Two pure improvisors, German cellist Anja Lechner and French pianist François Couturier, draw from a massive database of internalized European classical traditions. While creating ‘Lontano’, their influences range from Bach to Anouar Brahem, to Henri Dutilleux. But the material is merely a launching pad for these artists; now approaching two decades performing together, they’ve codified their own improv language — a gorgeous interplay that many musicians work a lifetime to find. Simon Rentner, WBGO
Einmal mehr überführen die Zwei entfernte Quellen in eine eigene Klangsprache. Von Stück zu Stück spielen die Beiden, mal herb und expressiv, mal lyrisch und tänzerisch, mit musikalischen Erinnerungen: das flüchtige Deja Vu wird dem gepflegten Zitat vorgezogen. So wird Vertrautes fremd, Fremdes vertraut, und rein gar nichts zur bildungsbürgerlichen Verkostung dargereicht. ‚Lontano‘ ist eine abenteuerliche Klangreise in sechzehn Stationen, die einer transparenten Dramaturgie folgt, und doch seltsam rätselhaft bleibt.
Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk
Dass Lechner und Couturier ‘eines Geistes Kind’ sind, hört man in jedem Takt: offen für einfache, minimalistische musikalische Einfälle, aber undogmatisch in der Durchführung, verführbar von harmonischer Innigkeit, aber bereit zu atonalen Ausbrechern (etwa im zweiteiligen ‘Solar’ oder in Dutilleux‘ Prélude en berceuse, einem Arrangement eines von sechs Stücken aus dem für Soloklavier komponierten Au gré des ondes). Da gibt es Anklänge an die Romantik, an die ‘klassische’ Cello-Literatur, die – etwa in ‘Flow’ – dem Klavier Raum lässt, eine eigene Dimension hinzuzufügen, oder, in ‘Memory of a Melody’, ein Bach-Zitat. Im ‘Präludium’ von Lechner und Couturier scheint das tremolierende Cello, in das sich alsbald zaghaft das Klavier mischt, aus dem Nirgendwo, von weit her oder, in Abwandlung von Wim Wenders Filmtitel, aus weiter Ferne, so nah, zu kommen. Die ‘Hymne’ von Lechner und Couturier schließt dann an an die volksliedhafte Schlichtheit von Kanchelis Minuature 27. Charakteristisch für ECM: die langen Pausen zwischen den Stücken, ein wohltuender Einspruch gegen die Atemlosigkeit von Rundfunk-Programmen, die es der Musik nicht erlauben, im Hörer nachzuklingen.
Thomas Rothschild, Kultura-Extra
Bereits 2014 legte das Duo mit ‘Moderato Cantabile’ und Kompositionen von Gurdjieff, Mompou und Vardapet sein Debütalbum vor, mittlerweile bewegt man sich längst auf einer Ebene musikalischer Kommunikation, auf der Kompositionen zum Spielmaterial werden, an das man sich mal mehr, mal weniger hält – momentanen Eingebungen folgend, kreative Anreize des Partners fortspinnend, konterkarierend, widerspiegelnd, dem musikalischen Fluss folgend. Zumeist sind die Grenzen zwischen Komponiertem und Improvisation – von sehr Widerspenstigem, spontan Entstandenem wie ‘Solar I’ und ‘Solar II’ oder das sich auf eine Arie von J.S. Bach beziehende ‘Memory of a Melody’ einmal abgesehen – nicht mehr auszumachen. Acht der teilweise kurzen Stücke stammen aus gemeinsamer Feder und decken sehr subtil und einfallsreich die ganze Bandbreite an tiefgehenden Emotionen ab. Virtuos gespielt, stets mit Blick auf die gemeinsame Sache.
Peter Füssl, Kultur
Un disque de pure beauté, baigné de cette lumière intrinsèque au mariage piano-violoncelle, porté par un souffle mélodique jamais démenti, mais tout en suggestion. Le pianiste français François Couturier et la violoncelliste allemande Anja Lechner (la moitié du Tarkovsky Quartet) se tiennent pile au point de rencontre de leurs parcours respectifs — classique pour Lechner, jazz pour Couturier, notamment connu pour son travail avec Anouar Brahem. (..) Ce sont surtout les espaces d’improvisation autour des œuvres de Couturier qui font la singularité et la richesse de ‘Lontano’. C’est ici tout de beau, même dans les territoires plus déconcertants. Quelque chose de céleste dans ces textures et cette douceur.
Guillaume Bourgault-Côté, Devoir
Le dialogue établi par la violoncelliste et le pianiste relève de la poésie comme de la musique, du dit comme du non-dit – avec la promesse d’une beauté consolatrice à déceler dans l’intervalle.
Louis-Julien Nicolaou, Telerama Sortir
Musik als Mittler zwischen den Welten von Jazz und Klassik und Folklore. Sie sind die instrumentalen Eckpfeiler dieser Aufnahme. Zwischen ihnen gibt es spontane und wohlüberlegte Diskurse, explosive und zärtliche Strömungen, Traditionelles und Modernes. Alles klingt wie pure Selbstverständlichkeit und berührend schön.
Jörg Konrad, Kultkomplott
Lechner und Couturier segeln wie auf Flügeln über stilistische Grenzbalken hinweg. Aus ursprünglicher vokaler Musik wird einnehmender instrumentaler Gesang. Vergleichsweise lange verweilen die beiden bei Anouar Brahems verzaubernder Melodie ‘Vague’. Couturier war bei der seinerzeitigen, in zwei Varianten eingespielten Studioaufnahme (Album ‘Le voyage de sahar’) dabei und weiß, was Brahem vorschwebte. Die aktuelle Lesart weicht subtil ab, ohne die urprünglichen Konturen aufzulösen. Die Bearbeitung ist eines von sechzehn meist kleineren Piècen: keine lose Ansammlung, sondern eine stimmig komponierte, hörenswerte Suite.
Wolfgang Gratzer, Jazzpodium
Le duo Anja Lechner / François Couturier sort un nouvel opus parfaitement équilibré entre compositions originales et relectures inspires. […] Anja Lechner est l’une des rares violoncellistes ‘classique’ qui ose improviser. Ses disques avec Dino Saluzzi et ceux qu’elle a enregistrés avec le Tarkovsky Quartet forcent l’admiration. Comment ne pas être ému par cet archet qui caresse si sensuellement les cordes d’un violoncelle, par l’intense communion musicale que l’instrument partage avec un piano qui invente de si belles lignes mélodiques? Celui de François Couturier baigne dans la musique de tradition européenne don’t il emprunte le vocabulaire harmonique. Il a tourjours cherché à faire tomber les barrières cloisonnant les genres. […] Souvent privilégiées, les lignes mélodiques frémissent et s’envolent, une musique pure et majestueuse, presque surnaturelle, s’échappant des instruments.
Pierre de Chocqueuse, Jazz Magazine (Choc)
Die musikalische Partnerschaft der deutschen Cellistin Anja Lechner und des französischen Pianisten François Couturier ist über zwei Jahrzehnte gewachsen und zu einer Übereinstimmung gediehen, die Improvisationen auf eine Ebene des gegenseitigen Verstehens hebt, die nicht nur Außenstehenden magisch erscheint.
Miriam Jessa, Österreichischer Rundfunk
Anja Lechner lässt ihr Cello mal eine kurze markante und intensive Passage singen, verharrt aber oft auch im Andeuten, schweift ab ins Geräuschhafte und spielt gerade einmal eine kraftvolle Phrase im tiefen Register, als würde sie eine Falltür öffnen. François Couturier klingt zuweilen etwas voller und pianistischer, aber nie blockhaft, und die Abstimmung mit der zurückhaltenden Cellistin ist perfekt. Jedes Stück ist individuell geschliffen, und die ästhetische Absicht, Musik weniger zu spielen als horchend einzufangen, macht aus dem Album ein wunderbar geschlossenes Werk, dessen Komponenten stets den Charakter des Flüchtigen behalten.
Hans-Jürgen Linke, Jazzthetik
An ever-fleeting fusion of new and old, a spontaneous and very contemporary reanimation of pre-existing figurations and ancient impulses […] The collection actively explores the titular notion of ‘lontano’ – or ‘afar’ – by examining music emanating from beyond the Western classical canon, as well as Bach and Henri Dutilleux’s ‘Prelude en berceuse’. The sound is both spare and sumptuous, pensive and coolly atmospheric.
John Fordham, Jazzwise
Jenseits aller Epochen, weit weg von jeglicher Zuordnung schweben die Cellistin Anja Lechner und der Pianist François Couturier in dem für sie so charakteristischen Klangbild – Musik, die in keine Schublade passt, einfach exzellent. Denn ja, die beiden sind seit Langem ein Dreamteam. ‘Lontano’ ist ein weiterer Höhenflug ihres Zusammenspiels. Sie sind so aufeinander eingestimmt, dass vieles, was improvisiert, ertatstet und erahnt ist, wohl durchkomponiert wirkt. Jeder Ton greift präzise in den vorherigen. Wie aus dem Nichts sind immer wieder Referenzen zu hören, zwanglos, als würden sie dem Duo auf der Reise durch ihren Kosmos einfach entgegenleuchten, es flüchtig berühren.
Stefan Sell, Crescendo
Les chemins de traverse empruntés par violoncelliste Anja Lechner et le pianiste François Couturier sont toujours des découvertes miraculeuses […] Une reminiscence de Bach, un hommage èmu à Kancheli et à Dutilleux, une reprise de ‘Vague’ d’Anouar Brahem ou d’un tango balbutié d’Ariel Ramirez alternant avec des compositions personnelles construites à force d’ improvisations. Les fantômes familiers de Silvestrov, Mompou, Gurdjieff y sont accueillis avec bienveillance.
Mathieu Chenal, 24 Heures
Sechs Jahre nach ‚Moderato Cantabile‘ haben die beiden ein zweites Duo-Album eingespielt, das den damals eingeschlagenen Weg fortsetzt, und zwar in durchaus zugespitzter Weise. Wobei zugespitzt hier nicht bedeutet, dass quantitativ mehr geschieht als auf dem ersten Album. Es ist eher so, dass der konzentrierende Reduktionismus, die Intimität und die daraus entstehende Intensität der Musik noch weiter getrieben sind. […] Cello und Klavier agieren oft behutsam und luftig wie Schmetterlingsnetze. Die Musik, die sie auf diese Weise eher einfangen als inszenieren lässt, mit einer zuweilen ungemein behutsam tupfenden Anschlagskultur des Pianisten, mit einer fein gespannten Sanglichkeit in der Artikulation der Cellistin, bekommt dadurch einerseits etwas Fragiles, andererseits eine unabweisbare, wenn auch durch ihren fast immateriellen Charakter immer wieder in Frage gestellte Gegenwart. […] . Anja Lechner lässt ihr Cello nur für kurze, markante Passage singen, verharrt oft im Andeuten, schweift ab ins Geräuschhafte, und nur einmal ertönt eine kraftvoll artikulierte Phrase im tiefen Register, als würde sich eine Falltür öffnen. François Couturier klingt zuweilen etwas voller und pianistischer, aber nie ertönen Akkordblöcke oder flirrende Girlanden. Jedes Stück ist individuell geschliffen, mit feinen Kanten und Effekten und immer ein bisschen durchscheinend.
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau
François Couturier of France and Anja Lechner of Germany entered the classical world in childhood, but they are improvisers now. Their piano/cello collaborations are like nothing you have heard before, unless you know their only other album, ‚Moderato Cantabile‘ (ECM, 2013). ‚Lontano‘ is inner-directed jazz, meticulous as chamber music. It is classical music released to float free in the moment […] Above all, ‚Lontano‘ is hauntingly beautiful. Couturier writes rapt, crystalline melodies like ‘Flow’ and sets them into motion so that he and Lechner can discover the unsuspected emotions they contain. He is a piano minimalist whose every note has meaning. But for the jazz audience, the revelation will be Lechner. She employs her technical mastery and her instrument’s yearning sonorities in the service of her bold imagination.
Thomas Conrad, Jazz Times
Sie sind die derzeit wohl spannendsten Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz: der Pianist Francois Couturier und die Cellistin Anja Lechner. Wie sie mit delikater Bogenführung bei Ariel Ramirez’ ‘Alfonsina y el mar’ den bittersüßen Vokalpart über dem sanfte Konturen zeichnenden Flügel in zarter Intensität schweben lässt, vergoldet geradezu diese berühmte Zamba. […] Und wie bei Anouar Brahems ‘Vague – e la nave va’ die am Klavier hochkonzentriert ausgelegte Melodie vom vibrierenden Cello-Wohlklang überglänzt wird, ist nur ein Beispiel von vielen für die tiefgehenden Glücksgefühle, die ‘Lontano’ in bezaubernd subtiler, kammermusikalischer Grandezza zu wecken vermag.
Sven Thielmann, HiFi & Records
Er ist Jazzpianist, sie klassische Cellistin. […]. Im Duo gelingt François Couturier und Anja Lechner eine subtile und selten so geglückte Fusion beider Welten.
Karl Lippegaus, Deutschlandfunk
Natürlich ist es ein Widerspruch, improvisierte Musik auf CD festhalten zu wollen, das Fluide sozusagen für die Ewigkeit zu bewahren – Lechner aber gelingt das. Dank ihres Mutes, sich zwischen alle Stühle zu setzen, dank ihrer musikalischen Fantasie und Neugier, und dank einer Klangsinnlichkeit im Cello-Ton, die Ihresgleichen sucht. Musik als Osmose des Augenblicks, als Raum für das Noch-Nicht- oder Nicht-mehr-Gesagte […] Und der französische Pianist François Couturier ist ihr ein glänzender, ebenbürtiger Partner.
Christine Lemke-Matwey, Südwestrundfunk
Altri momenti, oltre ai citati, particolarmente riusciti in un album di estremo rigore ma non per questo monolitico […] sono ‘Arpeggio’ del pianist, ‘Flow’, nuovamente di Couturier, ‘Miniature 27’ di Giya Kancheli, autore del resto molto amato da entrambi I firmatari del disco, ‘Vague- E la nave va’ di Anouar Brahem e ancora il terzo e ultimo tema di Couturier, in cui si coglie forse più che mai altrove l’imprinting classico […] Disco, anche qui lo si è già detto, di retaggio nobile e prezioso.
Alberto Bazzurro, Musica Jazz
In this well-balanced programme, the duo also play original compositions that sit perfectly alongside the work of others, and this is much in evidence in Franҫois Couturier’s ‘Flow’, with Lechner’s expressive arco cello lines tell the story and bring the melody to life against the backdrop of the piano accompaniment. At one point roles change in the most subtle manner, as the piano takes the lead and the gently plucked strings of the cello lend a delicate support. If a relaxed, calm sense of lyricism prevails throughout this set, then Couturier’s composition ‘Tryptic’ brings forth a new dynamic. Dark and brooding, the music adds another dimension to the duo’s work in another fascinating performance. With Lontano, Lechner and Couturier once again show the depth and range of their musical oeuvre with an album that moves on from the earlier album, yet retains a freshness and vitality that is truly engaging.
Nick Lea, Jazz Views
Die deutsche Cellistin Anja Lechner und der französische Pianist François Couturier schreiten wieder in musikalische Grenzgebiete. 16 Stücke von ihnen und von Henri Dutilleux, Ariel Ramirez, Giya Kancheli oder Anouar Brahem eröffnen in intensive Dialogen ein weites Feld, das bis zu herber Neutönerei reicht. Meist aber verströmt diese Musik einen sanften Zauber – dank des ausdrucksstarken Spiels von Lechner und Couturiers diskreter Hingabe.
Lothar Brandt, Audio
L’aura di questo prezioso album è la dolcezza delle rimembranze, i rirocdi o i sogni di perduti amori o d amori che senz’altro si perderanno. Oppure di terre lontane di cui non si godrà mai più il profumo, ma che ora ritorna in mente, accarezza i sensi, svanisce.
Mario Gamba, Il Manifesto