Die CD vereint Werke von zwei Schülern der Zwölftonrivalen und bietet eine sensationelle Doppelentdeckung. … Ihre Namen sind Johann Ludwig Trepulka und Norbert von Hannenheim, und ihre Musik hat in Herbert Henck einen Interpreten gefunden, der schon häufiger den mainstream erbleichen ließ. Wer das erste Klavierstück von Hauers einzigem Schüler Trepulka einfach so hört, unbelesen, wird nie und nimmer auf Zwölftonmusik tippen. … Fern von Leerlauf und Zufall leuchten die Tonkombinationen unter Hencks phänomenal sensiblen Händen, ob schlichtes Dur oder clusternahe Mehrklänge. …
Als Henck auf seinen Namen stieß, war Trepulka vollkommen vergessen. Und ebenso Norbert von Hannenheim, der einer völlig entgegengesetzten Ästhetik folgt. … Tatsächlich sprüht bei Hannenheim der Geist, als stünden sämtliche Synapsen unter Strom. Atemberaubend ist die Vielfalt dessen, was gleichzeitig geschieht, in größter Klarheit, oft mit jazzigem Schwung.
Volker Hagedorn, Die Zeit
Johann Ludwig Trepulka und Norbert von Hannenheim haben vieles gemeinsam, vor allem aber eines: Ihr Leben und Wirken wäre wohl unbekannt geblieben, hätte Herbert Henck sich nicht wieder als Archäologe der musikalischen Moderne betätigt. … Herbert Henck offenbart hier in ungemein ausdrucksvollen Interpretationen, dass ihm diese Komponisten eine Herzensangelegenheit sind, und lässt nicht die geringsten Zweifel an der lyrischen Schönheit und immensen Musikalität dieser Klavierstücke.
Dirk Wieschollek, Fono Forum
Henck führt mit dieser Einspielung den Beweis, dass Trepulka ein begnadeter Aphoristiker war, der es verstand, die expressionistische Syntax und Aura der Lenau-Gedichte mit aparten Intervallspannungen abzubilden. … Jedes Stück ist nicht mehr und nicht weniger als ein Mikrokosmos. Ähnlich verhält es sich bei Hannenheim, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Hannenheim meidet die geschmeidig fließende Melodie, wo es nur geht. Er liebt den rauen Rhythmus, den dialektischen Moment, in dem das absolut Mechanistische ins Lyrische kippt. Wäre Hannenheim Schriftsteller geworden, er hätte an der Geschichte des modernen Romans mitgeschrieben. Henck spielt seine Musik und die Trepulkas als Verwandter im Geiste und ihm Gefühl.
Annette Eckerle, Neue Zeitschrift für Musik
Hatte auf den aus Siebenbürgen stammenden Norbert von Hannenheim schon der Musikkonzepte-Band „Arnold Schönbergs Berliner Schule“ hingewiesen, so ist Johann Ludwig Trepulka vollends eine Entdeckung. … In deutlicher Anlehnung an Hauers „Klavierstücke mit Überschriften…“ schrieb Trepulka seine „Klavierstücke mit Überschriften…“ – quasi Meditationen, zu denen die Titel, ähnlich wie bei Debussys „Preludes“, in eher vager Beziehung stehen. Die Stücke klingen erstaunlich tonal, ja bisweilen diatonisch, kaum dissonant: sanft schwebende, in sich kreisende, oft homophone Klang-Mobiles. Einheitlich und differenziert zugleich, haben sie ihren ganz eigenen Ton. Norbert von Hannenheims knappe Sonaten verraten Schönbergs Einfluss gleichermaßen markant in der linearen Strenge, der dissonierenden Schärfe, zwölftöniger Verzahnung und kontrapunktischer Energetik. Auch bei diesen Stücken erlebt man eine persönliche kompositorische Physiognomie. Es ist kein geringes Verdienst Hencks, die wenigen, noch erhaltenen Noten dieser beiden wahrhaft „Verlorenen“ ausfindig gemacht zu haben.
Gerhard R. Koch, Frankfurter Allgemeine Zeitung