Anders als in Deutschland, wo seit den zwanziger Jahren auch in der Musik kein Weg mehr an der ästhetischen Moderne vorbei ging, hat sich in Skandinavien die romantische Tradition des Komponierens erhalten - über Edvard Grieg bis zu Ture Rangström oder Jean Sibuelius. Und einen Spätestromantiker könnte man Terje Rypdal nennen, auch wegen eines unüberhörbaren Eigensinns, der sich zu ungefähr gleichen Teilen autodidaktischer Herkunft wie ästhetischer Rücksichtslosigkeit zu verdanken scheint. Keines der fünf Stücke der Suite besitzt eine Melodie, ja es reicht nicht einmal zu einem Motiv. Terje Rypdal kommt mit einer Bewegung aus - mit fünf gleich langen, einen kleinen Bogen beschreibenden Tönen von "Luminous Galaxy" oder nur zwei Akkorden in "Escalator". Der Rest der bis zu sechzehn Minuten langen Stücken besteht aus meist in großer Ruhe sich vollziehenden Entwicklungen in Harmonie und Klang - und Terje Rypdal erweist sich darin als Meister des Arrangements, als einer, der mit behutsamen Drehungen einer Hand ein überraschend weites Spektrum von Stimmungen entfalten kann, je nachdem, ob er die Celli nach vorne rückt oder ein paar Akzente mit dem Triangel setzen lässt. Als "Atmen" könnte man diese Art des Musizierens bezeichnen - oder als Sprechen in Silben, die sich erst allmählich zu ganzen Wörtern oder gar Sätzen ordnen.... Eher als für das Orchester und seine Solisten zu komponieren, komponiert Terje Rypdal die Instrumente selbst, voller Begeisterung dafür, was man mit Klangkörpern alles anstellen kann - und die Klänge reichen von bergeinsamer Schwermut bis zum fixen Triller aus dem Hard Rock. Fast könnte man diesen Enthusiasmus für naiv halten. Er ist aber vermutlich eher weise.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
Inspirieren lassen hat sich Terje Rypdal für die Auftragskomposition "Lux Aeterna", anlässlich des Molde Jazz Festival 2000 uraufgeführt, von der rauen Bergwelt seiner Heimatregion und dem frühen Einfluss eines György Ligeti. Wegweisende Ausgangspunkte, die die Archaik kühner Landschaften und eine europäische kultivierte Befindlichkeit zu verbinden sucht und am Ende mit Musik von enormer Schönheit und Klarheit belohnt. ... Dabei werden Grenzen unterschiedlicher Genres stark reflektierend aufgelöst, um einen neuen, einen unverbrauchten zeitlosen Ausdruck zu finden. Von den Rändern der Musik mitten ins Zentrum des Klangs. Eingespielt im Dom zu Molde mit Iver Kleive an der Hausorgel, Palle Mikkelborg, Rypdals langjährigem musikalischen Partner an der Trompete, der Sopranistin Åshild Stubø Gundersen und dem Karmmerorchester Bergen trägt Lux Aeterna in seinen fünf Teilen den unwiderstehlichen Geist sensitiver Wahrnehmung in sich. Die gereiften Visionen des Komponisten und Gitarristen Rypdal erstrahlen wie ein einsames Nordlicht, das sich seinen Weg durch die zerklüfteten Landschaften der Moderne bahnt.
Jörg Konrad, Jazzpodium
Lux Aeterna is an orchestral work in five movements, with featured parts of trumpeter Palle Mikkelborg and Rypdal himself. It is filled with that curious melancholy which distinguishes contemporary Nordic music on both sides of the jazz-classical divide: trailing wisps of melody and harmonies moving with glacial slowness. But then, just as you are beginning to lose patience with it, in comes Mikkelborg's trumpet, with a tone half-note and half-breath, and the effect is utterly magical. And that is as close as I can get to answering the question of whether this is jazz or not. Just be patient and listen.
Dave Gelly, The Observer
Kammermusikalisches verbindet Terje Rypdal hier mit Improvisation - und meditative Gelassenheit mit eruptiver Klanggewalt. Im Zentrum steht die neue Orgel (Iver Kleiver) der Domkirke Molde, wo die CD exzellent live aufgenommen wurde. Zur Orgel gesellen sich Palle Mikkelborgs Trompete, Åshild Stubo Gundersens Sopran, die Klänge des Bergen Chamber Ensemble und Rypdals Donner-Gitarre. Erregend schön.
Sven Thielmann, Stereoplay
The guitarist Terje Rypdal is best known as a leading light of the jazz avant-garde, but his path has increasingly taken him into the realms of classical composition. His five-movement Lux Aeterna, recorded live at the Molde Jazz Festival, is a fascinating fusion of typically Nordic orchestral timbres and a trio of soloists - trumpet, organ and Rypdal himself on guitar - adding atmospheric asides.
Andrew Clarke, The Independent