The Diabelli Variations have long been considered a magnum opus in Beethoven's piano music and a towering historical contribution to the genre, with Bach's Goldberg Variations as their forebear and Brahms's Handel Variations as their heir.
Yet many pianists, even great pianists, have been intimidated by their sheer immensity. Throughout their careers Edwin Fischer and Wilhelm Kempff gave a wide berth to this allegedly unwieldy masterpiece, a work that sometimes sounds like a melancholy or grimly humorous commentary on the whole of music history and seems to cast an avant-gardist glance at 20th- or even 21st-century music.
Hans von Bülow called this musical monument a microcosm of Beethoven's genius. It is not a set of variations in the traditional sense, for rather than weaving ornamental garlands around its simple theme, it dissects it in order to develop an entire encyclopaedia of pianism from its material.
Now András Schiff has followed up his prize-winning complete set of Beethoven's 32 piano sonatas for ECM with a recording of the Diabelli Variations that is remarkable in many ways.
First, this Hungarian pianist combines the colossal variations with two other major late works from Beethoven's pianistic oeuvre: the Sonata op. 111 and the Bagatelles op. 126 (the former having concluded of course his traversal of the complete Sonatas for ECM). This new recording impressively draws attention to these works’ intrinsic ties to the Diabelli Variations. The Arietta theme in op. 111 and Diabelli's waltz are both set in C major in triple meter, and both begin with an upbeat. Still more striking are the identical intervals that define both themes: the descending 4th from C to G, and the descending 5th from D to G. Further, the bagatelles are far removed from what their title might seem to imply: they are Beethoven's final utterances on his preferred instrument. András Schiff has referred to them as aphorisms, as poetic as they are profound, and even calls the Fourth Bagatelle 'an almost demonic piece of astonishing modernity'.
But the recordings are remarkable for other reasons, too. Rather than using a modern Steinway, András Schiff has recorded them in two different versions on two period instruments. CD 1 (op. 111 and the Diabelli Variations) on an original Bechstein grand from 1921, the instrument preferred by Wilhelm Backhaus and Artur Schnabel, and one in which András Schiff sees an almost forgotten sound-ideal. CD 2 (a second reading of the Diabelli Variations and the op. 126 Bagatelles) is recorded on a Hammerflügel fortepiano from Beethoven's own day which, with its extraordinary extra pedals, reveals the full rich panoply of the composer's sonic universe. This gives listeners a unique opportunity to compare these highly contrasting sonic universes with their rich range of sound, so very different from the balanced, disengaged sound of a modern day instrument.
Finally, András Schiff has been able to consult Beethoven's previously unknown original manuscript of the variations for his recording. Thanks to his initiative and support, this manuscript has been preserved among the holdings of the Bonn Beethoven House since 2009. More than any other source, it sheds light on the compositional process, with Beethoven's penmanship and writing speed offering subtle hints as to crescendos, tempos and arcs of tension. Not only does this source provide insight into the composer's workshop, it also forms an invaluable bridge to Beethoven's intentions.
Über den Rang der Diabelli-Variationen als Opus magnum im pianistischen Œuvre von Beethoven und als eines der musikhistorisch gewichtigsten des Genres überhaupt – mit den Goldberg-Variationen von Bach als Erbgut und den „Händel-Variationen“ von Brahms als Konsequenz – herrscht lange schon Einigkeit.
Dabei hat die Größe des Werkes auf manche Pianisten – und nicht die unbedeutendsten – auch einschüchternd gewirkt. Edwin Fischer oder Wilhelm Kempff haben zeitlebens ehrfürchtig einen Bogen um dieses angeblich so sperrige Hauptwerk gemacht, das bisweilen als melancholischer, oft grimmig humorvoller Kommentar zur gesamten Musikliteratur erscheint und manchmal auch wie ein avantgardistischer Blick auf die Musik des zwanzigsten oder gar einundzwanzigsten Jahrhunderts wirkt.
Einen Mikrokosmos des Beethovenschen Genies nannte Hans von Bülow dieses kompositorische Monument, das kein Variationenwerk im traditionellen Sinne darstellt, weil es das simple Thema nicht ornamental umspielt, sondern in seine Teile zerlegt, um aus dem musikalischen Material eine ganze Enzyklopädie des Klavierspiels zu entwickeln.
András Schiff hat nach seiner vielfach preisgekrönten CD-Einspielung sämtlicher zweiunddreißig Klaviersonaten von Beethoven bei ECM nun eine Aufnahme der Diabelli-Variationen vorgelegt, die in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich genannt werden muss.
Zunächst hat der ungarische Künstler das kolossale Variationenwerk mit zwei weiteren späten Hauptwerken für Klavier, der Sonate op. 111 und den Bagatellen op. 126 kombiniert. Im Falle der Sonate, die schon den markanten Schlusspunkt seiner Gesamtaufnahme aller Sonaten auf acht Alben bei ECM gesetzt hat, wird hier in dieser Neuaufnahme noch einmal auf eindrucksvolle Weise der innere Zusammenhang zu den Diabelli-Variationen bewusst gemacht. Das Thema der Arietta von op. 111 und der Walzer von Diabelli stehen beide in der Tonart C-Dur, sind auftaktig und im Dreiermetrum gestaltet. Noch auffälliger sind die gleichen Intervalle, die fallende Quarte C-G und die fallende Quinte D-G, die beide Themen charakterisieren. Und die Bagatellen sind alles andere als das, was der Begriff suggerieren mag. Es sind die letzten Auseinandersetzungen Beethovens mit seinem bevorzugten Instrument. András Schiff hat sie als ebenso poetische wie tiefsinnige Aphorismen, die vierte Bagatelle gar als „eine geradezu dämonischer Musik von erstaunlicher Modernität“ bezeichnet.
Die Aufnahmen sind aber noch aus anderen Gründen bemerkenswert. Denn András Schiff hat seine Einspielung nicht auf einem modernen Steinway durchgeführt, vielmehr in zwei verschiedenen Fassungen auf zwei älteren Instrumenten: einem Hammerflügel aus der Zeit Beethovens, der die ganze reiche Klangwelt des Komponisten aufscheinen lässt, und einen originalen Bechsteinflügel von 1921, das bevorzugte Instrument eines Wilhelm Backhaus und eines Artur Schnabel, das auch für András Schiff ein nahezu vergessenes Klangideal darstellt. Die CD 1 enthält die Sonate op. 111 und die Diabelli-Variationen, aufgenommen auf dem Bechsteinflügel, CD 2 dann eine zweite Fassung der Diabelli-Variationen und die Bagatellen op. 126 in einer Einspielung auf einem Fortepiano von Franz Brodmann aus dem Jahre 1821 aus Wien. Man hat somit die einmalige Gelegenheit eines Vergleichs dieser so unterschiedlichen, sehr differenzierten, auch durch die zusätzlichen Pedale außergewöhnlichen Klangwelten, die sich so sehr von dem ausgeglichenen, kühl-objektiven Ton eines modernen Instruments unterscheiden.
Schließlich hat András Schiff für seine Einspielung auf die Beethovensche Originalhandschrift des Werkes zurückgreifen können, die bisher unzugänglich gewesen ist und auch dank seiner Initiative und Unterstützung seit dem Jahr 2009 zur Sammlung des Bonner Beethoven-Hauses gehört. Mehr als jede andere Quelle des Werkes gibt dieses Original Aufschluss über den Schaffensprozess der Komposition, wobei Schriftduktus und Schriftdynamik subtile Hinweise auf Spannungsbögen, Crescendi und Tempi geben. Die Handschrift verschafft Einblicke in die Werkstatt des Komponisten und ist zugleich unschätzbare Brücke zu den Intentionen Beethovens.