Leoš Janáček: On an overgrown path

Camerata Zürich

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On An Overgrown Path, Leoš Janáček’s 15 pieces-spanning piano cycle, is here presented in a reshaped guise, arranged for string orchestra and interpreted by the Camerata Zürich under lead violinist Igor Karsko’s direction. This is the premiere recording of the orchestral adaption. In this programme, Janáček’s cycle is bookended by Josef Suk’s Meditation on the Old Czech Chorale St. Wenceslas and Antonín Dvořák’s Notturno – pieces that are thematically connected to the folkloric elements found in Janáček’s composition. French writer Maïa Brami wrote poems to accompany the new arrangement of On An Overgrown Path, and their recorded versions, spoken by the writer herself, are included on the album, contextualizing the cycle with inventive analogies to Janáček’s life.
Auf verwachsenem Pfade, Leoš Janáčeks 15 Stücke umfassender Klavierzyklus, wird hier in neuer Gestalt präsentiert. Es handelt sich um die Uraufführung eines Arrangements für Streichorchester, gespielt von der Camerata Zürich unter der Leitung des ersten Geigers Igor Karsko. Janáčeks Zyklus wird auf dem Album von Josef Suks Meditation über den altböhmischen Choral St. Wenzel und Antonín Dvořáks Notturno eingerahmt – Stücke, die aufgrund ihrer volksmusikalischen Wurzeln mit Janáčeks Komposition verwandt sind. Die französische Schriftstellerin Maïa Brami hat für die neue Bearbeitung von Auf verwachsenem Pfade Gedichte verfasst, die sie für die vorliegende Aufnahme auch selbst eingesprochen hat. Ihre Worte stellen kreative Analogien zu Janáčeks Leben her und setzen den Zyklus in einen persönlichen Kontext.
Featured Artists Recorded

September & November 2017, Radiostudio Zürich

Original Release Date

26.11.2021

  • 1Meditation on the Old Czech Chorale St. Wenceslas op. 35a
    (Josef Suk)
    06:25
  • On an overgrown path, Book I
    (Leoš Janáček)
  • 2Our evenings02:38
  • 3A blown-away leaf02:15
  • 4Come with us!01:00
  • 5The Madonna of Frydek03:07
  • 6They chattered like swallows01:36
  • 7Words fail!01:42
  • 8Good night!02:59
  • 9Unutterable anguish03:08
  • 10In tears02:28
  • 11The barn owl has not flown away!03:19
  • Sur un sentier recouvert
  • 12Il était une fois
    (Leoš Janáček)
    01:17
  • 13Tiens! Une feuille morte
    (Maïa Brami)
    01:26
  • 14Nous danserons
    (Maïa Brami)
    00:52
  • 15Boum, boum
    (Maïa Brami)
    02:04
  • 16Combien de fois depuis
    (Maïa Brami)
    01:27
  • 17Les ombres. C'est l'heure
    (Maïa Brami)
    01:19
  • 18Cette berceuse du fond
    (Maïa Brami)
    01:04
  • 19Des langues de feu
    (Maïa Brami)
    01:21
  • 20Je l'entends qui sanglote
    (Maïa Brami)
    01:59
  • 21Entends-tu hibou
    (Maïa Brami)
    01:53
  • On an overgrown path, Book II
    (Leoš Janáček)
  • 22Andante02:47
  • 23Allegretto - Presto03:27
  • On an overgrown path, Paralipomena
    (Leoš Janáček)
  • 24Più mosso02:54
  • 25Vivo02:39
  • 26Allegro04:22
  • 27Notturno in B Major op. 40
    (Antonín Dvořák)
    06:14
Die neue Bearbeitung des Zyklus (Daniel Rumler), geschaffen für das von Igor Karsko geleitete Ensemble Camerata Zürich, sorgt dafür, dass der Tonraum größer wird, dass das von Streichern bestimmte Szenario der nur gefühlten Jugend des Komponisten in mährischer Landschaft bedeutend an Prägnanz gewinnt. Die düsteren Klangfiguren und scharfkantigen Kontraste auf Janáčeks bedrohlichen und schönen Pfaden des Lebens erlangen dadurch mehr klangliche Plastizität und Transparenz als am Klavier. Zusätzlicher Coup der fesselnden Aufnahme sind die Texte, die die französische Schriftstellerin Maia Brami zu Janáčeks Zyklus geliefert hat und hier selbst rezitiert: ein anderes Medium der Poesie.
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
 
Die Gefahr bei Janáčeks Stücken liegt, ob Klavier-Original oder bearbeitet, immer in einer Art Rührseligkeits-Falle. Badet man zu sehr in Melancholie, verliert die Musik ihre Aufrichtigkeit. Davon ist zum Glück bei der Camerata Zürich nichts zu spüren. Im Gegenteil. Hier wird haargenau ausgelotet, wie schnell, wie langsam ein Satz sein darf, hier werden die einzelnen Instrumente minutiös zueinander in Beziehung gesetzt. Vor allem aber agieren die Züricher mit einer Zartheit und einer Aura des Geheimnisvollen, dass man jederzeit gebannt zuhört. Kleine Miniaturen, ganz groß gespielt. […] Konzeptionell besitzt diese Produktion einigen Mehrwert, was sich auch in den beiden Werken zeigt, die den äußeren Rahmen um den Janáček-Schwerpunkt bilden. Am Beginn steht die ‘Meditation über den alten tschechischen Choral St. Wenzel’ von Josef Suk, entstanden 1914, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Auch bei dieser Choralmeditation zeigt die Camerata Zürich all ihre Qualitäten: ein perfekt aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel, ganz und gar kammermusikalisch, viele feine Abstufungen in der Dynamik und die Fähigkeit, Dinge ahnungsvoll anzudeuten statt sie platt auszusprechen. […] Der Camerata Zürich mit Igor Karsko ist eine programmatisch ungewöhnliche, stimmige und musikalisch beeindruckende Aufnahme gelungen – bei der Janáček-Bearbeitung handelt es sich überdies um eine Weltersteinspielung. Also ein idealer Tipp auch für jene, die meinen, alle Werke bereits im heimischen oder virtuellen CD-Schrank archiviert zu haben.
Christoph Vratz, Südwestrundfunk
 
Po zarostlém chodníčku (Auf verwachsenem Pfade) ist ein aus 15 Teilen bestehender Klavierzyklus von Leoš Janáček (ECM hat ihn vor 20 Jahren mit András Schiff veröffentlicht). Der Geiger Daniel Rumler hat davon für die Camerata Zürich eine Fassung für Streichorchester geschaffen, die dieses Orchester unter der Leitung von Igor Karsko für ECM aufgenommen hat. […] Die einzelnen, meist sehr kurzen Stücke können durchaus für sich, ohne Aufladung mit Bedeutung, mit narrativem und biographischem Überbau bestehen und bezeugen die Modernität des nur 13 Jahre nach Dvořák und 20 Jahre vor dessen Schwiegersohn Suk geborenen Janáček.
Thomas Rothschild, Kultura Extra (Five out of five stars)
 
Die Camerata Zürich hat sich diesen Zyklus nun für Streichorchester arrangieren lassen, und die Fassung von Daniel Rumler beglückt durchaus: Dank schlanker Besetzung ertrinkt die Musik nicht in Opulenz und behält ihre knorrigen Momente (teils verstärkt durch herbe Streichereffekte) bei. Andererseits blüht der Klang dort paradiesisch auf, wo Janáček ein Idyll der schlichten Harmonien feiert. Für Umrahmung sorgt die Musik zweier Landsleute: Josef Suks ‘Meditation über den altböhmischen Choral St. Wenzeslaus‘ erfreut mit sphärischen, leicht abstrakten Klangbildern, Antonín Dvořáks ‘Notturno’ mit melodiöser Wehmut.
Christoph Irrgeher, Wiener Zeitung
 
Ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Album. Zum einen wegen des Repertoires: Daniel Rumler hat 2016 Leoš Janáčeks Klavierwerk Auf verwachsenem Pfadfür Streichorchester eingerichtet. Diese Fassung wird durch die Camerata Zürich flankiert von einer Meditation von Josef Suk sowie der B-Dur-Nocturne op. 40 von Antonín Dvořák. […] schließlich ungewöhnlich, weil die Aufnahme unter dem geigenden Leiter Igor Karsko künstlerisch restlos überzeugen kann. Nicht nur, dass die melancholischen Eintrübungen sehr natürlich gelingen und die Melodien klar und arios geformt werden – vor allem besitzt das Spiel der Camerata etwas ungemein Luftiges. […] Auch die titellosen Nachträge zu Janáčeks Werk leben von wahrhaftiger Intensität, geheimnis- und ahnungsvoll in den unterschiedlichen Schattierungen des Leisen. Eine originelle, hörenwerte Aufnahme.
Christoph Vratz, Fono Forum (‘Stern des Monats’)
 
‘Auf verwachsenem Pfade’ taufte Janáček einen Zyklus von 15 meist melancholischen Klavierstücken. Naturbilder sind es, oft Erinnungsfetzen, die selten glücklich sind, und in denen er unter anderem mit dem Sterben seiner Tochter hadert. Düster ist die Umgebung, bisweilen ziemlich unheimlich, und wenn es Licht gibt, scheint es trügerisch zu sein. Noch einmal verstärkt werden diese Stimmungen durch eine Bearbeitung für Streichorchester, die der Geiger Daniel Rumler für die Camerata Zürich von diesen Miniaturen angefertigt hat. Selten haben die verschiedenen Klangfarben der Streichinstrumente so viel Sinn gemacht für die Bearbeitung eines Klavierzyklus, vor allem auch weil hier niemals übertrieben wird, sondern die Brüchigkeit und Doppelbödigkeit der Musik auch in der vergrösserten Besetzung gewahrt bleibt: Flageolett, fahle Ponticello-Klänge, zarte endlos gespannte Pianissimo-Linien, zauberhaft süsse Melancholie in den wehmütigen Erinnerungen.   
Reinmar Wagner, Musik & Theater
 
Mit seinem 15-teiligen Klavierzyklus ‘Auf verwachsenem Pfade’ schuf der mährische Komponist Leoš Janácek Anfang des 20. Jahrhunderts eines der bewegendsten Werke der Piano-Historie. Klanglich-stilistisch eher noch der Romantik und Idiomen heimischer Folklore verpflichtet, bilden die einzelnen Miniaturen Reminiszenzen des Komponisten an seine gestorbene Tochter. Von Verlust und Trauer gezeichnet verhandeln die Stücke entlang zarter Melancholie und schmerzlicher Intimität in fragiler Manier unterschiedliche Gemütszustände und Imaginationen. Die Streicherbearbeitungen Daniel Rumlers spiegeln exemplarisch Janáceks sublime, harmonisch reich gesättigte Klangwelten und ermöglichen neue Perspektiven auf das Original. Gerahmt und begleitet wird der Zyklus von Werken Suks, Dvoráks und einem von Janáceks Musik inspirierten Text der französischen Autorin Maia Brami. Die Camerata Zürich nimmt ein durch organischen Ensembleklang, fein ausgeleuchtete Zwischentöne und eminente Nuancierungspotenziale.
Martin Hoffmeister, Rotary Magazin
 
Janáček’s On an Overgrown Pathhas been arranged for orchestra several times before, but this is a new version Daniel Rumler which captures the mysterious atmosphere Janáček intended, and it’s superbly realized by the musicians of Camerata Zürich. Many of Janáček’s little piano figures, skittering across the background like thoughts passing through the mind of the walker, are rendered vividly in this version. The inward, psychological quality of the music is enhanced by a cycle of poems by Maïa Brami, read here by the author. They are not simply verbal renderings of the scenes described in Janáček’s titles in Part One of the work but reflections on the psychological threads illuminated in the music.
James Manheim, All Music
 
Bohemian fantasies beguiling transformed by Camerata Zürich. […] The group’s leader, Igor Karsko, ensures that shifts in dynamics are never less than elegantly negotiated; that phrasing, albeit drifting towards to the fleet-footed, errs on the side of considered response; and that rare moments of rapture are becomingly effusive. The result is a revealingly fresh traversal along a familiar ‘Overgrown Path’ where unexpected narcotic perfumes laced with Mendelssohnian gloss bewitch and beguile while stressing pleasure over pain. On its own terms, it is none the less appreciable for that, a performance exquisitely realised and caught in a textbook-perfect recording. Bookending proceedings are two works that borrow from Bohemian folk sources. Suk’s plangent, passionate treatment of the traditional Czech chorale St Wenceslas is realised with a luminous directness that admirers of Arvo Pärt will have no difficulty in engaging with or appreciating. Dvořák’s Op. 40 Notturno provides a perfectly judged, sweetly elegiac coda.
Michael Quinn, Limelight Magazine
 
Als fractal-fragile innere Monologe enthüllt das Streicher-Arrangement des Zyklus ‘Auf verwachsenem Pfade’ (1901-08) persönliche Erinnerungen und Beobachtungen von Leoš Janácek in vielstimmige Szenen. […] Kommentiert werden diese Miniaturen von eindringlichen Texten der Autorin Maïa Brami und umrahmt von der meditativen Kraft der religiösen Meditation auf den ‘St. Wenzels Choral’, die Josef Suk 1914 komponierte, und dem aus gleicher Sphäre inspirierten Nottuno B-Dur (1875) von Antonin Dvorák  – das sind emotionale und spirituelle Rückverbindungen durch fein strukturierte Camerata-Integrität.      
Hans-Dieter Grünefeld, Neue MusikZeitung
 
‘Sur un sentier herbeux’ de Janáček est une suite pour piano de 1901-1908, présentée ici dans un arrangement très réussi pour orchestra à cordes du violoniste Daniel Rumler. La souplesse des phrases traduit bien les nuances sensibles de ces courtes pieces: ainsi, leur mélancolie mystérieuse et inquiète, dessinée en courbes lyriques, convient parfaitement aux archets, comme l’humour de plusieurs autres. […] En tête et en fin figurant deux œuvres originales pour cordes de compositeurs tchèqus, ‘Méditation sur un choral ancien’ de Suk, et ‘Notturno’ de Dvořák, pages un peu marginales mais bien assorties à celles de Jaček.  
Isabelle Werck, Classica
EN / DE
On An Overgrown Path, Leoš Janáček’s 15 pieces-spanning piano cycle, is here presented in a reshaped guise, arranged for string orchestra and played by the Camerata Zürich under lead violinist Igor Karsko’s direction. This is the premiere recording of the adaption, written by Daniel Rumler in 2017. Janáček’s composition is based on autobiographical fragments – memories from his youth and of his daughter Olga that are additionally contextualised on the recording by readings of poems, written and recited explicitly for this project by the French writer Maïa Brami. Her words, combined with the elaborate string reworkings, establish an insightful setting for Janáček’s music and uncover fresh paths through the original scores. Josef Suk’s Meditation on the Old Czech Chorale St. Wenceslas and Antonín Dvořák’s Notturno, thematically bound to the cycle’s folkloric backdrop, create an appropriate frame.
 
Much of the cycle On An Overgrown Path – previously captured in its original design on the ECM New Series release A Recollection by András Schiff – had originally been conceived for harmonium, a popular domestic instrument in Janáček’s days, and was only later rearranged for piano, the instrument the remaining pieces were written for. Ultimately divided into two volumes – referred to as ‘books’, – the first, comprising ten pieces, was published in 1911, and the second posthumously in 1942. Moving seamlessly between subtle harmonic shifts, generous folkloric gestures and more somber scenes from Janáček’s past, the cycle’s nuances are respectfully translated to strings on the recording, and the alternatingly light and dark themes that flare up across the 15 pieces turn into a compelling chiaroscuro.
 
Violinist Daniel Rumler created the string arrangements at the suggestion of Igor Karsko, the Camerata’s concertmaster and current artistic director, who followed in the footsteps of Thomas Demenga, the ensemble’s director from 2011 to 2020. It was Demenga who had recruited Maïa Brami, asking the writer to draft texts to go along with the cycle. Brami has taken to the task with great care, opening little windows into Janáček’s memories, drawn from different aspects of the composer’s life. In a foreword to her texts, included in the booklet with liner notes by Thomas Meyer, Brami shares her thoughts on the cycle, as she imagines a seasoned Leoš Janáček returning to his native forest: “As I listened to the piece, I saw the old man, the halo of his white mane at dusk. I saw him go deep into the forest from which he had been torn as a child – that regained kingdom, an eternal source of inspiration – and go back in time for one last journey, to the overgrown path that symbolises life.”
 
In On An Overgrown Path, contrasts are omnipresent and reveal a rare wealth of colours and textures. After only a minute into “Our evenings”, the opening piece unveils everything from romantic sighs and pastoral idyll to interruptions by turbulent gloom, offering a short preview of the abundance of ideas and subjects that pervade the cycle. Outlining its essence, Thomas Meyer accurately summarizes On An Overgrown Path as: “a collection of intimate memories and inklings, for example of his (Janáček’s) own youth or of Olga, all captured in a spare, transparent and highly unusual tonal language.” As it’s divided among the strings of the Camerata Zürich, this tonal language is highlighted from a fresh perspective and endowed with new transparency.
 
Bookending On An Overgrown Path on both sides, Josef Suk’s Meditation on the Old Czech Chorale St. Wenceslas and Antonín Dvořák’s Notturno act as preface and epilogue to the cycle. The pieces’ connection to Janáček are exposed – besides the obvious fact that their composers are all Czech – by Janáček, Dvořák and Suk’s common concern for Bohemian folklore. Suk, Dvořák’s pupil and son-in-law, created his meditation after the outbreak of World War I “in the hope of Czech independence from the Austro-Hungarian monarchy,” basing it on the 12th century chorale as an act of rebellion. Dvořák’s single-movement composition, originally the slow movement of his early string quartet No. 4 in E minor, had been used in an abbreviated form as the first of two slow movements in his string quintet in G major, Op. 77, but was later excised and re-arranged to the version presented here. Its patient harmonic pulse receives a vivacious treatment by the Camerata Zürich, concluding the programme on a hopeful note.
Auf verwachsenem Pfade, Leoš Janáčeks 15 Stücke umfassender Klavierzyklus, wird hier in umgewandelter Form präsentiert. Es handelt sich um ein Arrangement für Streichorchester, das vom Violinisten Daniel Rumler 2017 für die Camerata Zürich geschaffen wurde und von ebenjener, unter der Leitung des ersten Geigers Igor Karsko, für diese Aufnahme uraufgeführt wurde. Janáčeks Komposition beruht auf autobiografischen Fragmenten – Erinnerungen aus seiner Jugend und an seine Tochter Olga, die auf der Aufnahme durch Gedichte ergänzt werden, welche die französische Schriftstellerin Maïa Brami eigens für dieses Projekt geschrieben und vorgetragen hat. Ihre Worte setzen Janáčeks Musik in einen neuen Kontext und bahnen zusammen mit den sorgfältigen Streicher-Bearbeitungen neue Wege durch die ursprüngliche Partitur. Josef Suks Meditation über den altböhmischen Choral Svatý Václave und Antonín Dvořáks Notturno sind mit dem folkloristischen Hintergrund des Zyklus thematisch verwandt und bilden einen stimmigen Rahmen.
 
Ein Großteil des Zyklus Auf verwachsenem Pfade – der in seiner ursprünglichen Fassung bereits auf der ECM New Series-Veröffentlichung A Recollection von András Schiff zu hören ist – war anfangs für Harmonium, ein zu Janáčeks Zeiten beliebtes Hausinstrument, konzipiert worden und wurde erst später für Klavier umgedacht – jenem Instrument, für das die übrigen Stücke explizit geschrieben worden waren. Der erste Band umfasst zehn Stücke und wurde 1911 veröffentlicht, der zweite erst 1942, posthum. Der Zyklus bewegt sich nahtlos zwischen subtilen harmonischen Wendungen, großzügigen Gesten und düsteren Szenen aus Janáčeks Erinnerungen. Seine Nuancen werden in dieser Aufnahme auf einfühlsame Weise von den Streichern erforscht, deren feinfühliges Timbre die abwechselnd düsteren und heiteren Motive, die in den 15 Stücken aufflackern, in ein fesselndes Chiaroscuro verwandeln.
 
Daniel Rumler schuf die Streicherarrangements auf Anregung von Igor Karsko, dem Konzertmeister und derzeitigen künstlerischen Leiter der Camerata. Dieser trat in die Fußstapfen von Thomas Demenga, der das Ensemble von 2011 bis 2020 leitete und zu seiner Amtszeit die Zusammenarbeit mit Maïa Brami initiiert hatte. Bramis Texte funktionieren wie kleine Fenster zu Janáčeks Erinnerungen, und geben einen Einblick in verschiedene Aspekte seines Lebens. In einem Vorwort zu ihren Texten, das im Booklet mit Linernotes von Thomas Meyer abgedruckt ist, teilt Brami ihre Gedanken zu dem Zyklus und stellt sich vor, wie Leoš Janáček fortgeschrittenen Alters in den Wald seiner Jugend zurückkehrt: "Als ich dem Stück lauschte, sah ich den alten Mann vor mir, die Umrisse seiner weißen Mähne in der Dämmerung. Ich sah ihn in diesem Wald spazieren, aus dem man ihn einst als Kind fortgerissen hatte – in diesem wiedergefundenen Reich, einer ewigen Inspirationsquelle; ich sah ihn in der Zeit für eine letzte Reise zurückkehren, bis zu jenem verwachsenen Pfad, der das Leben symbolisiert."
 
In Auf verwachsenem Pfade sind Kontraste allgegenwärtig und offenbaren einen seltenen Reichtum an Farben und Texturen. Bereits in den ersten Takten von "Our evenings" deckt das Eröffnungsstück ein breites Spektrum ab, dass von romantischen Seufzern und ländlicher Idylle bis zu bedrohlich turbulenten Streicherstürmen reicht und bietet einen kurzen Vorgeschmack auf die Fülle an Ideen und Themen, die den Zyklus durchdringen. Thomas Meyer fasst den Kern dieses Werkes treffend zusammen und bezeichnet Auf verwachsenem Pfade als "eine Sammlung von intimen Erinnerungen und Ahnungen, etwa an die eigene Jugend oder an Olga, festgehalten in einer reduzierten, transparenten und höchst ungewöhnlichen Tonsprache.“ Durch die Umverteilung auf die Streicher der Camerata Zürich wird diese Tonsprache aus einer neuen Perspektive beleuchtet und mit einer neuen Transparenz versehen.
 
Josef Suks Meditation über den altböhmischen Choral Svatý Václave und Antonín Dvořáks Notturno, die den Zyklus umarmenden Stücke, fungieren als Pro- und Epilog. Ihre Verbindung zum Zyklus ergibt sich – neben der offensichtlichen Tatsache, dass die Komponisten allesamt Tschechen sind – durch das gemeinsame Interesse ihrer Schöpfer an der böhmischen Folklore. Suk, Dvořáks Schüler und Schwiegersohn, schuf seine Meditation nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs "in der Hoffnung auf die Unabhängigkeit Tschechiens von der k.u.k. Monarchie" und gründete das Stück auf den Choral aus dem 12. Jahrhundert als Akt der Rebellion. Dvořáks einsätzige Komposition, ursprünglich der langsame Satz seines frühen Streichquartetts Nr. 4 in e-Moll, wurde in gekürzter Form als erster von zwei langsamen Sätzen in seinem Streichquintett in G-Dur op. 77 verwendet, später jedoch herausgenommen und zu der hier vorliegenden Fassung umgeschrieben. Sein geduldiger harmonischer Puls wird von der Camerata Zürich lebhaft verarbeitet und bildet einen versöhnlichen Schlusspunkt für das Programm.
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