Bachs Partiten und Sonaten auf der Barockgeige: Die Körperlichkeit des Instruments im Zwiegespräch mit Gott.
Christine Lemke-Matwey, Die Zeit
His lines seem to float with an airiness that is rare in studio recordings. Even though the use of Baroque instruments and techniques may make this rendition seem like a historically informed performance, it is rather more of a personal take with thoughtful borrowings from period scholarship, a combination to be expected of one of classical music's most eclectic and versatile performers.
Blair Anderson, All Music
Sein Zugriff auf diese Werke mag insgesamt robust wirken, doch erscheint hier wirklich jede Linie, jedes Motiv in seinem rhetorischen Gestus ausgespielt. Das gilt für die Fugen, die Zehetmair rhythmisch mitunter sehr frei gestaltet, vor allem aber für die stilisierten Tanzsätze. Pointierter, auch klanglich differenzierter (Zehetmair spielt zwei unterschiedlich klingende Geigen), kann man diese Musik kaum spielen.
Frank Armbruster, Concerti
With gut strings and playing without chin or shoulder rests, he is able to bring a huge range of tonal nuance and colour to these pieces, which is hauntingly caught by the resonant acoustic of the Tyrolean church in which the recordings were made three years ago. […] The result is performances that avoid any sense of display or virtuosity for their own sake. Even in Zehetmair’s account of the great chaconne that ends the D minor Partita, it is the more reflective episodes, beautifully veiled and intimate, that one remembers, while in the sonatas the contrapuntal detail is perfectly transparent, without ever being over-articulated. Some may prefer a more demonstrative approach to these perpetually fascinating pieces, but Zehetmair’s thoughtfulness is hugely rewarding in its own right.
Andrew Clements, The Guardian
Nell’ esecuzione secura e impeccabile del virtuoso austriaco Thomas Zehetmair, senza dubbio tra i migliori solisti in circolazione, queste sei composizioni bachiane riprendono incredibilmente vita e forma in una chiave, ci pare di poter dire, del tutto moderna, decisamente contemporanea, pur Zehetmair utilizzando strumenti d’epoca.
Marco Maiocco, Giornale della Musica
Magnifique articulation, tout en légèreté, précision, et avec de la force lorsque l´accentuation l´exige.
Corinne Schneider, France Musique
I promised myself I would find a track on this solemnly glittering set to highlight other than the obvious: the mighty ‘Chaconne’ from the ‘Second Partita’. But here we are. Mr. Zehetmair’s interpretation of this classic feels dancily suspended in air, understatedly intense. As throughout the album, his touch is mistily veiled one moment, glinting copper the next.
Zachary Woolfe, The New York Times
Zehetmair sensibilisiert das Ohr für die Architektur, für Struktur und Harmonik. Die Tanzsätze schweben mit spielerischer Leichtigkeit dahin, und die Akkordbrechungen in den Sonaten-Fugen werden nie zum Kraftakt. Die ‘Chaconne’, der große Prüfstein, zieht wie eine Reise mit unendlich vielen Eindrücken vorüber. Peter Gülke steuerte einen erhellenden Begleittext bei und die Propsteikirche St. Gerold im österreichischen Vorarlberg die vorzügliche, von natürlichem Hall getragene Akustik. Grandios!
Norbert Hornig, Fono Forum
A chaque interprète de relever le défi avec son âme propre. Celle de Zehetmair est ardente, à n’en pas douter, jusqu’à empoigner sans mènagement; sa lecture captée six mois à peine après la mort d’Harnoncourt semble parfois, par ses accès de virulence, convoquer ses mânes. Elle sait également tourbillonner pour se vêtir de lumière (‘Allegro’ de la BWV 1003), se faire bruissement impalpable (‘Double’ de l‘Allemande’ de la BWV 1002), véloce comme un frisson (‘Gigue’ de la BWV 1004). Tour à tour mordant et aérienne, la ‘Chaconne’ est vécue comme un lent éveil intérieur, entre fêlure et grâce. […] Sans concession à la joliesse, le chemin qui’ il trace à travers doutes, efforts et illuminations rend néanmoins son approche saisissante et durablement attachante.
Jean-Christophe Pucek, Diapason
Zehetmair entpuppt sich auch dank seiner überragenden spieltechnischen Möglichkeiten als ein fulminanter Klangbaumeister und zugleich als ein Musiker, der den Zuhörer an die Hand nimmt und ihn auch zu den bislang unentdeckten Ecken und Winkeln dieser so scheinbar vertrauten Werke führt. Kein Wunder, dass da selbst die riesige ‘Chaconne’ ihre einschüchternden Dimensionen zugunsten einer Nähe und Unmittelbarkeit verliert, dank derer man mit großem Staunen plötzlich winzigste Farbnuancen und feinste Klanglinien von einer ungeheuren bewegenden Kraft wahrnimmt. Auch das spielt Thomas Zehetmair mit der Gewissheit, dass all das ja eigentlich in den Noten steht – nur eben keinem bislang aufgefallen ist.
Guido Fischer, Rondo
De Oostenrijkse violist Thomas Zehetmair heeft voor de tweede maal in zijn leven de drie sonates en drie partita’s voor viool solo van J.S. Bach op de plaat vastgelegd. De verschillen tussen de twee konden niet groter zijn. […] Zehetmair speelt de stukken zonder uitzondering schitterend en zelfs meer dan dat. Als ik ook eens iets mag zeggen, vind ik dit geloof ik de allermooiste opname van de ‘Sei Solo’ die ik ooit heb gehoord. Dat zit hem behalve in de uitzonderlijke technische en muzikale beheersing die Zehetmair tentoonspreidt (neem de echo-effecten in het Allegro van de Sonate nr. 2 – overtuigender kan het niet), vooral ook in zijn dooraderde zilveren toon en in de sfeer van ootmoed die hij weet op te roepen, mijlenver verheven boven de eeuwige aardse en egocentrische strubbelingen van de mensen.
(The Austrian violinist Thomas Zehetmair has recorded the three sonatas and three partitas for violin solo by J.S. Bach for the second time in his life. The differences between the two could not be greater. […] Zehetmair plays the pieces without exception brilliantly and even more than that. If I may say something, I think this is the most beautiful recording of the ‘Sei Solo’ I have ever heard. Apart from the exceptional technical and musical mastery that Zehetmair displays (take the echo effects in the Allegro of Sonata no. 2 - it could not be more convincing), especially in his veined silver tone and in the atmosphere of humility that he knows how to evoke, far beyond the eternal earthly and egocentric struggles of the people. )
Eri Voermans, Het Parool
Zehetmairs Phrasierungsbögen, die auch in Bereichen des Leisen immer Substanz haben, wirken weiter gespannt, durchgestalteter und atmender als ehedem. Sein Ton ist nach wie vor extrem variabel, mal satt und kraftvoll, mal spirrig, mal derb, mal geradezu unruhig. Mit diesem Ton hat der Geiger vor ein paar Jahren sogar Paganinis Capricci vom romantischen Virtuosen-Image befreit und in die Moderne katapultiert. Bei Bach denkt er jetzt weiter, fügt mehr zusammen, will Geschichten erzählen – was erwartungsgemäß am packendsten beim Gang durch die zerklüfteten Klangmassive der d-Moll-Chaconne gelingt, aber auch bei Sätzen wie etwa der Allemande in derselben Suite, die Zehetmair spielt, als sei sie mehrstimmig gedacht – mit hingetupften Bassnoten und einer fast dialogisch gedachten Melodielinie. Hier ist Zehetmair eloquent, ja geradezu redselig. Selbst virtuose, sehr rasch genommene Tänze oder Sätze wie die Fuge der A-Dur-Sonate, die sonst gerne mal nach Schweiß und Arbeit riecht, haben hier etwas Leichtes und Spielerisches. Dass die alten Instrumente außerdem erstaunlicherweise oft weniger kantig klingen als zuvor das moderne, liegt auch daran, dass Zehetmair die Kraft etwas zurücknimmt. Hinzu kommen ein ungemein fantasievoller Umgang mit Verzierungen (vor allem bei den Wiederholungen), überhaupt eine große Freiheit in der Gestaltung und ein feiner Umgang mit (meist eher hell getönten) Klangfarben. Der Spannungsbogen hängt nie durch. Eine fantastische Aufnahme – nicht so nah am Ätherischen wie andere Einspielungen, dafür aber auf himmlische Weise irdisch.
Susanne Benda, Stuttgarter Zeitung
Bei der Neueinspielung benutzt er für die Sonaten ein Barockinstrument von 1750, für die Partiten eines von 1685 und diverse Barockbögen. Bei den Wiederholungen wendet er Verzierungen an, auch in der oft so großvolumig heilig gebotenen Ciaconna scheut er nicht vor zusätzlichen virtuosen Effekten zurück. So entsteht eine jeder Glätte ferne, kernige, manchmal erdig-raue, aber immer von Ausdrucksspannung und vitaler Geigenlust erfüllte Darstellung dieses Konvoluts grandioser Violinmusik. Gebannt folgt man den Expeditionen in die Fugendichte, in denen Zehetmair nie verloren geht. Die schnellen Sätze sprühen vor Impetus, die stilisierten Tänze gelingen bewusst gravitätisch, die robusteren wie Bourréen, Menuette und die Gavotte en Rondeau aus der E-Dur-partita wohltuend irdisch und saftig. Und in den langsamen Sätzen vertraut Zehetmair Bachs melodischem Genius vorbehaltlos. Fabelhaft!
Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung
On ne peut que saluer l’intelligence avec laquelle chaque épisode est caractérisé, l’utilisation du rubato (‘Fugue’ de la ‘Sonate n° 1’), l’ornamentation des reprises, la determination (double de la ‘Courante’ de la ‘Partita n° 1’) , la majesté et la puissance expressive (‘Chaconne’ de la ‘Partita n° 2’, ‘Adagio’ de la ‘Sonate n° 3’).
Philippe Venturini, Classica
Johann Sebastian Bachs ‘Sei solo’ sind der unangefochtene Höhepunkt der Werke für Solovioline nach Geiger-Komponisten wie Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi, Johann Heinrich Schmelzer und Heinrich Ignaz Franz Biber. Zwar geht es bei Bach auch um Virtuosität, Ausdruck und Eleganz, kennzeichnend aber ist besonders in den langen Sätzen (die bis heute die längsten ihrer Art bleiben sollten) eine Komplexität, die hörbar und vor allem anhörbar zu machen kaum je gelingt. In seiner zweiten Einspielung dieser Werke bewältigt Thomas Zehetmair das Problem auf scheinbar spielerische Weise, indem er Partiten und Sonaten jeweils eigene Bögen und Instrumente von nobler, jedoch keinesfalls portziger Provenienz zuordnet und sich als gewissermaßen drittes Instrument den Saal der Propstei St. Gerold in Vorarlberg anverwandelt. Im Verein mit untrüglicher metrischer Disziplin und und seiner reichen Erfahrung auf dem Welttheater der Alte-Musik-Szene gelingt ihm so eine Darstellung dieser Werke, die Staunen erregt und den Geist des Autographs zu atmen scheint. Spektakulär unspektakulär sind schon allein die von ihm in manchen Wiederholungen gespielten Verzierungen, deren Eintrag nicht von Bachs Hand stammt – das hat man noch nie so idiomatisch, auf so natürliche Weise gesanglich (und doch manchmal dynamisch fast unter den Teppich gekehrt) gehört! […] Alle Gestaltung des Metrums dient hier lediglich der Klarheit der Gliederung und erlechtert auf richtige und erwünschte Weise das Zuhören. Zudem zieht der Interpret klanglich und dynamisch alle Register, die Raum und Instrumentarium bieten. Ein sehr leises ‘piano’ klingt gar wie von einem Organo di legno aus der Ferne gespielt, hat aber dank der Akustik völlig unverkratzten und attraktiven ‘Klangleib’ und lässt den Hörer so staunend lauschen […] Nach diesen ganzen Finessen wirkt der Schluss des Zyklus, die E-Dur-Partita BWV 1006, als Ganzes wie ein versöhnlicher, überaus schwungvoller und eleganter Kehraus, durch den man sich auch als Hörer für die gut zwei Stunden Konzentration aufs Köstlichste belohnt fühlt. Eine Aufnahme, die auch nach Generationen noch aktuell sein wird.
Eberhard Zummach, Concerto