La traversée

Matthieu Bordenave

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French saxophonist Matthieu Bordenave’s first leader date for ECM introduces a new project with German pianist Florian Weber and Swiss bassist Patrice Moret. On La traversée – The Crossing – Bordenave explores musical ground between contemporary composition and jazz, subtly influenced by the innovations of the Jimmy Giuffre 3 with Paul Bley and Steve Swallow, who “opened new territory that remains relevant for improvisers today.” The recording of La traversée, he explains, was guided by an approach to trio playing, “in which melodic lines interweave and blossom in the nuances of tones, as each musician follows his intuition.” Bordenave leads the way with his highly distinctive saxophone sound, recently characterized by Down Beat as “light yet textured and authoritative”, establishing that this is music in which space will play an important role. La traversée was recorded at Studios La Buissonne in Pernes-les-Fontaines in the South of France last autumn, and produced by Manfred Eicher.
Das erste Album des französischen Saxophonisten Matthieu Bordenave bei ECM unter eigenem Namen stellt ein neues Projekt mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret vor. Auf La traversée – ‘Die Überquerung’ – lotet Bordenave einen Bereich zwischen zeitgenössischer Komposition und Jazz aus, subtil beeinflusst durch die Innovationen des Jimmy Giuffre Trios mit Paul Bley und Steve Swallow, die "Neuland erschlossen, das für Improvisatoren bis heute relevant ist". Die Aufnahme von La traversée, so erklärt er, orientierte sich an diesem Ansatz des Triospiels, "bei der sich melodische Linien ineinander verflechten und in den Nuancen der Töne aufblühen, da jeder Musiker seiner Intuition folgt". Bordenave weist dabei den Weg mit seinem unverwechselbaren Saxophonklang, der kürzlich von Down Beat als "leicht und doch strukturiert und bestimmt" charakterisiert wurde. Er betont auch durch seine Kompositionen, dass dies eine Musik ist, in der der Raum eine wichtige Rolle spielt. La traversée wurde im vergangenen Herbst in den Studios La Buissonne im südfranzösischen Pernes-les-Fontaines aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Featured Artists Recorded

October 2019, Studios La Buissonne, Pernes les Fontaines

Original Release Date

25.09.2020

  • 1River (duet)
    (Matthieu Bordenave)
    04:43
  • 2Archipel
    (Matthieu Bordenave)
    07:52
  • 3Le temps divisé
    (Matthieu Bordenave)
    02:45
  • 4Dans mon pays
    (Matthieu Bordenave)
    04:35
  • 5The Path
    (Matthieu Bordenave)
    04:53
  • 6Ventoux
    (Matthieu Bordenave)
    05:46
  • 7Incendie blanc
    (Matthieu Bordenave)
    02:19
  • 8Chaleur grise
    (Matthieu Bordenave)
    05:04
  • 9River (trio)
    (Matthieu Bordenave)
    04:46
Im Trio mit Florian Weber am Piano und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret entsteht auf der Grundlage von Kompositionen, die auf Transparenz angelegt sind, eine Musik, die zwischen zeitgenössischer Kammermusik und Improvisation angesiedelt ist, die einerseits streng und andererseits sehr offen klingt.  Das Resultat lässt sich vergleichen mit einem Aquarell, in dem zarte Farben ineinander verlaufen und überall zugleich deutliche Strukturen aufscheinen lassen. Auf ‚La Traversée‘ nimmt man Teil an der Genese solcher Bilder, man hört, wie die melodischen Linien von Klavier, Bass und Saxofon sich miteinander verbinden, einander durchdringen und ein gemeinsames Ganzes ergeben. Jeder der drei beteiligten prägt das Ensemble mit seinen eigenen Farben, deren Grundton in allen Schattierungen leuchtet. Kein Ton ist hier überflüssig, keine Nuance zu viel.
Uli Lemke, Jazzthing
 
The saxophonist has a wonderful tone, and as one would expect with an ECM recording of this nature, the sound quality is superb, allowing the sax, piano and bass to explore and create intimate atmospheres of sound. There is an open quality to the trio that I really like […] The three musicians appear well suited to one another, with a quiet yet compelling imagination flowing through the entire session. Nine original pieces by Bordenave offer much to enjoy. There is a sense of complexity to the music that on initial listening could leave the listener curious, yet not entirely bowled over. It takes time to appreciate some of the subtleties and nuances within the tunes, and a little more effort than usual perhaps. But it’s well worth giving it that time, as the more one listens, the more compelling and beguiling it undoubtedly becomes.
Mike Gates, UK Vibe
 
Une musique de chambre èvoluant en apesanteur parmi des paysages à la Claude Monet aux contours dilués par une lumière incertaine […] Et l’on ne s’étonne pas que Bordenave soit de ces synesthèthes qui perçoivent la musique en couleurs. Il reste une pointe de Marcel Mule chez ce saxophoniste passé par le classique, qu’estompe, comme unhalo, cette souplesse de l‘intonation traversant l’histoire du saxophone de Lester Young à Chris Potter. On pense aussi à Lee Konitz dont il ne partage pas (ou plus) le vocabulaire, mais pour cette clairvoyance instantanée du développement non prémédité. On trouve  à ses cõtés le pianiste allemand Florian Weber dont justement Lee Konitz avait emmené en 2009 le trio au Village Vanguard pour y enregistrer son ‚New Quartet‘. À diverse moments, l’indèpendance et la complémentarité des deux mains semblent relever de quelque pensée bicéphale. Ce qui n’est rien dire de la présence discrète du contrebassiste Patrice Moret, parcimonieuse, profonde, essentielle à cette musique éminemment collective dans sa conception comme dans sa réalisation improvisée.
Franck Bergerot, Jazz Magazine
 
Mit ‚La Traversée‘ legt er ein aufsehenerregendes Album vor. Ein leises, ein geheimnisvolles. […] Jazz, Neue Musik, impressionistische Klänge, besonders die feine Klangästhetik des US-Klarinettisten Jimmy Giuffre aus den 60er Jahren, all das scheint durch in dieser Kammermusik. Matthieu Bordenave hat alle Stücke komponiert, manche mehrere Seiten lang. Auf dem Album erklingen teilweise nur Fragmente davon, mit maximaler Offenheit konnte sich jedes Stück entwickeln. Oft nehmen Jazzmusiker diese Freiheit für sich in Anspruch, aber so konsequent in Töne gegossen, wie auf ‚La Traversée‘ ist diese Freiheit selten zu hören. […] Dabei ist aber keine gedankenschwere Musikkonstruktion entstanden, sondern ein schillerndes, immer poetisches Klangfarbenspiel. Matthieu Bordenave, Florian Weber und Patrice Moret beim Spinnen ihrer Tonfäden zuzuhören, ist äußerst faszinierend. Zu Ende gesponnen sind diese Fäden noch lange nicht. ‚La Traversée‘ ist erst der Anfang.
Ulrich Habersetzer, Deutschlandfunk Kultur
 
Das Album ‚La traversée‘, zu Deutsch ‚die Überfahrt‘, steckt voller Ideen. Mehr noch, die langsamen, scheinbar vollkommen entspannten Passagen über die Gewässer des Seins haben etwas Rauschhaftes, wenn auch fern von Ekstase und Exzess. […] Dabei gibt es hörbare Überraschungen. Der Franzose verlässt oft die fürs Saxofon typischen Linien.  […] Ein faszinierendes Album nicht nur für Jazzfans.
Jens-Uwe Sommerschuh, Sächsische Zeitung
 
Ein ganz großer Wurf […] die Musik auf ‚La traversée‘ ist oft ätherisch, sie schwebt, ist von tiefer Innerlichkeit, tönt wie eine Traumsequenz, in der Momente des Loslassens schon mal ins leicht Unheilvolle hinüberschimmern können. Die knapp dreiundvierzig Minuten des Albums verursachen beim Zuhören einen langen Nachhall.
Ssirus W. Pakzad, Abendzeitung
 
It works very well. These three musicians play to their similarities and avoid, if indeed they have any, their differences. The result is a harmonious set of nine pieces – well, eight and a half, given that the opener and closer are duet and trio presentations respectively of a Bordenave composition called ‚River‘. All the writing is by the leader, though it feels like it might be quite sketchy and open; a relatively free improvisational feel holds true throughout. […] This album was recorded last autumn and provides a suitably burnished, reflective and ever-so-slightly melancholy soundtrack for this particular crossing into the mellow, misty, gently maturing days.
Peter Bacon, London Jazz News
 
Ein impressionistisch farbiges Kaleidoskop […] Diese Musik entstand an der Kreuzung verschiedenster Einflüsse und Genres ohne sich wirklich festlegen zu wollen. Anders hätte eine solch exquisite Musik auch nicht zum Klingen gebracht werden können.
Tilman Urbach, Fono Forum
 
Selten hat Jazz entspannter geklungen als auf dem neuen Album von Matthieu Bordenave, Florian Weber und Patrice Moret. Man könnte es auch unter Kammerjazz einordnen, denn der Formenreichtum klassischer Musik und der Improvisationsgestus des Jazz sind hier gleichermaßen präsent. ‚La traversée‘ ist entschleunigter Jazz in Vollendung, der das Prädikat ‚cool‘ voll und ganz verdient hat.       
Bernhard Jugel, Bayerischer Rundfunk
 
Der Pianist Florian Weber, der Tenorsaxophonist Matthieu Bordenave und der Kontrabassist Patrice Moret lassen ihre Töne und Melodiekürzel wachsen, aufblühen und verklingen. Sie interagieren, treiben eine Tonfolge bis zu ihrem logischen Höhepunkt, sie mischen sich ein, bringen neue Bewegungen und Ideen ein, widersprechen sich oder führen einen Gedanken der Partner fort. Das geschieht so leise, langsam und bedächtig, als meditiere das Trio über die von Bordenave entworfenen Themen.
Werner Stiefele, Stereoplay
 
Drawing his inspiration from the work of the Jimmy Giuffre 3 with Paul Bley and Steve Swallow, tenor saxophonist Matthieu Bordenave has delivered a superb set that not only casts a backwards glance, but also points the way forward. […] Bordenave creates a stately chamber jazz that provides scope for lyrical and sustained three way conversations that benefit from the written arrangements yet not being hampered by them. He writes enough to give each composition focus and direction with enough space for all three musicians to improvise and communicate openly with each other. […] Of the leader himself, Bordenave plays with a quiet intensity that belies an inherent lyricism. He has a deliciously pure tone in the upper register and a sonic consistency right down to the bell notes and uses this contrast of registers sparingly but to devastating effect leaving the listener hanging on every note.
Nick Lea, Jazz Views
 
Cet album, c’est de la poésie pure. Comme celle d’Apollinaire. Aérienne, grave et légère à la fois, minimaliste et délicate, on la dirait née du moment. Et c’est sans doute ce que veut provoquer le saxophoniste francais en amenant ses thèmes à ses complices l’Allemand Florian Weber au piano et le Suisse Patrice Moret à la contrebasse: ne pas trop expliquer, ne pas fixer les idées afin que la poésie jaillisse en jouant. […] L’auditeur est amené à trouver son propre chemin dans cette mosaïque de sons et d’images. Il suffit de se laisser porter par les mélodies, le fleuve des sons et des images et de découvrir des paysages nouveaux et superbes.
Jean-Claude Vantroyen, Le Soir
 
Pianist Florian Weber, bassist Patrice Moret and Bordenave are a marvelous match. Each gravitating towards restraint rather than technical abandon, the three conjure quiet storms and loud meditations that share an eerie atmosphere as their foundation. Within it, unconventional motifs, of at turns atonal and traditionally harmonic constitution as well as unsettled structures, give way to unique amalgamations of interplay. While the early avant-gardist Jimmy Giuffre and his trio, featuring Steve Swallow and Paul Bley, does come to mind, Bordenave’s influences seem to cut deeper into the repertoire of modern classical music, navigating even further away from archetypical swing, but maintaining its improvisatory candor. […] Picking one highlight from the lot would go against the nature of the music, which presents itself as whole. Like a river, ‘La Traversée’ unfolds like a mesmerizing journey, where each note and sound naturally lead to the next, as if inherently and eternally in transit. Or at least until its pool of inspiration dries up. But fortunately, there’s no sign of that happening anytime soon.
Friedrich Kunzmann, All About Jazz
 
L’exploration de territoires raffinés et réfléchis n’exclut pas la sensualité des timbres et des élans comme le démontre cet enregistrement exigeant et nuancé où le souffleur français chaloupe d’autant plus facilement qu’il est épaulé par le piano délicat de l’Allemand Florian Weber et par la basse inventive et ajustée du Suisse Patrice Moret (…).  Neuf morceaux en autant de paysages mentaux.
Boris Senff, 24 Heures
 
Auch für den lyrischen Franzosen mit dem weichen Klang auf seinem Tenor spielt der (Klang-)Raum eine gewichtige Rolle. Das ist bereits auch am starken Hall ablesbar ist, der sein Spiel von zartesten, fast verschwindenden Momenten bis zu kurzen vogelrufartigen Tonfolgen durchzieht. Dabei folgen der Schweizer Moret und Weber nicht einfach den introvertiert-subtilen Gedanken- und Gefühlswelten des Leaders, sondern loten mit klanglichem Feingefühl und intuitiven Setzungen selbst die improvisatorischen Räume in den Stücken aus. Herausgekommen ist ein Album, welches auf seltsame Weise besonders die aktuelle Situation mit alle ihren Unsicherheiten, sozialen Brüchen und emotionalem Gebeuteltsein zu reflektieren, ja vielleicht sogar zu kommentieren scheint. Mit geschlossenen Augen zwischen Messiaen, Satie, Paul Horn und anderen Klanggeistern mäandernd, spüren die drei musikalischen Fährtenleser auftauchenden Fragmenten und leisen Akzenten hinterher, umschlingen sich, stossen aneinander, horchen nach und folgen dem farblichen Schemen, die in dieser unwirklichen Welt auftauchen und die Seele stärken. Jetzt bleibt nur zu warten und zu hoffen, dass dieses Trio seine eigenwillig zarte, choralartige Musik in baldigster Bälde wieder live in den Clubs und auf Bühnen vorstellen kann.
Michael Scheiner, Jazzzeitung
EN / DE
French tenor saxophonist Matthieu Bordenave’s first leader date for ECM – following on from his contribution to Shinya Fukumori’s 2018 release For 2 Akis – introduces a new project with German pianist Florian Weber and Swiss bassist Patrice Moret. On La traversée – The Crossing – Bordenave explores an area between contemporary chamber music and jazz, subtly influenced by the innovations of the Jimmy Giuffre 3 with Paul Bley and Steve Swallow who “opened new territory that remains relevant for improvisers today. The recording of La traversée was guided by this approach to trio playing, in which melodic lines interweave and blossom in the nuances of tones, as each musician follows his intuition.”
 
Bordenave’s writing for the trio emphasizes that this is a music in which space will have an important role to play, a feeling borne out by the austere quality of the improvising. Yet, this is also music that takes some risks, in its quiet way: prior to the recording the musicians played just a couple of concerts as a trio.  “It was important to me not to play a lot in the live situation,” says Matthieu. “I did not want to fix and finalize arrangements, but to leave things open to the possibility of change in the studio…”
 
Ideas, however, had been percolating for a long time. Bordenave and Florian Weber first collaborated five years ago when Matthieu invited the pianist to join him in a programme at Munich’s Unterfahrt club, based around music associated with Edith Piaf. “Florian is himself half-French and he knows very well the culture – everything from chansons to modern classical music. It was extremely interesting to play with him, and we kept in touch over the years.”
 
In preparation for the new album, “Florian and I talked a lot about how to incorporate some of the colours of modern composition. I love for instance Messiaen and Dutilleux. I wanted some of that sense of complexity in the chords. Too much complexity, however, can create a prison for improvisers. In some of the pieces, like ‘Archipel’, we take just a small fragment of written material and develop it further and further…”
 
Patrice Moret, whose deep listening, improvisational imagination, and thoughtful choice of notes had played a significant role in ECM recordings with Colin Vallon, Elina Duni and Nicolas Masson was chosen as bassist for the project. “He has a beautiful tone,” Matthieu says. “Quiet and strong at the same time – very important for this kind of music.”
 
Quiet and strong, delicate and resolute – the descriptions can apply with equal validity to the contributions of Bordenave and Weber. In this part-composed, part-improvised music, the musicians develop three independent voices, interacting, crossing paths, or developing freely roving counterpoint in a post-Giuffre idiom.
 
Bordenave’s tenor saxophone sound is striking. The way in which he uses the upper range of his instrument, and his phrasing and tone – on this album in particular – may reflect, he suggests, his years spent playing classical music on alto saxophone: “In my head, I think, I transpose registers. And in the trio I’m not always playing saxophone-like lines at all but phrasing, at times, almost more like a cello perhaps…” Among jazz saxophone players, Matthieu admires the achievements of Warne Marsh. “But the most important thing for me is to find a personal sound that is right for the context.”  
 
Florian Weber, also an ECM artist in his own right (refer to his quartet album Lucent Waters, and the duo album with Markus Stockhausen, Alba), recently won the Belmont Music Prize whose jury declared that “his piano playing is as boundless in its possibilities as it is economical and focused.” The late Lee Konitz referred to Weber as “one of the most creative piano players I have ever played with.  He has the feeling the texture, just beautiful.”
 
In a performer’s note in the CD booklet for La traversée, Bordenave writes “as in a volume of poetry where a certain atmosphere emanates from the text, the pieces resonate with each other like a mosaic…” Poetry has also provided atmospheric inspiration for the compositions, each of which is titled after lines and images from the work of René Char, who, in addition to being one of the great French writers of the 20th century, “a lighthouse for many artists” as Matthieu says, wrote numerous poems steeped in the flavours of Provence. “The melodies were responses to some of the poems, or impressions drawn from them.” The “River” referred to in the opening and closing tracks is La Sorgue, “the river of respect for dreams” as Char put it, which runs through Pernes-les-Fontaines, where the album was made.
 
La Traversée was recorded at Studios La Buissonne in October 2019, and produced by Manfred Eicher.
 
For more information:
Matthieu-Bordenave.com
Florianweber.net
Das erste Album des französischen Tenorsaxophonisten Matthieu Bordenave bei ECM unter eigenem Namen folgt auf Mitwirkung an Shinya Fukumoris Trioaufnahme  For 2 Akis aus dem Jahr 2018 und stellt ein neues Projekt mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret vor. Auf La traversée – ‘Die Überquerung’ – lotet Bordenave einen Bereich zwischen zeitgenössischer Kammermusik und Jazz aus, subtil beeinflusst durch die Innovationen des Jimmy Giuffre Trios mit Paul Bley und Steve Swallow, die "Neuland erschlossen, das für Improvisatoren bis heute relevant ist. Die Aufnahme von La traversée orientierte sich an diesem Ansatz des Triospiels, bei dem sich melodische Linien ineinander verflechten und in den klingenden Nuancen aufblühen, während jeder Musiker seiner Intuition folgt".  
 
Bordenave betont in seinen Kompositionen für das Trio, dass es sich um eine Musik handelt, in der der Raum eine wichtige Rolle spielt, ein Gefühl, das durch die strenge Qualität des Improvisierens bestätigt wird. Es ist aber auch eine Musik, die in ihrer ruhigen Art Risiken eingeht: Vor der Aufnahme spielten die Musiker nur ein paar Konzerte als Trio.  "Es war mir wichtig, in der Live-Situation nicht viel zu spielen", sagt Matthieu. "Ich wollte keine Arrangements festlegen und abschließen, sondern die Dinge offen lassen für die Möglichkeit weiterer Entwicklung im Studio…"
 
Die Ideen waren unter den drei Musikern jedoch schon seit langer Zeit hin und her gegangen. Bordenave und Florian Weber arbeiteten erstmals vor fünf Jahren zusammen, als Matthieu den Pianisten einlud, mit ihm im Münchner Club Unterfahrt ein Programm rund um die Musik von Edith Piaf zu gestalten. "Florian ist selbst Halb-Franzose und kennt die französische Musikkultur – vom Chanson bis zur modernen klassischen Musik – sehr gut. Es war sehr interessant, mit ihm zu spielen, und wir blieben über die Jahre in Kontakt.”
 
Während der Vorbereitung auf das neue Album "sprachen Florian und ich viel darüber, wie wir einige der Farben aus dem Bereich der modernen Komposition einfließen lassen können. Ich liebe zum Beispiel Messiaen und Dutilleux. Ich wollte diese farbenreiche Komplexität in den Akkorden. Zu viel Komplexität kann jedoch ein Gefängnis für Improvisatoren schaffen. In einigen Stücken, beispielsweise in ‘Archipel’, nehmen wir nur ein kleines Fragment des geschriebenen Materials und entwickeln es weiter und weiter…"
 
Patrice Moret, der durch sein intensives Zuhören, seine improvisatorische Phantasie und durchdachte Phrasierung bei ECM-Aufnahmen mit Colin Vallon, Elina Duni und Nicolas Masson eine bedeutende Rolle gespielt hatte, wurde als Bassist für das Projekt ausgewählt. "Er hat einen wunderschönen Ton", sagt Matthieu. "Ruhig und stark zugleich – sehr wichtig für diese Art von Musik", sagt Matthieu.
 
Ruhig und stark, zart und entschlossen – die Beschreibungen können mit gleicher Gültigkeit auf die Spielweisen von Bordenave und Weber zutreffen. In dieser teils komponierten, teils improvisierten Musik entwickeln die Musiker drei unabhängige Stimmen, die miteinander interagieren, sich kreuzende Wege gehen oder frei mäandernden Kontrapunkt in einer Art Post-Giuffre-Idiom entwickeln.
 
Auffallend ist der Tenorsaxofon-Klang von Bordenave. Die Art und Weise, wie er den oberen Tonumfang seines Instruments einsetzt, und seine Phrasierung und sein Ton – insbesondere auf diesem Album – mögen, so seine Vermutung, seine Jahre des klassischen Musizierens auf dem Altsaxofon widerspiegeln: "In meinem Kopf, denke ich, transponiere ich Register. Und im Trio spiele ich überhaupt nicht immer Saxofon-typische Linien, sondern phrasiere vielleicht manchmal fast eher wie ein Cello…" Unter den Jazz-Saxofonisten bewundert Matthieu die Errungenschaften von Warne Marsh. "Aber das Wichtigste für mich ist es, einen persönlichen Klang zu finden, der zum Kontext passt.”  
 
Florian Weber, ebenfalls ein ECM-Musiker mit eigenen Aufnahmen (siehe sein Quartett-Album Lucent Waters und das Duo-Album Alba mit Markus Stockhausen), gewann jüngst den renommierten Belmont-Musikpreis, dessen Jury konstatierte, dass "sein Klavierspiel ebenso grenzenlos in seinen Möglichkeiten ist wie ökonomisch und konzentriert". Der kürzlich verstorbene Lee Konitz bezeichnete Weber als "einen der kreativsten Klavierspieler, mit denen ich je gespielt habe. Er hat das Feeling, die Texturen, einfach wunderschön."
 
Im CD-Booklet zu La traversée schreibt Bordenave: "Wie in einem Gedichtband, in dem eine ganz spezielle Atmosphäre vom Text ausgeht und bestimmte Bilder wiederkehren, kreisen die Stücke wie ein Mosaik ineinander…". Auch die Poesie lieferte atmosphärische Inspiration für die Kompositionen, die jeweils nach Zeilen und Bildern aus dem Werk von René Char betitelt sind. Char war nicht nur einer der großen französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, "ein Leuchtturm für viele Künstler", wie Matthieu sagt, sondern schrieb auch zahlreiche von den Aromen der Provence durchdrungene Gedichte. "Die Melodien waren Antworten auf einige der Gedichte oder auf Eindrücke, die sich aus ihnen ergaben.” Der ‘Fluss’, auf den sich das erste und das letzte Stück beziehen, ist La Sorgue, ‘„rivière des égards au songe“, wie Char es ausdrückte. Er fließt durch Pernes-les-Fontaines, wo das Album entstand.
 
La Traversée wurde im Oktober 2019 in den Studios La Buissonne aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
 
Weiterführende Informationen:
Matthieu-Bordenave.com
Florianweber.net
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