Natascia und Raffaella Gazzana mit der Stalker Suite von Tõnu Kõrvits. Kõrvits, Jahrgang 1969, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten Estlands und hat diese Suite für die Gazzana-Schwestern geschrieben. Durch sie nämlich lernte er den Sohn des legendären sowjetischen Filmregisseurs Andrej Tarkovsky kennen. Und dessen Science-Fiction-Klassiker ‘Stalker’ steht hier Pate und hat Kõrvits zu Klängen inspiriert, die eisiger, künstlicher und – sinnlicher nicht sein könnten. ‘Waterfall’, Wasserfall heißt dieser vierte Satz, und ich finde, man hört ganz genau, wie sehr sich das Duo Gazzana mit Kõrvits Musik identifiziert. Da geht’s nicht um Schönklang oder Virtuosität, da geht es um die Durchdringung der Partitur, um musikalische Seelenverwandtschaft und Intuition. […] zusammen gespielt haben sie als Geschwister von Kindesbeinen an. Das allein aber reicht nicht, um die besondere Intimität ihres Musizierens zu erklären. Da ist mehr als familiäre Vertrautheit; da ist etwas kolossal Ungeschminktes in beider Spiel, als bestünde die Arbeit darin, alles Unwesentliche wegzulassen. […] . Schumann, sagen die Gazzana-Schwestern, ist nie nur harmlos. Schumann will gesungen und gedacht werden. […] nächtlich geht es auch am Schluss ihrer neuen CD zu, zumindest zu Beginn, in der c-Moll Sonate von Edvard Grieg. Eine große Konzertsonate, die gerne ‘groß’ gespielt wird, mit mächtig Wumms und Emphase. Die Gazzana-Schwestern disponieren hier anders: leichter, durchsichtiger, feingliedriger. Das rückt Grieg in ein neues Licht – und tut auch uns als Zuhörenden gut.
Christine Lemke-Matwey, Südwestrundfunk
Das Duo Gazzana bewegt sich auf seinem neuen Album zwischen Romantik und Gegenwart: Die beiden italienischen Schwestern an Geige und Klavier haben sich von dem Esten Tõnu Kõrvits unter anderem die ‘Stalker Suite’ schreiben lassen – keine Hommage an einen Sittenstrolch, sondern an den Regisseur Andrei Tarkovski: Die Stücke bescheren dem Ohr mal blumige Töne mit Dissonanzdornen, mal so etwas wie abstrahierte Volksmusik und Momente fragiler Schönheit. Sehr erquicklich auch Griegs dritte Sonate für Geige und Klavier und das a-Moll-Pendant von Robert Schumann: Delikate Zartheit, gefühlspralles Schwelgen und geschmeidige Lautstärkenverläufe belegen die Klasse dieses Duos.
Christoph Irrgeher, Wiener Zeitung
Tõnu Kõrvits est la revelation de ce disque. […] Dédicataire de miniatures très suggestives, le Duo Gazzana les confronte judicieusement à deux références du repertoire pour violon et piano, investies avec beaucoup de temperament. Si la ‘Sonate no. 1’, de Schumann, bénéficie d’un habile dosage de la passion, la ‘Sonate no.3’, de Grieg, permet aux deux sœurs italiennes d’atteindre des sommets d’expressivité instinctive.
Pierre Gervasoni, Le Monde
Das Duo Gazzana bekundet immer wieder eine Vorliebe für überraschende Paarungen. Nach Franck/Ligeti, Schnittke/Poulenc und Hindemith/Takemitsu, jeweils um weitere Komponisten ergänzt, präsentieren Geigerin Natascia und Pianistin Raffaella Gazzana nun Robert Schumanns erste Sonate, die dritte von Edvard Grieg sowie zwei Werke des estnischen Komponisten Tõnu Kôrvits […] Die schlichten Linien, die weiten, offenen Klangräume durchmessen die Schwestern mit sicherem Gespür, frei von einem Habitus des Zuviel-Wollens. Man hört leise Ankündigungen und Ahnungen von einem fernen oder nahen Glück. Das Duo verdichtet gern die jeweilige Atmosphäre, ohne zu forcieren und ohne zu drängen. […] Wenn die einzelnen Stimmen sich bis an die Grenze des Fahlen zurückziehen, scheint das gewollt. Aus der Nähe zur Stille erwachsen jedenfalls oft neue Ein- und Ansichten. Diese Beobachtung eint übrigens die Grieg-Sonate mit den Werken von Tônu Kõrvits. Auch das eine Erkenntnis, die erst ungewöhnliche Paarungen möglich machen.
Christoph Vratz, Fono Forum
Korvits’ suites are beautifully made and beautifully rendered. The Notturni are, marginally, the deeper score, songs that now cannot be sung, Natascia Gazzana’s violin reminiscing over their ghost just as she and her sister Raffaella do in ‘Stalker.’
Guy Rickards, Gramophone
Sisters Natascia Gazzana, violinist, and Raffaella Gazzana, pianist, have recorded a number of releases for ECM that program a combination of great romantic chamber works and contemporary fare. On their latest, they present romantic works by Robert Schumann and Edvard Grieg alongside contemporary pieces by Tõnu Kõrvits. The latter does a great deal to balance the former two, providing a less effusive tone and tangy harmonies. […] The recording concludes with Grieg’s Sonata in C-minor for Violin and Piano (1887). It is interesting to hear this paired with the Schumann sonata. Grieg’s frequent alterations of motives and rhythmic patterning owe a debt to Schumann. The first movement opens with a muscular theme that is succeeded by a number of smaller, often furtive moments. Natascia Gazzana’s sumptuous tone in high-lying passages complements Raffaella Gazzana’s richly sonorous playing […] The Piano Concerto is Grieg’s most well-known piece. In terms of construction and memorable melodies, the Sonata might well be its equal. In the hands of Duo Gazzana, it turns to gold.
Christian Carey, Sequenza 21
L’approche des partitions est comparable: extraire la substantifique moelle de ces musiques disparates, sans se livrer à une quelconque virtuosité démonstrative ou afféterie. Un authentique duo en or.
Christian Larrède, Vinyle & Audio