Unter Kurtágs strengen Urteilen und Direktiven stöhnten seine Studenten und Interpreten nicht selten, vor allem aber profitierten sie Davon – darunter das vielfach dekorierte amerikanische Parker Quartet, dessen Spiel die gänzliche Zufriedenheit des Meisters gefunden haben dürfte. Es bringt die Zyklen, die ihre Kürze schon im Titel tragen – ‘Moments musicaux’, ‘Officium breve’ – in jedem der kostbaren Augenblicke zum Sprechen, präsentiert diese Kurzprotokolle besonderer Befindlichkeiten mit äußerster, mimosiger Wachheit: All diese Vogelrufe, Hommages an Bach und Webern, Nachrufe auf Freunde, gläsernen, verwehten und harschen Klänge sind und bleiben Psychogramme der Menschlichkeit. In Dvořáks Opus 97 gesellt sich Kim Kashkahian, einer ihrer Mentorinnen, zu den Parkers: Das amerikanisch-böhmisch-wienerische Amalgam blüht und gedeiht in diesen Händen lebensfroh, terzen- und sextenselig, rhythmisch pikant und tonlich exquisit.
Rainer Peters, Neue Zeitschrift für Musik
Fast 20 Jahre besteht inzwischen das Parker Quartet. Nun vereint es auf seinem neuen Album die beiden letzten Streichquartette von György Kurtág und das Es-Dur-Streichquintett op. 97 von Antonín Dvořák. Die unterschiedlichen stilistischen Herausforderungen meistert das Ensemble mühelos. Das gilt auch für die beiden sehr verschiedenen Werke von Kurtág. Während die ‘Moments’ etwas längeren Atem besitzen, bleiben die Abschnitte des ‘Officium’ miniaturistisch kurz. Kim Kashkashian verstärkt das Parker Quartet bei Dvořák. Alle fünf Musiker präsentieren sich als spieltechnische und gedankliche Einheit. Mal melancholisch, mal ungehemmt spielfreudig, und immer mit genauem Fokus darauf, die Grenzen des geschmacklich Verträglichen nicht zu überschreiten. So ist eine sehr sinnliche, dynamisch fein abgestimmte Aufnahme entstanden, deren Spannungsverhältnis sich durch die Programmauswahl ergibt.
Christian Lahneck, Concerti
Beide Stilistiken – Aphorismus und Epik – können mit diesen exzellenten Interpretationen komplementäre Gleichberechtigung beanspruchen.
Hans-Dieter Grünefeld, Musik & Theater
The sparse music of György Kurtág and the precise, intense sound of the Parker Quartet are both ideally suited to the engineering world of the ECM label, and just looking at this release, one is reasonably sure of a satisfying experience of contemporary music, but it’s even better than one might expect. The Parker Quartet constructs an intelligent program […] In the Parker Quartet’s performance, these short movements are pregnant with meaning. […] The best reason to hear this album is that the performance of the Dvořák is superb, one of the very best available. The world is full of phoned-in performances of standard repertory by musicians who can’t wait to get to the contemporary stuff, but that does not happen here. The players let the music breathe and give plenty of room to the melodic material shaped by African American and perhaps Native American music. Both exacting and affecting, this is a superior release.
James Manheim, All Music
Berührend – eine Aufnahme, mit der das Ensemble zeigt, wie fein und dabei kontrolliert es Klänge generieren kann – von fahl bis hell-gleißend.
Rainer Elstner, Österreichischer Rundfunk
Mit diesem 1989 vollendeten Zyklus, den Kurtág dem ungarischen Webern-Experten Endre Szervánszky widmete, beschließt das amerikanische Parker Quartet nun sein jüngstes Album. Und wie bei den ebenfalls zu hörenden ‘Six moments musicaux’ op. 44 von Kurtág spüren die vier Musiker packend und dabei seismografisch genau den musikalischen Wesen, Stelen und Gedanken des ungarischen Altmeisters nach. In ganz andere Sphären bricht man zwischendurch mit Dvořáks Streichquintett Nr. 3 op. 97 auf, für das man sich die Bratschistin Kim Kashkashian mit ins Team geholt hat. Und gemeinsam präsentiert man mit all den herrlichen Melos-Bögen und dem volksmusikantischen Elan nun einfach wunderbarste Herzensmusik.
Guido Fischer, Rondo
Erstaunlich, wie mühelos das Parker Quartet den stilistischen Wechsel vollzieht, von der technischen Mühelosigkeit einmal abgesehen. Kurtágs Werk ist insgesamt reich an musikalischen Reminiszenzen – das ist bei den hier vorgestellten Quartetten nicht anders. Das Parker Quartet ist nicht darauf aus, einen imitatorischen Klang zu erzeugen, der die Bezüge hervorhebt; wir hören originalen Kurtág mit all seinen Anspielungen, ob in den etwas längeren Abschnitten der ‘Moments’ oder in den miniaturistisch kurzen Stücken des ‘Officium’. In wenigen Takten eine Dramaturgie so zu verdichten, dass der Eindruck entsteht, die Sätze seien in Wahrheit viel länger, das ist die Kunst, die das Parker Quartet blind beherrscht. Es sind die dynamischen Auf- und Abschwünge wie beim Schweller einer Orgel, die kleinen rhythmischen Attacken, mit denen das Ensemble überzeugt. Bei Dvořák treffen die fünf Musiker den richtigen Ton, zwischen Melos und Spielmannslust, nie jedoch ins Derbe abdriftend. Hier wird auffallend fein musiziert!
Christoph Vratz, Fono Forum
Seine dialogfähige Ausdruckskraft lässt das Album zu einem nicht einfachen, aber die Mühe der Erschließung lohnenden Musik-Erleben werden, das alle Mitwirkenden mit geistiger und spielerischer Bestform beflügelt.
Roland Dippel, Crescendo
Wer unter Herzenskälte und Konzentrationsmangel leidet, wird hier geheilt. Für immer.
Christine Lemke-Matwey, Die Zeit
With a pert, upbeat sound, Dvořák’s first movement shines with optimism and sprung rhythms. The precision and joie de vivre continue in the rustic second movement, and the poise of the Larghetto variations movement contrasts with the good-natured jolliness of the Finale. But it’s the spare, perfectly crafted sound world of Kurtág that draws the best playing. The 15 micro movements of ‘Officium breve’ (1988–9) are austere and uncompromising but the performance is fearless yet probingly beautiful. In the ‘Six moments musicaux’ (2005), the Parker Quartet – brilliantly captured in this recording – conjures a kaleidoscopic, post-Expressionistic range of mood and atmosphere, ranging from searing vertical sheets of dissonance to barely perceptible glowing half-lights. The result is nothing short of astonishing.
Edward Bhesania, The Strad
Kühn gespielte Bekenntnismusik der feinsten Gesten und unheimlichsten Effekte.
Christian Berzins, Luzerner Zeitung
If you wanted to make the point that 21st-century string quartet-playing is defined by a virtuosity so agile that it’s indistinguishable from the process of emotional expression, you’d be hard-pushed to find a better illustration than this new album from the Parker Quartet. Recorded at Radiostudio DRS in Zurich, the sound has a spaciousness and an unsparing clarity whose coolness is offset by the freedom it gives the performers to respond to the music, in playing of often astonishing colour, subtlety and dynamic range.
Richard Bratby, Gramophone
Kurtágs dialogfähige Ausdruckskraft lässt das Album zu einem nicht einfachen, aber die Mühe der Erschließung lohnenden Musik-Erleben werden, das alle Mitwirkenden mit geistiger und spielerischer Bestform beflügelt.
Roland Dippel, Crescendo
Es sind die dynamischen Auf- und Abschwünge wie beim Schweller einer Orgel, die kleinen rhythmischen Attacken, mit denen das Ensemble überzeugt. Bei Dvorák treffen die fünf Musiker den richtigen Ton, zwischen Melos und Spielmannslust. Hier wird auffallend fein musiziert!
Christoph Vratz, Fono Forum
Die Gegensätze könnten kaum größer sein: hier die knapp formulierte, gleichsam ums Sprechen-Können ringende Musik des nun 95 Jahre alten Ungarn György Kurtág, dort das leicht hinfliessende, scheinbar mühelos musikantische Streichquintett des Tschechen Antonin Dvorák. […] Die Musikerinnen und Musiker bringen die höchst unterschiedlichen Stillagen voll zur Geltung. Deutlich wird in dieser Zusammenstellung aber auch, wie viel hochgeladene expressivität in Kurtágs Musik steckt, sie entfaltet sich einfach nicht wie bei Dvorák in der Zeit, sondern konzentriert sich in kurzen Gesten. […] Wunderschön und beklemmend ist zum Schluss jenes Arioso interrotto – ein mittendrin abreissender Gesang.
Thomas Meyer, Jazz’n’more
In a program of contrasts, the musically sensitive Boston-based Parker Quartet plays the music of György Kurtág with virtuoso panache, and are joined by their mentor, violist Kim Kashkashian, in an Antonín Dvořák work in their ECM New Series debut. […] Composed in three days in Spillville, Iowa in 1893, Dvořák’s lyrical work differs from his other quintets in his use of two violas and also in its formal straightforwardness: there’s little development of thematic material and extensive repetition. The Parker Quartet’s feeling for instrumental colour, texture and attention to detailed ensemble work is evident from the first measure. The same can be said about the quartet’s performance insights into Kurtág’s scores, developed through extensive work with the senior Hungarian composer. I was particularly moved by the Parker’s riveting rendering of Kurtág’s brilliantly intense 15-section ‘Officium Breve in Memoriam…’ Even as they mirror the concision of each miniature movement, paradoxically the music becomes even more static, timeless – and elegiac.
Andrew Timar, The Whole Note
The ‘Moments musicaux’ show Kurtág’s uncanny ability to create and sustain an immediate mood: most of them come in at under three minutes, but feel much bigger in their emotional reach, helped by the extraordinary dedication and understated virtuosity of the Parker Quartet. Whether it’s in the incisive attack of the opening Invocation, the passionate mourning in the memorial to the pianist György Sebök, or the precise harmonics in ‘Rappel des oiseaux’, they identify completely with the music. […] It’s quite a shock to return to the Kurtág, and the 15 pieces which make up the ‘Officium breve’, a memorial to the composer Endre Szevervánsky. Reminiscences of one of his early tonal works surface from time to time, as do direct references to Webern, and there’s a cumulative power in the juxtaposition of the disparate elements. Movements are even shorter than in ‘Moments musicaux’, and find the Parker Quartet again in their element, with an enormous tonal and dynamic range.
Martin Cotton, BBC Music Magazine
Dieses Ensemble trifft durchweg den richtigen Ton, zwischen innigem Melos, zurückgenommener Innenschau und herrlicher Spielmannslust. Es ist erstaunlich und faszinierend wie das Parker Quartet scheinbar mühelos diesen musikalischen Brückenschlag gestaltet […] Die intensive Zusammenarbeit mit dem ungarischen Komponisten mag auch Vertrautheit und Gespür im Umgang mit Kurtags Musik unterstützt haben. Die vier Musiker schärfen die assoziationsreichen Miniaturen und machen sie sich ganz selbstverständlich zu eigen.
Meret Forster, Bayerischer Rundfunk