Lontano

Anja Lechner, François Couturier

EN / DE
Anja Lechner and François Couturier widen the scope of music. The duo sings in a voice of its own, be it with original compositions, improvisations or interpretations of works by Henri Dutilleux, Giya Kancheli or Anouar Brahem, drawing upon a Bach cantata or an Argentine folk lament. Having internalized influences and repertoire the German cellist and the French pianist not only locate atmospheric and expressive connections among far-flung sources, but also create new music that reflects and refracts its inspirations. Lontano was recorded at Sendesaal Bremen in November 2019 and produced by Manfred Eicher.
Nach ihrem vielbeachteten Debütalbum Moderato Cantabile (2014) erweitern Anja Lechner und François Couturier auf der neuen Aufnahme das Spektrum ihrer Musik. Das Duo “singt” auf Lontano gewissermaßen mit einer eigenen Stimme, ob es nun Eigenkompositionen spielt, frei improvisiert, sich auf eine Bach-Kantate oder eine argentinische Volksweise stützt oder Werke von Henri Dutilleux, Giya Kancheli oder Anouar Brahem subtil einfließen lässt. So spüren die deutsche Cellistin und der französische Pianist nicht nur atmosphärischen und expressiven Verbindungen zwischen entfernten Quellen nach, sondern fügen diese weitverzweigten Einflüsse im freien Spiel mit diesen zu einer eigenen, musikalischen Form.
Featured Artists Recorded

October 2019, Sendesaal Bremen

Original Release Date

16.10.2020

  • 1Praeludium
    (Anja Lechner, François Couturier)
    01:42
  • 2Arpeggio
    (François Couturier)
    01:13
  • 3Gratitude
    (Anja Lechner, François Couturier)
    02:45
  • 4Alfonsina y el mar
    (Ariel Ramírez, Felix Cesar Luna)
    04:56
  • 5Flow
    (François Couturier)
    06:20
  • 6Memory of a melody
    (Anja Lechner, François Couturier)
    05:04
  • 7Solar I
    (Anja Lechner, François Couturier)
    01:20
  • 8Solar II
    (Anja Lechner, François Couturier)
    01:05
  • 9Shadow
    (Anja Lechner)
    01:18
  • 10Miniature 27
    (Giya Kancheli)
    04:55
  • 11Hymne
    (Anja Lechner, François Couturier)
    01:38
  • 12Vague - E la nave va
    (Anouar Brahem)
    06:58
  • 13Lontano
    (Anja Lechner, François Couturier)
    02:35
  • 14Tryptic
    (François Couturier)
    07:45
  • 15Prélude en berceuse
    (Henri Dutilleux)
    03:14
  • 16Postludium
    (Anja Lechner, François Couturier)
    02:05
Two pure improvisors, German cellist Anja Lechner and French pianist François Couturier, draw from a massive database of internalized European classical traditions. While creating ‘Lontano’, their influences range from Bach to Anouar Brahem, to Henri Dutilleux. But the material is merely a launching pad for these artists; now approaching two decades performing together, they’ve codified their own improv language — a gorgeous interplay that many musicians work a lifetime to find.  Simon Rentner, WBGO
 
Einmal mehr überführen die Zwei entfernte Quellen in eine eigene Klangsprache. Von Stück zu Stück spielen die Beiden, mal herb und expressiv, mal lyrisch und tänzerisch, mit musikalischen Erinnerungen: das flüchtige Deja Vu wird dem gepflegten Zitat vorgezogen. So wird Vertrautes fremd, Fremdes vertraut, und rein gar nichts zur bildungsbürgerlichen Verkostung dargereicht. ‚Lontano‘ ist eine abenteuerliche Klangreise in sechzehn Stationen, die einer transparenten Dramaturgie folgt, und doch seltsam rätselhaft bleibt.
Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk
 
Dass Lechner und Couturier ‘eines Geistes Kind’ sind, hört man in jedem Takt: offen für einfache, minimalistische musikalische Einfälle, aber undogmatisch in der Durchführung, verführbar von harmonischer Innigkeit, aber bereit zu atonalen Ausbrechern (etwa im zweiteiligen ‘Solar’ oder in Dutilleux‘ Prélude en berceuse, einem Arrangement eines von sechs Stücken aus dem für Soloklavier komponierten Au gré des ondes). Da gibt es Anklänge an die Romantik, an die ‘klassische’ Cello-Literatur, die – etwa in ‘Flow’ – dem Klavier Raum lässt, eine eigene Dimension hinzuzufügen, oder, in ‘Memory of a Melody’, ein Bach-Zitat. Im ‘Präludium’ von Lechner und Couturier scheint das tremolierende Cello, in das sich alsbald zaghaft das Klavier mischt, aus dem Nirgendwo, von weit her oder, in Abwandlung von Wim Wenders Filmtitel, aus weiter Ferne, so nah, zu kommen. Die ‘Hymne’ von Lechner und Couturier schließt dann an an die volksliedhafte Schlichtheit von Kanchelis Minuature 27. Charakteristisch für ECM: die langen Pausen zwischen den Stücken, ein wohltuender Einspruch gegen die Atemlosigkeit von Rundfunk-Programmen, die es der Musik nicht erlauben, im Hörer nachzuklingen.
Thomas Rothschild, Kultura-Extra
 
Bereits 2014 legte das Duo mit ‘Moderato Cantabile’ und Kompositionen von Gurdjieff, Mompou und Vardapet sein Debütalbum vor, mittlerweile bewegt man sich längst auf einer Ebene musikalischer Kommunikation, auf der Kompositionen zum Spielmaterial werden, an das man sich mal mehr, mal weniger hält – momentanen Eingebungen folgend, kreative Anreize des Partners fortspinnend, konterkarierend, widerspiegelnd, dem musikalischen Fluss folgend. Zumeist sind die Grenzen zwischen Komponiertem und Improvisation – von sehr Widerspenstigem, spontan Entstandenem wie ‘Solar I’ und ‘Solar II’ oder das sich auf eine Arie von J.S. Bach beziehende ‘Memory of a Melody’ einmal abgesehen – nicht mehr auszumachen. Acht der teilweise kurzen Stücke stammen aus gemeinsamer Feder und decken sehr subtil und einfallsreich die ganze Bandbreite an tiefgehenden Emotionen ab. Virtuos gespielt, stets mit Blick auf die gemeinsame Sache.
Peter Füssl, Kultur
 
Un disque de pure beauté, baigné de cette lumière intrinsèque au mariage piano-violoncelle, porté par un souffle mélodique jamais démenti, mais tout en suggestion. Le pianiste français François Couturier et la violoncelliste allemande Anja Lechner (la moitié du Tarkovsky Quartet) se tiennent pile au point de rencontre de leurs parcours respectifs — classique pour Lechner, jazz pour Couturier, notamment connu pour son travail avec Anouar Brahem. (..) Ce sont surtout les espaces d’improvisation autour des œuvres de Couturier qui font la singularité et la richesse de ‘Lontano’. C’est ici tout de beau, même dans les territoires plus déconcertants. Quelque chose de céleste dans ces textures et cette douceur.
Guillaume Bourgault-Côté, Devoir
 
Le dialogue établi par la violoncelliste et le pianiste relève de la poésie comme de la musique, du dit comme du non-dit – avec la promesse d’une beauté consolatrice à déceler dans l’intervalle.
Louis-Julien Nicolaou, Telerama Sortir
 
Musik als Mittler zwischen den Welten von Jazz und Klassik und Folklore. Sie sind die instrumentalen Eckpfeiler dieser Aufnahme. Zwischen ihnen gibt es spontane und wohlüberlegte Diskurse, explosive und zärtliche Strömungen, Traditionelles und Modernes. Alles klingt wie pure Selbstverständlichkeit und berührend schön.
Jörg Konrad, Kultkomplott
 
Lechner und Couturier segeln wie auf Flügeln über stilistische Grenzbalken hinweg. Aus ursprünglicher vokaler Musik wird einnehmender instrumentaler Gesang. Vergleichsweise lange verweilen die beiden bei Anouar Brahems verzaubernder Melodie ‘Vague’. Couturier war bei der seinerzeitigen, in zwei Varianten eingespielten Studioaufnahme (Album ‘Le voyage de sahar’) dabei und weiß, was Brahem vorschwebte. Die aktuelle Lesart weicht subtil ab, ohne die urprünglichen Konturen aufzulösen. Die Bearbeitung ist eines von sechzehn meist kleineren Piècen: keine lose Ansammlung, sondern eine stimmig komponierte, hörenswerte Suite.  
Wolfgang Gratzer, Jazzpodium
 
Le duo Anja Lechner / François Couturier sort un nouvel opus parfaitement équilibré entre compositions originales et relectures inspires. […] Anja Lechner est l’une des rares violoncellistes ‘classique’ qui ose improviser. Ses disques avec Dino Saluzzi et ceux qu’elle a enregistrés avec le Tarkovsky Quartet forcent l’admiration. Comment ne pas être ému par cet archet qui caresse si sensuellement les cordes d’un violoncelle, par l’intense communion musicale que l’instrument partage avec un piano qui invente de si belles lignes mélodiques? Celui de François Couturier baigne dans la musique de tradition européenne don’t il emprunte  le vocabulaire harmonique. Il a tourjours cherché à faire tomber les barrières cloisonnant les genres. […] Souvent privilégiées, les lignes mélodiques frémissent et s’envolent, une musique pure et majestueuse, presque surnaturelle, s’échappant des instruments.  
Pierre de Chocqueuse, Jazz Magazine (Choc)
 
Die musikalische Partnerschaft der deutschen Cellistin Anja Lechner und des französischen Pianisten François Couturier ist über zwei Jahrzehnte gewachsen und zu einer Übereinstimmung gediehen, die Improvisationen auf eine Ebene des gegenseitigen Verstehens hebt, die nicht nur Außenstehenden magisch erscheint.
Miriam Jessa, Österreichischer Rundfunk
 
Anja Lechner lässt ihr Cello mal eine kurze markante und intensive Passage singen, verharrt aber oft auch im Andeuten, schweift ab ins Geräuschhafte und spielt gerade einmal eine kraftvolle Phrase im tiefen Register, als würde sie eine Falltür öffnen.  François Couturier klingt zuweilen etwas voller und pianistischer, aber nie blockhaft, und die Abstimmung mit der zurückhaltenden Cellistin ist perfekt. Jedes Stück ist individuell geschliffen, und  die ästhetische Absicht, Musik weniger zu spielen als horchend einzufangen, macht aus dem Album ein wunderbar geschlossenes Werk, dessen Komponenten stets den Charakter des Flüchtigen behalten.
Hans-Jürgen Linke, Jazzthetik
 
An ever-fleeting fusion of new and old, a spontaneous and very contemporary reanimation of pre-existing figurations and ancient impulses […] The collection actively explores  the titular notion of ‘lontano’ – or ‘afar’ – by examining music emanating from beyond the Western classical canon, as well as Bach and Henri Dutilleux’s ‘Prelude en berceuse’. The sound is both spare and sumptuous, pensive and coolly atmospheric.
John Fordham, Jazzwise
 
Jenseits aller Epochen, weit weg von jeglicher Zuordnung schweben die Cellistin Anja Lechner und der Pianist François Couturier in dem für sie so charakteristischen Klangbild – Musik, die in keine Schublade passt, einfach exzellent. Denn ja, die beiden sind seit Langem ein Dreamteam. ‘Lontano’ ist ein weiterer Höhenflug ihres Zusammenspiels. Sie sind so aufeinander eingestimmt, dass vieles, was improvisiert, ertatstet und erahnt ist, wohl durchkomponiert wirkt. Jeder Ton greift präzise in den vorherigen. Wie aus dem Nichts sind immer wieder Referenzen zu hören, zwanglos, als würden sie dem Duo auf der Reise durch ihren Kosmos einfach entgegenleuchten, es flüchtig berühren.
Stefan Sell, Crescendo
 
Les chemins de traverse empruntés par violoncelliste Anja Lechner et le pianiste François Couturier sont toujours des découvertes miraculeuses […] Une reminiscence de Bach, un hommage èmu à Kancheli et à Dutilleux, une reprise  de ‘Vague’ d’Anouar Brahem ou d’un tango balbutié d’Ariel Ramirez alternant avec des compositions personnelles construites à force d’ improvisations. Les fantômes familiers de Silvestrov, Mompou, Gurdjieff y sont accueillis avec bienveillance.
Mathieu Chenal, 24 Heures
 
Sechs Jahre nach ‚Moderato Cantabile‘ haben die beiden ein zweites  Duo-Album eingespielt, das den damals eingeschlagenen Weg fortsetzt, und zwar in durchaus zugespitzter Weise. Wobei zugespitzt hier nicht bedeutet, dass quantitativ mehr geschieht als auf dem ersten Album. Es ist eher so, dass der konzentrierende Reduktionismus, die Intimität und die daraus entstehende Intensität der Musik noch weiter getrieben sind.  […] Cello und Klavier agieren oft behutsam und luftig wie Schmetterlingsnetze. Die Musik, die sie auf diese Weise eher einfangen als inszenieren lässt, mit einer zuweilen ungemein behutsam tupfenden Anschlagskultur des Pianisten, mit einer fein gespannten Sanglichkeit in der Artikulation der Cellistin, bekommt dadurch einerseits etwas Fragiles, andererseits eine unabweisbare, wenn auch durch ihren fast immateriellen Charakter immer wieder in Frage gestellte Gegenwart. […] . Anja Lechner lässt ihr Cello nur für kurze, markante Passage singen, verharrt oft im Andeuten, schweift ab ins Geräuschhafte, und nur einmal ertönt eine kraftvoll artikulierte Phrase im tiefen Register, als würde sich eine Falltür öffnen. François Couturier klingt zuweilen etwas voller und pianistischer, aber nie ertönen Akkordblöcke oder flirrende Girlanden. Jedes Stück ist individuell geschliffen, mit feinen Kanten und Effekten und immer ein bisschen durchscheinend.
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau
 
François Couturier of France and Anja Lechner of Germany entered the classical world in childhood, but they are improvisers now. Their piano/cello collaborations are like nothing you have heard before, unless you know their only other album, ‚Moderato Cantabile‘ (ECM, 2013). ‚Lontano‘ is inner-directed jazz, meticulous as chamber music. It is classical music released to float free in the moment […] Above all, ‚Lontano‘ is hauntingly beautiful. Couturier writes rapt, crystalline melodies like ‘Flow’ and sets them into motion so that he and Lechner can discover the unsuspected emotions they contain. He is a piano minimalist whose every note has meaning. But for the jazz audience, the revelation will be Lechner. She employs her technical mastery and her instrument’s yearning sonorities in the service of her bold imagination.
Thomas Conrad, Jazz Times
 
Sie sind die derzeit wohl spannendsten Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz: der Pianist Francois Couturier und die Cellistin Anja Lechner. Wie sie mit delikater Bogenführung bei Ariel Ramirez’ ‘Alfonsina y el mar’ den bittersüßen Vokalpart über dem sanfte Konturen zeichnenden Flügel in zarter Intensität schweben lässt, vergoldet geradezu diese berühmte Zamba. […] Und wie bei Anouar Brahems ‘Vague – e la nave va’  die am Klavier hochkonzentriert ausgelegte Melodie vom vibrierenden Cello-Wohlklang überglänzt wird, ist nur ein Beispiel von vielen für die tiefgehenden Glücksgefühle, die ‘Lontano’ in bezaubernd subtiler, kammermusikalischer Grandezza zu wecken vermag.   
Sven Thielmann, HiFi & Records
 
Er ist Jazzpianist, sie klassische Cellistin. […]. Im Duo gelingt François Couturier und Anja Lechner eine subtile und selten so geglückte Fusion beider Welten.
Karl Lippegaus, Deutschlandfunk
 
Natürlich ist es ein Widerspruch, improvisierte Musik auf CD festhalten zu wollen, das Fluide sozusagen für die Ewigkeit zu bewahren – Lechner aber gelingt das. Dank ihres Mutes, sich zwischen alle Stühle zu setzen, dank ihrer musikalischen Fantasie und Neugier, und dank einer Klangsinnlichkeit im Cello-Ton, die Ihresgleichen sucht. Musik als Osmose des Augenblicks, als Raum für das Noch-Nicht- oder Nicht-mehr-Gesagte […] Und der französische Pianist François Couturier ist ihr ein glänzender, ebenbürtiger Partner.
Christine Lemke-Matwey, Südwestrundfunk
 
Altri momenti, oltre ai citati, particolarmente riusciti in un album di estremo rigore ma non per questo monolitico […] sono ‘Arpeggio’ del pianist, ‘Flow’, nuovamente di Couturier, ‘Miniature 27’ di Giya Kancheli, autore del resto molto amato da entrambi I firmatari del disco, ‘Vague- E la nave va’ di Anouar Brahem e ancora il terzo e ultimo tema di Couturier, in cui si coglie forse più che mai altrove l’imprinting classico […] Disco, anche qui lo si è già detto, di retaggio nobile e prezioso.
Alberto Bazzurro, Musica Jazz
 
In this well-balanced programme, the duo also play original compositions that sit perfectly alongside the work of others, and this is much in evidence in Franҫois Couturier’s ‘Flow’, with Lechner’s expressive arco cello lines tell the story and bring the melody to life against the backdrop of the piano accompaniment. At one point roles change in the most subtle manner, as the piano takes the lead and the gently plucked strings of the cello lend a delicate support. If a relaxed, calm sense of lyricism prevails throughout this set, then Couturier’s composition ‘Tryptic’ brings forth a new dynamic. Dark and brooding, the music adds another dimension to the duo’s work in another fascinating performance. With Lontano, Lechner and Couturier once again show the depth and range of their musical oeuvre with an album that moves on from the earlier album, yet retains a freshness and vitality that is truly engaging.
Nick Lea, Jazz Views
 
Die deutsche Cellistin Anja Lechner und der französische Pianist François Couturier schreiten wieder in musikalische Grenzgebiete. 16 Stücke von ihnen und von Henri Dutilleux, Ariel Ramirez, Giya Kancheli oder Anouar Brahem eröffnen in intensive Dialogen ein weites Feld, das bis zu herber Neutönerei reicht. Meist aber verströmt diese Musik einen sanften Zauber – dank des ausdrucksstarken Spiels von Lechner und Couturiers diskreter Hingabe.
Lothar Brandt, Audio
 
L’aura di questo prezioso album è la dolcezza delle rimembranze, i rirocdi o i sogni di perduti amori o d amori che senz’altro si perderanno. Oppure di terre lontane di cui non si godrà mai più il profumo, ma che ora ritorna in mente, accarezza i sensi, svanisce.
Mario Gamba, Il Manifesto
EN / DE
“With François, I have often set off on journeys to foreign melodies. This requires mutual trust, courage and imagination.
Together we search as if through various countries, exploring, shaping, struggling, rejecting,
and finding new forms to finally sing the song.”
Anja Lechner
 
 
On Moderato Cantabile, their 2013 duo recording, Anja Lechner and François Couturier illuminated some musical and spiritual affinities linking Komitas Vardapet, George I. Gurdjieff and Federico Mompou, composers at the crossroads of East and West.  With Lontano, the German cellist and the French pianist widen the scope of their music.
Out of their shared work – which has included concerts and recordings with the Tarkovsky Quartet and the Il Pergolese project as well as duo activities – a shared language has evolved. Whether playing their own pieces, compositions by Henri Dutilleux or Giya Kancheli or Anouar Brahem, drawing upon a Bach cantata or an Argentinean folk lament, Lechner and Couturier have established a distinctive musical identity. Finding atmospheric and expressive connections among far-flung sources, they also create new music that reflects and refracts its inspirations.
 
 “Alfonsina y el mar”, Ariel Ramírez’s zamba which pays tribute to modernist poet Alfonsina Storni is a piece Anja Lechner first heard in Mercedes Sosa’s version.  In the Couturier-Lechner interpretation the cello takes on the singer’s role.  It’s a role that Lechner has maintained in many different contexts including recent re-settings of Schubert songs with Pablo Márquez (refer to the album Die Nacht).  The cello, she suggests, may be the singing instrument par excellence, by virtue of its range able to encompass the full span of male and female voice.
 
Since he arrived, mid-90s,  at ECM with Poros, a delicate tracery of textures with violinist Dominique Pifarély, the hallmarks of Francois Couturier’s  playing, improvising, and composing have consistently been restraint, subtlety, patience and a meticulous fine-tuning of ideas.   Alongside his own works François has been an important creative partner for the Tunisian oud player Anouar Brahem, whose “Vague – E la nave va” is heard here. It has been part of the Lechner-Couturier songbook for several years already.
 
Giya Kancheli’s “Miniature 27” is a theme written for the film Tears Were Falling by Georgian director Georgiy Daneliya, which Anja first came to admire in the version by Jansug Kakhidze. The duo’s version takes off from the solo piano score. François suggested bringing in Henri Dutilleux’s “Prélude en berceuse”. This spirited early work from the 1946 cycle Au gré des ondes has found approval among jazz pianists. Lechner and Couturier take a freer approach in their own arrangement: “At first we played the whole piece, then began gradually abandoning sections of it as we opened it up more and more.”
 
The tune recalled in “Memory of a Melody” is J.S. Bach’s aria “Wie zittern und wanken der Sünden Gedanken”, from the cantata Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht. The duo have played the aria in its entirety in concert, but here it emerges obliquely out of improvisation – encircled, hinted at, buried again like treasure.
 “Flow” and “Tryptic” are strikingly different compositions by Couturier, the first sailing forth serene and stately, the second shifting its perspectives in motoric flurries of activity. Meanwhile, the improvisations broaden the reach of the programme. Anja Lechner’s solo “Shadow” began from “a spontaneous idea of playing a kind of Carl Friedrich Abel arpeggiated piece. Then François picked up on the idea, and continued with the piece now called ‘Arpeggio’”.
In the improvised selections unplanned references to Mompou (on “Lontano”) or to Gurdjieff (on “Hymne”) arise fleetingly –  “maybe because we inhaled that music so comprehensively” – while the beginning of the  improvisation called “Postludium” sounded in Anja and François’ view so much like something Valentin Silvestrov might have written that they wanted to dedicate the piece to him.  The Ukrainian composer’s concept of music as metaphorical conversation with artists of the past and present is also not so far away from the current endeavour, where the musical language draws, consciously and intuitively, on a wealth of wide-ranging experience.
 
CD booklet includes artist statements by Anja Lechner and François Couturier and liner notes by Stéphane Ollivier.  
Mit François bin ich schon oft auf Reisen zu fremden Melodien aufgebrochen – das geht nur mit gegenseitigem Vertrauen, Mut und Fantasie.
Gemeinsam durchforsten wir die Länder, suchen, formen, hadern, verwerfen und finden neue Konturen, um das Lied endlich zu singen.
                                                                                         Anja Lechner
 
Auf Moderato Cantabile, ihrer Duo-Einspielung von 2013, beleuchteten Anja Lechner und François Couturier musikalische und geistige Verwandtschaften, die Komitas Vardapet, George I. Gurdjieff und Federico Mompou, Komponisten am Schnittpunkt zwischen Ost und West, verbinden.  Mit Lontano erweitern die deutsche Cellistin und der französische Pianist erneut die Bandbreite ihrer Musik.
Aus ihrer gemeinsamen Arbeit – Konzerte und Aufnahmen mit dem Tarkovsky-Quartett und dem Il Pergolese Projekt sowie Duo-Aktivitäten- hat sich über die Jahre eine gemeinsame Sprache entwickelt. Ob sie ihre eigenen Stücke, Kompositionen von Henri Dutilleux, Giya Kancheli oder Anouar Brahem spielen, sich auf eine Bach-Kantate oder eine argentinische Volksweise stützen – die musikalische Identität des Duos ist unverkennbar. Sie spüren nicht nur atmosphärischen und expressiven Verbindungen zwischen entfernten Quellen nach, sondern fügen vielmehr diese weitverzweigten Einflüsse zu einer eigenen, musikalischen Form.
 
 "Alfonsina y el mar", eine Zamba von Ariel Ramírez, die eine Hommage an die Dichterin Alfonsina Storni darstellt, lernte Anja Lechner zum ersten Mal in der Version von Mercedes Sosa kennen.  In der Interpretation von Couturier-Lechner übernimmt das Cello die Rolle der Sängerin – eine Rolle, die Lechner bereits in vielen verschiedenen Kontexten eingenommen hat, unter anderem in den jüngsten Neuvertonungen von Schubert-Liedern mit Pablo Márquez (siehe das Album Die Nacht).  Das Violoncello, so meint sie, sei vielleicht das Gesangsinstrument par excellence und decke in gewisser Weise die gesamte Ausdruckspalette der menschlichen Stimme ab.
Der Pianist François Couturier trat Mitte der 90er Jahre mit Poros, einem Album voller verschiedener Texturen im Duo mit dem Geiger Dominique Pifarély, in Erscheinung. Sein Spiel, und seine Art der Improvisation und Komposition sind von nobler Zurückhaltung, Subtilität und einer andauernden akribischen Feinabstimmung der Ideen geprägt. Neben seinen eigenen Werken war François Couturier ein wichtiger Partner des tunesischen Oud-Spielers Anouar Brahem, dessen „Vague – E la nave va" hier zu hören ist. Es gehört seit mehreren Jahren zum Repertoire des Duos.
Giya Kanchelis "Miniatur 27" ist ein Thema, das für den Film "Tränen fallen" des georgischen Regisseurs Georgi Danelija geschrieben wurde und das Anja in der Fassung von Jansug Kakhidze zum ersten Mal bewundern konnte. Die Version des Duos geht von der Solopartitur für Klavier aus. François schlug vor, das „Prélude en berceuse" von Henri Dutilleux einzuspielen, ein Frühwerk aus dem 1946 entstandenen Zyklus „Au gré des ondes“. Lechner und Couturier wählen in ihrer eigenen Version einen sehr freien Weg: "Zuerst spielten wir das ganze Stück, dann begannen wir allmählich Teile davon aufzugeben, während wir es immer weiter öffneten.“
Die in „Memory of a Melody" erinnerte Melodie ist die Arie "Wie zittern und wanken der Sünden Gedanken" von J.S. Bach aus der Kantate „Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht“. Das Duo hat die Arie in ihrer Gesamtheit im Konzert gespielt, doch hier taucht sie erst allmählich aus der Improvisation auf – umkreist, angedeutet, behutsam vergraben wie ein Schatz.
 "Flow" und "Tryptic" sind Kompositionen von Couturier, von unterschiedlicher Faktur, die erste melancholisch-getragen in einem steten Fluß, die zweite mit unruhigem Unterton und kontrastierenden Sequenzen. Freie Improvisationen führen zur weiteren „Öffnung“ des Programms. Anja Lechners Solo „Shadow" entstand aus "einer spontanen Idee, eine Art arpeggiertes Stück à la Carl Friedrich Abel zu spielen. Dann griff François die Idee auf und fuhr mit dem nun ‘Arpeggio’ genannten Stück fort".
In den improvisierten Passagen tauchen flüchtige Anspielungen auf Mompou ("Lontano") oder auf Gurdjieff ("Hymne") auf – "vielleicht, weil wir diese Musik so umfassend verinnerlicht haben" -, wohingegen der Beginn von "Postludium" nach Ansicht von Anja und François nach etwas klang, das Valentin Silvestrov geschrieben haben könnte, so dass sie ihm das Stück widmeten. Der Ansatz des ukrainischen Komponisten, durch die Musik in imaginären Dialog mit Künstlern der Vergangenheit zu treten, könnte auch als „Leitmotiv“ für das vorliegende musikalische Unterfangen dienen, bei dem Anja Lechner und François Couturier sowohl bewusst als auch intuitiv aus einem breiten gemeinsamen Erfahrungsschatz schöpfen.
 
Das CD-Booklet enthält Texte von Anja Lechner und François Couturier sowie Liner Notes von Stéphane Ollivier.  
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