was Rava und seine viel jüngeren Mitmusiker auszeichnet: Mut zum Risiko, völlige musikalische Offenheit, eine musikantische Leidenschaft und eine unbedingte Liebe zur Melodie. Diese Musik ist nie glatt, aber auch nie zu sperrig, sie ist eine durchgehende Einladung zum lustvollen Genießen dieser Klänge, die größte Lebendigkeit ausstrahlen. Enrico Ravas ‘Edizione Speziale’, das Jazzalbum des Jahres? Kann gut sein!
Ulrich Habersetzer, Deutschlandfunk Kultur
Schon in der Besetzung wird auch die Stellung des in einem Vorort von Genua Lebenden als bedeutender Mentor des italienischen Jazz klar. Und so präsentiert sich Rava auch inmitten seines neuen Livealbums ‘Edizione Speciale’ als einer der großen Trompeter unserer Zeit. Routine scheint es für ihn noch immer nicht zu geben, auch nichts windschnittig Beliebiges. Und immer wieder überträgt sich auch auf seinem 18. Album für das Label ECM dieses engagiert intensive Agieren im Kontext der Band, die er zu seiner Spielwiese macht, deren Mitglieder er mit seiner Präsenz befeuert und zu einem großen Ganzen werden lässt. […] Vieles ist möglich in dieser abwechslungsreichen und doch stringenten Einspielung: Präzises Miteinander, fesselnde solistische Ausbrüche, das Schwelgen in Melodien und das dramaturgisch kluge Voranschreiten. […] Über allem schwebt und swingt dieser markante Trompetenton, frei und doch voller Lyrismen, kultiviert und ebenso spontan. In der Summe ergibt das ein faszinierend schillerndes Ganzes aus Spielfreude, Disziplin und Spontaneität, das zu einem Fest der Kurzweil wird.
Ulrich Steinmetzger, Freie Presse
Für die hier vorliegende Aufnahme vom Jazz Middelheim Festival in Antwerpen vom Sommer 2019 hat Rava zusätzlich den Pianisten Giovanni Guidi sowie den Saxofonisten Francesco Bearzatti engagiert. Für seine Mitspieler war Rava ein Mentor, ein Wegweiser, der sie inspirierte. Nun, an seiner Seite, schaffen sie es, den Geist seiner Musik lebendig zu halten. Die Auswahl der Stücke ist gelungen. Den Beginn macht ‘Infant’, hier in einer 13-Minuten-Version, die verschiedene Phasen durchläuft und das Potenzial der Band bereits voll andeutet. Es folgt ‘Once Upon A Summertime’ von Michel Legrand, das an die Kollaboration von Miles Davis und Gil Evans erinnert. Stark ist auch ‘Le Solite Rose/Diva’, bei dem Rava und Bearzatti derart harmonisch zusammen spielen, als würden sie dies schon mit Ewigkeiten tun. ‘Quizás, Quizás, Quizás’ beendet das Set mit einem Gefühl von Südamerika. Und der Gewissheit, dass mit Rava auch mit über 80 noch zu rechnen ist.
Sebastian Meißner, Sounds and books
Alle Beteiligten sind also eng miteinander vertraut und auch das Material ist bestens bekannt – eine ideale Ausgangslage für dieses experimentierfreudige Sextett, das den stets melodisch orientierten, aber eine Unmenge an Interpretationsmöglichkeiten bietenden Kompositionen des Trompeters eine energiegeladene Frischzellenkur verpasst. Verblüffende Inside-Outside-Improvisationen, rasante Unisono-Passagen, ungestüme Noise-Gitarren-Attacken, schwindelerregende Piano-Kaskaden, Enrico Ravas unverkennbarer Flügelhornton – man nimmt sich viel Zeit, um die unterschiedlichen musikalischen Ideen zu kombinieren und auszuloten. Die längste der musikalischen Expeditionen, eine Kombination aus Michel Legrands wundervoller Ballade ‘Once Upon A Summertime’ und Ravas düsterem, Film noir-artigen ‘Theme For Jessica Tatum’, dauert 17 Minuten, keine Sekunde davon möchte man missen. Die lustvollen musikalischen Interaktionen aller Beteiligten – man harmoniert und man reibt sich aneinander – finden im kubanischen Chachacha ‘Quizás, Quizás, Quizás’ von Osvaldo Farrés, der vor allem in den Versionen von Nat King Cole und Doris Day Bekanntheit erlangte, ein leichtfüßiges Finale. ‘Edizione Speciale’ dürfte Enrico Ravas 55. Album unter eigenem Namen sein und klingt absolut frisch und unverbraucht – Spaß und Enthusiasmus auf der Bühne lassen sich ohne Abstriche auch zuhause nachvollziehen!
Peter Füssl, Kultur
The repertoire here is dominated by original pieces that appeared on his 2015 album ‘Wild Dance’, made with the same core band, but here that material is expanded, particularly the opener, ‘Infant’, a brist, ebullient swinger that summons the sound of Ornette Coleman. But while guest saxophonist Francesco Bearzatti plays Coleman to his Cherry on the opening statement, the performance is wonderfully abraded by the caustic electric guitar colors of Francesco Diodati as well as an explosive solo from guest pianist Giovanni Guidi. Despite looking back on his career, Rava’s playing brings a melodic heat throughout, with an unabated sense of the exploration that’s marked his career, and his excellent band not only matches him note for note, but they push him, too.
Peter Margasak, Downbeat
Schon Tenorsaxofonist Francesco Bearzatti, Ravas ‘Alter Ego’ als Bläser, mal unison, mal polyfon verwickelt, ist mit 55 mehr als eine Generation, die anderen Partner sind mehrere Generationen jünger als der Bandleader. Sie wagen sich wit über den Bebop, auch über Ornette Colemans Parker-Nachfolge hinaus in freie Unvorhersehbarkeiten – der alte Mann hat eine Truppe versammelt, die von ihm, dem einstigen Partner von Avangardisten wie Roswell Rudd, Cecil Taylor, Steve Lacy et cetera gelernt hat, sich Freiheiten herauszunehmen: Enrico Morello am Schlagzeug und Gabriele Evangelista am Bass, beide 34, eine explosive Rhythmusgruppe; Pianist Giovanni Guidi, 37, ein brillanter Jongleur langgezogener Girlanden und komplexer harmonischer Architekturen; Gitarrist Francesco Diodati, 39, der zum einen mit feinsten komplementären Oberlinien ein Bass-Solo kommentiert und handkehrum in brutale gitarristische Noise-Gewitter ausbricht. Rava selbst, als eine Art Ein-Mann-Akademie des italienischen Jazz Mentor von ihnen allen, ist mit dieser Power-Band als proteische Natur immer in Bewegung, in den enormen Möglichkeiten seiner Tonbildung und Phrasierung nirgends festzulegen und in allen Facetten immer ganz präsent.
Peter Rüedi, Weltwoche