The dominant work is the C major fantasy D934, one of the less familiar of Schubert’s late masterpieces but just as extraordinary a single-movement telescoping of musical form as the more celebrated Wanderer Fantasy for piano. The heart of the work [C major Fantasy D934] is its central set of variations, but it’s the slow introduction, which is recapitulated as the fourth of the fifth sections, that casts shadow across the entire work. The disc is worth hearing just for the way in which Widmann colours that opening alone, reducing her tone to the slenderest thread, minimising her vibrato and gradually breathing life into the work. It’s extraordinary playing, full of imagination and profound intelligence, and just as powerfully effective in the smaller scale works, in the earlier A major Sonata D574 and the Rondo in B minor D895.
Andrew Clements, The Guardian
Das seltsame Werk [h-moll Rondo] beginnt doppeldeutig formelhaft, wie eine majestätische französische Ouvertüre, der man den glühenden Kern entfernt und den wärmenden Mantel genommen hat. Die Geige weiß nicht zu wem sie singen soll, das Klavier liefert ziellose Akkorde mit scharfen Punktierungen, einmal lächelt die Violine zur fernen Tonart F-Dur hinüber, um sich gleich wieder nach h-moll zurückzukrümmen. So klingt verletzliche, fragile, sich vor Beschädigung fürchtende Musik. Erregt warten wir auf Erlösung, doch lange Zeit kommt sie nicht. Zwar gibt es diese rustikale H-Dur-Passage mit den wippenden, schunkelnden Bässen, gibt es rappelnde Tonwiederholungen, doch großer Strom hört sich irgendwie anders an. Schubert macht indes das Fragmentierte zu wundervoller Kunst – und wie Widmann und Lonquich diese Idee weiterverfolgen ist die eigentliche Sensation. Beide Musiker nähern sich diesem tönenden Flüchtlingsdrama wie Sanitäter, sie bergen heimatlose Melodiefetzen im Quarantäne-Zelt, in das frische, fröhliche Luft erst am Ende, nach der Gesundung, dringt.
Wolfram Goertz, Die Zeit
[Carolin Widmann] gilt schon seit längerem als eine der virtuosesten Geiger ihrer Generation, wurde aber, da sie sehr viel zeitgenössische Musik spielt, vom Reklamesprech beizeiten unter „Avantgarde-Geigerin“ abgelegt. Alexander Lonquich, der Pianist ist ebenfalls vertraut im Umgang mit zeitgenössischer Musik: sein Vater ist Komponist. Hat eventuell die helle Gegenwärtigkeit des Klangbildes bei diesen beiden mit dieser Prägung zu tun? Oder die ungewöhnliche Dichte ihres Zusammenspiels? Oder diese so ungeheuer routinierte Ehrlichkeit, die zugespitzte Schärfe der beiden auf die harmonischen, rhythmischen und formalen Eigentümlichkeiten der Schubertschen Tonsprache? […] Fest steht nur, dass dieses neue Schubert-Album, aus den eben genannten Gründen, zu den großen Glücksfällen gehört.
Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schubert’s music for violin and piano presents an unusual range of challenges. The earliest three sonatas, which are not recorded here (the ones published posthumously as sonatinas), are disarmingly direct. The Fantasy in C, on the other hand, has a monstrously awkward piano part, and both it and the Rondo in B minor can, in the wrong hands, sound as if Schubert just didn’t know when enough of a good thing was enough. Carolin Widmann and Alexander Lonquich are wonderfully alert to the risks, taking nothing for granted, and their playing is of a kind that never just coasts along. Every slightest gesture has been considered, every interplay is of interest, every strange harmonic shift makes sense, every repetition is made to sound fresh. And the recorded balance is kind to both players.
Michael Dervan, The Irish Times
Die Geigerin Carolin Widmann und der Pianist Alexander Lonquich bewegen sich auf dem brüchigen Eis dieser Musik mit einer verstörenden Leichtigkeit, die selbst die alte Einspielung mit Adolf Busch und Rudolf Serkin – seit Langem meine Lieblingsaufnahme des Stücks – vergessen macht. Die beiden erfassen die Spannweite des Werks zwischen Abgrund und Utopie aus dem Geist der musikalischen Avantgarde – eine bestürzend vollkommene, eine gleichermaßen intellektuelle wie emphatische Interpretation.
Uwe Schweikert, Stuttgarter Zeitung