Besonders schön ist der Albumanfang. ‚Interludio‘ ist ein Stück, an dem Umberto Eco und Gianni Coscia vor mehr als 70 Jahren zusammen-gearbeitet hatten. Coscia war damals 14 und Eco 13 Jahre alt. Die Musik inspirierte den jungen Eco, der selbst Trompete, Cello und Blockflöte spielte, zu dem Vers ‚Musician, absorbed and inclined / Unveiling new worlds of silence / Tender incarnations of phantasms in sound / Vanish, warily, into memory.’ Es sind diese vielen Verknüpfungen und Verbindungen zwischen den Musikern, Eco und dessen Werk, die diese Platte so reich an Emotionen machen. Mal still und melancholisch, oft aber auch schelmisch und verschmitzt erinnern sich hier zwei Virtuosen im Herbst ihres Lebens an einen verflossenen Komplizen und Inspirationsgeber. Eine warmherzige und irre schöne Aufnahme, die Elemente aus Klassik, Jazz, Blues und italienischer Folklore miteinander verbindet.
Sebastian Meißner, Sounds and Books
Wenn sich Gianluigi Trovesi und Gianni Coscia aufmachen, um gemeinsam zu musizieren, dann kann man sich auf ein lebenspralles, sinnliches, intelligentes, wie auch höchstvergnügliches Musikabenteuer einstellen. Und wenn sich dann beide noch, wie im vorliegenden Fall, auf ihren vor drei Jahren verstorbenen gemeinsamen Freund Umberto Eco berufen, dann wird es zusätzlich noch wunderbar melancholisch. […] Trovesi und Coscia loten mit ihrer Musik das Leben in seiner Ganzheitlichkeit aus. Sie übersetzen Erinnerung, Haltungen und Tatkraft in berührende Klänge, füllen den Äther mit individuellen Synenergien. Das klingt mal folkloristisch, mal nach Filmmusik, dann hält wieder der Blues Einzug, ehe ungezwungen und fröhlich improvisiert wird. Für dieses Erlebnis gebührt den beiden Italienern Hochachtung – und Dank.
Jörg Konrad, Kultkomplott
Ecos wort- und bildreiche Meditation über die Natur der Erinnerung hat im vierten ECM-Album dieses formidablen Duos also eine nicht weniger eindrucksvolle musikalische Entsprechung gefunden. Trovesi und Coscia zünden musikantische Feuerwerke, schwelgen im besten Sinne in nostalgischen Erinnerungen und nähern sich dem zu würdigenden Jahrhundert-Schriftsteller mit viel Gefühl, geistreichem Witz und enormer Kreativität. Coscia meint ja, Eco zitierend, eine Berührung der Königin Loana führe zu einem langen Leben, wenn nicht zur Unsterblichkeit. Das gilt sicher auch für dieses Album.
Peter Füßl, Kultur
Umberto Eco starb im Februar 2016. Zwei seiner Gefährten, der Akkordeonspieler Gianni Coscia, mit dem Eco in einer mittelgroßen Stadt im Piemont zur Schule gegangen war, und der Klarinettist Gianluigi Trovesi, haben nun ein Album veröffentlicht, das nicht nur eine Art Requiem für den verlorenen Freund darstellt, sondern auch einen musikalischen Anhang zu dessen Roman ‚Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana’ bildet. […] Gianni Coscia und Gianluigi Trovesi spielen nun diese kleinen Werke, allerdings nicht so, wie sie aus der Erinnerung wieder hervorgeholt werden können, unter der Bedingung, dass man damals hellhörig war und heute ein guter Musiker ist.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
Als Duo entfalten sie einen besonderen Zauber der Klangfarben und südlichen Stimmungen.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Two friends enjoying themselves, then: paying tribute to a departed, if world famous, literary pal with a lot of love and affection.
Stephen Graham, Marlbank
A rich and nostalgic collection of lyrical duets, mixing songs from the swing era as well as free-associated themes inspired from Eco’s writings. The result is a cozy, folksy and intimate meeting that feels like a Sunday morning in the park with longtime friends. […] Lovely.
George W. Harris, Jazz Weekly
Coscia und sein Klarinettenpartner Gianluigi Trovesi, mit dem er schon über zwei Jahrzehnte im Duo zusammenspielt, entwickeln hier eine charmante Nostalgiemusik, die mit Verweisen quer durch die Geschichte der Tonkunst der vergangenen hundert Jahre Glenn Miller und Theo Mackeben ebenso würdigt wie ‚Bella Ciao‘ oder eine Melodie von Leoš Janacek. Eingebettet in eigene Kompositionen wirkt diese Musik wie eine Ahnung, eine Einladung zu Assoziationen.
Ralf Dombrowski, Audio
Inspired by Umberto Eco’s illustrated and somewhat autobiographical novel ‘The Mysterious Flame of Queen Loana’, the virtuosic Gianluigi Trovesi (piccolo and alto clarinets) and Gianni Coscia (accordion) have created ‘La misteriosa musica della Regina Loana’, a delightful and inventive homage to the novel and its author, a lifelong friend of Coscia’s. […] Playful and inventive, ‘La misteriosa musica della Regina Loana’ lovingly conjures a bygone era with enchanting performances that celebrate the distinct genius of Umberto Eco.
Mel Minter, Musically Speaking
Eine große Leichtigkeit, lässiger Swing und eine kindliche Verspieltheit zeichnet die Musik dieses Albums aus, egal ob Akkordeonist Gianni Coscia und Gianluigi Trovesi an der Klarinette den klassisch amerikanischen ‚Basin Street Blues‘ variieren, eigene Themen dazwischen streuen oder italienische Evergreens wie ‚In cerca di te‘ reanimieren. Gemeinsam ist den meisten Stücken auf diesem Album, dass sie in Umberto Ecos fünftem Roman ‚Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana‘ Erwähnung finden. In diesem autobiografischste seiner Romane entwirft Umberto Eco eine Biographie seiner Generation – auch anhand zahlreicher im Buch abgebildeter Buchumschläge, Plakate und Illustrationen oder zeittypischer Songtitel und Liedtexte, die Coscia und Trovesi hier zu einer sehr luftigen, teils nostalgischen, teils ganz zeitgemäßen Suite verweben. […] ‚La misteriosa musica della Regina Loana‘ haben Gianluigi Trovesi und Gianna Coscia ihr beim Münchner Label ECM erschienenes Duo-Album genannt. Eine sehr passende Variation des Romantitels ‚La misteriosa fiamma della regina Loana‘, denn genau wie Umberto Ecos Roman ist auch dieses zauberhaft gespielte Album das Portrait einer im Verschwinden begriffenen Generation – nur, dass es die literarischen und die Bildzitate weglässt und ganz auf die Kraft der Harmonien und Melodien vertraut.
Bernhard Jugel, Bayerischer Rundfunk
Wo soll man mit der Erinnerung an einen Freund beginnen? Schon im Alter von 14 Jahren komponierte der Akordoenist Gianni Coscia ‘Interludio’, was den um ein Jahr jüngeren Umberto Eco zu einem Gedicht anregte. Die poetische Melodie steht am Anfang einer außergewöhnlichen Hommage an den weltberühmten Schriftsteller und Philosophen Umberto Eco, schließt aber gleichzeitig auch die musikalischen Fantasien von Coscia und die seines Duo-Partnes, des virtuosen Klarinettisten Gianluigi Trovesi, mit ein. […] In den überwiegend 19 kurtzen Stücken kommt es zu vielschichtigen musikalischen Exkursionen, wie in den drei Parts von ‘Nebjana’ , die sich auf den Zyklus ‘Im Nebel’ von Leos Janácek beziehen. Mit heißer Intonation beschwört Trovesi im ‘Basin’ Street Blues’ den Spirit von New Orleans, und in Glenn Millers ‘Moonlight Seenade’ lebt die Swing- Ära auf. Mit ‘As Time Goes By’ und ‘Bel Ami’ erinnert das Duo an Filmklassiker. Dazu fügt sich ein romantisches Liebeslied wie ‘In Cerca di te’ ein.
Gerd Filtgen, Stereo
In seinem Rückblick auf die 1950er Jahre zitiert Eco gelegentlich Tagesschlager. Genau diese greifen nun der Akkordeonist Gianni Coscia und der Klarinettist Gianluigi Trovesi auf – hochachtungsvoll und bescheiden hinter den Melodien zurücktretend und diese liebevoll und zurückhaltend schmückend. Sie improvisieren wenig, sondern konzentrieren sich darauf, die Songs scheinbar schlicht, wohl aber anspruchsvoll zum Leben zu erwecken. Dabei bläst Trovesi mit klarem, manchmal humorigem, manchmal sentimentalem Ton. Gleich zweimal lassen sie Glenn Millers ‘Moonlight Serenade’ aufblühen, außerdem sind Evergreens wie ‘Basin Street Blues’, ‘As Time Goes By’, ‘Bella Ciao’ (hier ‘Fiscia il vento’ genannt) und ‘Bel ami’ in bezaubernden Versionen zu hören. Radioschlager aus den 1950ern, die Eco in seinem Roman erwähnt hat, sowie eigene Kompositionen des Duos ergänzen das Repertoire. Das alles kommt mit einer Leichtigkeit daher, die einen auf der Terrasse oder dem Balkon an Urlaub, Sommer und einen kühlen, frischen Weißwein im Glas denken lässt.
Werner Stiefele, Rondo
Federleichte Musik verabreicht das Duo des Klarinettisten Gianluigi Trovesi und des Akkordeonspielers Gianni Coscia. Alls bleibt transparent und wird mit durchtriebener Spielfreude in die Welt geschickt. […] Eine italienische Sommernachtmusik ist das, die Bekanntes sichtet, seziert, verfremdet, neu zusammensetzt und lustvoll arrangiert zu einem klugen Vergnügen. Zwei altersweise Schelme nähern sich dem Material, um sich wieder zu entfernen und es in kleinen oder großen Bögen verschmitzt einzukreisen. Das ergibt einen unbeschwerten und ein wenig ironischen Dialog, in dem geschwatzt und geschwelgt wird, wozu eine Spur Sentimentalität durchaus passt.
Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung
A lovely act of shared music and affectionate remembrance, this disc is a tribute by clarinettist Trovesi and accordionist Coscia to the late Umberto Eco, novelist, philosopher and Coscia’s friend since childhood. Referring to Eco’s semi-autobiographical novel ‘The Mysterious Flame of Queen Loana’, the album drifts between jazz, film music, popular song and much else, Coscia’s gentle solo ‘Interludio’ contrasting with a neatly swinging rendition of ‘Basin Street Blues’, Trovesi’s clarinet soaring and trilling with unbounded relish.
Jim Gilchrist, Scotsman
Dabei besticht vor allem die Leichtigkeit der älteren Herren, ihre unbefangene, vorurteilsfreie Herangehensweise ganz im Sinne des gemeinsamen Kameraden, dem sie neben zwei Namenstiteln auch noch Coscias und Ecos Jugendstück ‘Interludio’ widmen. ‘Die geheimnisvolle Musik der Königin Loana’ (angelehnt an einen Romantitel) steht für das alte, das gastfreundliche, tolerante und weltoffene Italien. Wichtig, daran und auch an den großen Umberto Eco zu erinnern.
Reinhard Köchl, Jazzthing
There is a very warm, nostalgic and romantic feel to this album. One can imagine the duo feeling just as comfortable performing together in a small Italian cafe as in an austere concert hall. Trovesi and Coscia share a telepathic-like musical understanding and are obviously in their element working together. The combination of the instruments create a melodic grace and each musician utilises his rhythmic virtuosity to bring life and light to the music being performed.
Mike Gates, UK Vibe
Motive klingen an und münden später in weit tragende Improvisationen. Die Grenzen zwischen Klassik, Folklore, Filmmusik und Jazz verwehen hier in schier endlosen Melodien. Es ist Kunst, die auf Empfindungen und Feinsinn beruht, mit Anklängen von Vetrautem, offen in den Ausdrucksformen, berührend in ihrer zeitlosen Emotionalität und unheimlich suggestiv.
Jens-Uwe Sommerschuh, Sächsische Zeitung
Trovesi and Coscia extend Eco’s idea of transversality beyond one about musical genres, to suggest ideas about the relationship between music and memory, and the intertextuality Eco embraced in his novels. Anyone who has seen Trovesi and Coscia perform can attest not only to their virtuosity and their captivating blend of textures, but also to their impeccable comic timing and touch, charming traits more pointedly framed on this collection than on their prior recordings. Charm is routinely mistaken for mere cuteness or cleverness, instead of being associated with mystery; on this recording, Trovesi and Coscia’s is both sweetened with sentimentality, and leavened by the darkness that lurks in Eco’s novels. ‘La misteriosa musica della Regina Loana’ is an utterly charming album in the fullest sense.
Bill Shoemaker, Point of Departure
Despite being of literary genesis, the album carries a tender cinematic charge, evident already in Coscia’s opening accordion solo on ‘Interludio’. More overt connections to the silver screen abound on ‘As Time Goes By’, from ‘Casablanca’, which spreads across the ear like butter over warm bread, and the mysterious yet emotionally transparent ‘Bel Ami’, from the 1939 film of the same name. But their masterstroke comes on ‘Gragnola’. Moving from tragedy to triumph, it’s a film in and of itself, casting in its leading role the unabashed love that defines a grander story.
Tyran Grillo, Downbeat
Trovesi und Coscia gehen von einem eher unbekannten illustrierten Roman von Eco aus. ‘La misteriosa musica della Regina Loana’ ist sowohl eine Art Autobiografie wie auch die Recherche nach einem verlorenen Italien: Ecos Jugend in den Vorkriegs- und Kriegsjahren mit den darin entsprechend angewehten populären Melodien aus Film und Funk. Der Radiosender hieß damals noch nicht RAI, sondern EIAR, und dem widmen die beiden alten Herren ein eigenes Medley, neben vielem, in das Zeitgeschichte atmosphärisch verdichtet und eingekapselt ist, vom ‘Basin’Street Blues’ über ‘As Time Goes By’, verschiedene Anspielungen und Umkreisungen des Resistenza-Klassikers ‘Bella ciao’, eine ganz unheroische, unrethorische Version der U-Boot-Hymne ‘Inno dei sommergibili’ bis zu einer herzerweichenden Interpretation von Glenn Millers ‘Moonlight Serenade’, einer Beschwörung der Stimmungslage nach dem Einmarsch der Amerikaner in Italien, des Atems der Freiheit. Das Duo der beiden vecchi signori versucht gar nicht erst, die Nostalgie zu vermeiden, die sich bei einem Rückblick aus dem heutigen Italien in eine bei Gott auch nicht ideale Vergangenheit unvermittelt einstellt. Zauberhaft.
Peter Rüedi, Weltwoche