Puerta

Jorge Rossy, Robert Landfermann, Jeff Ballard

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Jorge Rossy turns to vibraphone and marimba and delivers a trio set filled with momentous originals for his ECM leader-debut. Marked by their immediate melodic appeal, the vibraphonist’s lines are in lively interplay with his colleagues, Robert Landfermann on bass and Jeff Ballard on drums. After Jorge’s recent contribution on drums to Jakob Bro’s trio with trumpeter Arve Henriksen on Uma Elmo, the present line-up sees him focusing on his own music. On Puerta the Spaniard shines as he navigates a programme that proves him as much an eloquent composer as a powerful melodic voice.
Jorge Rossy greift für sein ECM-Leader-Debüt zum Vibraphon und zur Marimba und liefert ein Trio-Programm voller prägnanter Eigenkompositionen. Die Linien des Vibraphonisten zeichnen sich durch ihre melodische Vielfalt aus und stehen im tänzerischen Wechselspiel mit seinen Kollegen, Robert Landfermann am Bass und Jeff Ballard am Schlagzeug. Nachdem Jorge kürzlich als Schlagzeuger im Trio von Jakob Bro auf Uma Elmo mitgewirkt hat, konzentriert er sich nun gänzlich auf seine eigene Musik. Puerta präsentiert ein abwechslungsreiches Programm, bei dem sowohl die kompositorische Eloquenz des spanischen Musikers als auch dessen instrumentale Kunstfertigkeit stets zur Geltung kommen.
Featured Artists Recorded

September 2020, Jazz Campus Basel

Original Release Date

05.11.2021

  • 1Post-Catholic Waltz
    (Jorge Rossy)
    06:15
  • 2Taínos
    (Jorge Rossy)
    06:07
  • 3Adagio
    (Jorge Rossy)
    04:47
  • 4Maybe Tuesday
    (Jorge Rossy)
    08:01
  • 5Cargols
    (Chris Cheek)
    04:34
  • 6Scilla e Cariddi
    (Jorge Rossy)
    05:43
  • 7Puerta
    (Jorge Rossy)
    03:54
  • 8S.T.
    (Jorge Rossy)
    05:54
  • 9Ventana
    (Jorge Rossy)
    04:21
  • 10Adiós
    (Jorge Rossy)
    04:35
Rosssy zeigt sich auf den zehn Tracks von ‘Puerta’ als hochsensibler Vibraphonist und Marimba-Spieler. Er gestaltet die Klänge, lässt sie schwingen und schimmern, gibt ihnen Space und luftige Koloraturen. Rossy entwickelt seine Linien mit Bedacht, das flirrende Show-off ist nicht seine Sache. Umso mehr gibt er Raum für ein kammermusikalisch transparentes Interplay mit seinen Partnern. Unter der ruhigen Aura des Albums entfaltet sich eine quicklebendige und souverän gedimmte Musik des komplexen Wohlklangs.
Pirmin Bossart, Jazz’n’more
 
What makes it work is the intimate three-way dialogue and the enigmatic soundworld it creates. The trio are spot on whether playing in a more latin or swing vein but also faintly reminiscent at times of the Modern Jazz Quartet’s more chamber classical-oriented moments […] ‘Puerta’ has an after-hours feel perfect for late night listening, but there’s a real depth to it as well.
Selwyn Harris, Jazzwise
 
Die Musik auf ‘Puerta’ verschließt sich nicht, sie geht auf ihr Publikum zu – ohne sich ihm anzubiedern. Für kontemporären Jazz ist sie ungewohnt melodisch und äußerst tänzerisch, denn Rossy, von dem bis auf einen Titel alle Stücke stammen, hat ein Faible für lateinamerikanische Rhythmen.  Nicht zuletzt besitzt das Zusammenspiel des Trios eine Transparenz, die dem Zuhörer entgegenkommt. […] Rossy spielt sein Vibraphon mit viel Gespür für Raum und Pausen, bewegt sich als Solist eher bedächtig, aber zugleich so ungemein swingend, wie dies im Jazz von heute nicht mehr unbedingt an der Tagesordnung ist. Dass Swing gerade aus der Reduktion heraus entsteht, ist seit Count Basie eine Jazz-Weisheit, und Rossy kennt sie offensichtlich. Auf der ‘Marimba’ lässt er Einzeltöne mitunter pointilistisch kullern und glucksen wie in ‘Tainos’, wodurch eine enorme Spannung entsteht. […] Federleicht und erdenschwer zugleich klingt dieses Trio, das beide Extreme wunderbar in Balance bringt. Wie diese Harmoie erreicht wird, erinnert einmal mehr an das Modern Jazz Quartet, für dessen Musik der Begriff ‘Integration’ von zentraler Bedeutung war. Das Trio knüpft gekonnt an dieses Erbe an.  
Georg Spindler, Mannheimer Morgen
 
Den dreien gelingt (fast ausschließlich über Eigenkompositionen Rossy) ein zauberhaft offenes improvisatorisches Wechselspiel. Viel Freiheit bei grösstmöglicher gegenseitiger Einfühlung. Vorschläge statt Behauptungen. Eine scheinbar skizzenhafte Unbekümmertheit, bei der im Lauf der CD erst spürbar wird, welch fragile Gleichgewichtskunst hier gelingt. Mit viel Kalkül und viel Gespür. Eine Musik wie die schönsten von Alxeander Calders Mobiles.
Peter Rüedi, Weltwoche
 
Rossy sieht sich selbst als Geschichtenerzähler, und seine Stories brauchen Zeit und Platz. Beides gibt der Spanier ihnen reichlich. Er entfaltet eine Poesie auf dem Vibrafon, die man so noch nicht gehört hat. Mit Bassist Robert Landfermann und Drummer Jeff Ballard hat er zwei Co-Piloten an Bord, die seinen Fabeln Flügel verleihen.
Wolf Kampmann, Stereoplay
 
Rossy has switched from drums to the vibraphone and the marimba, but it isn’t only his choice of instrument that is different. He generally plays as few notes as he can on this album, thereby allowing a great deal of space for the music to breathe. This is an approach he attributes to his experience as a trumpet player when he was young where the melody mostly comes from a few well-chosen notes. He and Ballard are accompanied by German double bass player, Robert Landfermann. As the album credits demonstrate, there is a conscious policy for each member of the trio to perform on equal footing which Rossy may have learnt from playing with Mehldau, who so valued the work of a trio working as one that five of his albums were entitled ‘The Art of the Trio’. Landfermann is the least familiar name in the trio, but deserves his equal status. […] The mood on the album is varied but generally restrained. ‘Puerta’ is probably the most despondent track. There is a jaunty swing on tracks like ‘Post-Catholic Waltz’, ‘Maybe Tuesday’ and ‘Ventana’. […] This very satisfying album was recorded at the Jazz Campus in Basel – part of the University of Northwestern Switzerland  – where both Rossy and Ballard teach. The album’s overall feel may reflect the atmosphere of wary trepidation in September 2020, when the album was recorded, that accompanied the temporary relief from the COVID pandemic, in that the music is both undemonstrative and tentatively celebratory. In common with all releases on ECM records, the engineering is of the highest quality and the overall excellence of the album is as much a credit to the production as it is to the musicianship.
Graham Spry, London Jazz News
 
Most of the tunes have a relatively easygoing feel to them, medium tempos, minimum flash, with the musicians more interested in communicating with the listener than showing off their chops. It is fascinating to hear the sonic interplay between the drums and the vibes. Both involve instruments that are struck with sticks/mallets; both are being played by musicians who are experienced drummers. The crystal clear ECM sound allows you to really focus on their interaction, which is fascinating, and of course you also have the underlying plucking support of the double bass, which at times steps out into the foreground, occasionally bowed rather than plucked, marimba sometimes ringing…  Amazing how instruments that are struck and plucked can sound so soothing, yet while sounding so soothing still hold our attention.  
Karl W. Nehring, Classical Candor
 
Dans ce premier album chez ECM, Rossy présente sa proper musique qui est d’une extrême élégance et d’une incroyable finesse. Si Rossy s’impose par ses lignes mélodiques et son toucher très percussif et sensuel, le trio, ensemble, développe un jazz de chambre à la Modern Jazz Quartet, lyrique et sophistiqué, nostalgique et sincere. Un très bel album.
Jean-Claude Vantroyen, Le Soir
 
Dass Jorge Rossys Vibrafon, etwa bei ‘Post-Catholic Waltz’, an Gary Burton erinnert, erstaunt nicht wirklich, schließlich definierte der das moderne Mallet-Spiel nachhaltig. Allerdings verzichtet der Katalane auf wirbelnde Virtuosität und stellt stattdessen seine delikaten Melodien als sanft pulsende Single-Notes in den zwischen elegischer Verträumtheit und treibendem Drive changierenden Trio-Kontext. Reizvolle Kontraste zum vibrierenden Metall bietet das hölzerne Timbre seines Marimbafons, dessen erdige Tonalität, etwa bei ‘Tainos’, prächtig mit Landfermanns subtilen Tieftönereien und Ballards geräuschhaften Strukturelementen korrespondiert und dabei oft tänzerisch daherkommt. In feiner Interaktion bieten die drei Jazz-Asse auf ‘Puerta’ so ein faszinierend farbenreiches Klang- und Ausdrucksspektrum, dessen heitere Anmut begeistert.  
Sven Thielmann, Fono Forum
 
Mais Jorge Rossy fait ici un parcours sans faute, son style résolument personnel  au vibraphone […] Si l’on goûte les sonorités tantôt lumineuses et évaporées, tantôt percussives du vibraphone, la sécheresse ronde du marimba, on trouvera ici un album  parfaitement accompli, d’une grande musicalité et singlulièrement attachant, marquant d’une pierre blanche l’entrée de M. Rossy dans le catalogue ECM.
Jean-Pierre Jackson, Classica
 
Es gibt nichts Aufregendes in dieser Musik. Wohl aber entsteht durch das offene, aufmerksame Zusammenspiel eine immense Spannung. Dabei setzt sich der Späteinsteiger Rossy von der Traditionslinie von Vibrafon und Marimba ab. Er rast fast nie mit den Schlegeln über die Platten, und auch mehrstimmige Schaustücke sind seine Sache nicht. Stattdessen kostet er die Themen und ihre Variationen fantasievoll aus und gliedert sich gelassen in das aus drei gleichberechtigten Mitgliedern bestehende Ensemble ein. Neun Titel hat er komponiert. Einzig ‘Cargole’ stammt von Chris Cheek. Worum es Rossy geht, wird im Titelstück ‘Puerta’ am deutlichsten: Mit sanfter Musik Türen in eine von Aufmerksamkeit und Sorgfalt geprägte Welt zu öffnen.
Werner Stiefele, Rondo
 
Eine ruhige Trioplatte, die mich immer wieder an Bill Evans’ Trio denken lässt, ohne besondere musikalische Nähe dazu zu haben. Die durchgängie Ruhe heißt an keiner Stelle Langeweile, man hört die Spannung, an deren Aufbau allen drei Musikern gelegen ist. […] Immer wieder verbreitet mal ein Stück auch gepflegten Swing, aber den Gesamteindruck der Platte dominiert ihre enorme Ruhe und künstlerische Kraft.
Stephan Richter, Jazzpodium
 
Auf ‘Puerta’ überrascht er als Vibraphonist und Marimbaspieler. Er will sich mehr aufs Erzählen verlegen, und das geht eben mit den Mallets besser. Dabei etabliert er eine völlig neue Erzählweise, die von der seit einem halben Jahrhundert dominierenden Gary-Burton-Schule völlig unabhängig ist. Er schöpft die Poesie jedes einzelnen Tons bis zur Neige aus, ergötzt sich an Zwischenräumen und hört seinen Kompagnons, dem Bassisten Robert Landfermann und dem Drummer Jeff Ballard, ausgiebig zu. Dafür lässt er sich alle Zeit der Welt. ‘Puerta’ ist ein sehr schönes musikalisches Fleckchen, das zum Rückzuug und zur Wiederkehr einlädt.   
Wolf Kampmann, Eclipsed
 
Rossy zeigt sich auf den zehn Tracks von ‘Puerta’ als hochsensibler Vibraphonist und Marimba-Spieler. Er gestaltet die Klänge, lässt sie schwingen und schimmern, gibt ihnen Space und luftige Koloraturen. Rossy entwickelt seine Linien mit Bedacht, das flirrende Show-off ist nicht seine Sache. Umso mehr gibt er Raum für ein kammermusikalisch transparentes Interplay mit seinen Partnern. Unter der ruhigen Aura des Albums entfaltet sich eine quicklebendige und souverän gedimmte Musik des komplexen Wohlklangs.
Pirmin Bossart, Jazz’n’more
 
Es ist schon wieder ein halbes Jahrhundert her, dass Chick Corea und Gary Burton mit ‘Crystal Silence’ einen Meilenstein der ECM-Geschichte gesetzt haben. Wenn man sich bei ‘Puerta’ ein wenig daran erinnert fühlt, liegt das nicht zuletzt daran, dass auch der Portugiese Jorge Rossy ein samtpfötiger Beklöppler des Vibraphons (und der Marimba) ist. Der pointierte, sanguin-luftige und kitschfreie Romantizismus dieses wunderbar ausbalancierten Albums ist das Ergebnis der kongenialen und stets lässigen Kooperation des Leaders mit US-Drummer Jeff Ballard und dem deutschen Bassisten Robert Landfermann.
Klaus Nüchtern, Falter
 
For this set of original compositions, Jossy knew that he needed three soloists, not just a rhythm section, for the set to be a completely balanced affair. As he did when playing drums, his own contributions unfold in elegant waves, made up of minimal phrases all chosen with care. This is a stylish, cool album, an exciting development in Rossy’s varied musical life. Highly recommended.
Simon Adams, G-Scene
 
Ein Meister der eher ruhigen Klänge ist auch der Vibrafonist und Marimbaspieler Jorge Rossy, der jetzt mit ‘Puerta’ sein Debüt beim ECM-Label als Bandleader gibt. An seiner Seite: Bassist Robert Landfermann und Schlagzeuger Jeff Ballard, der lange Mitglied des Brad Mehldau Trios war. Er spiele lieber wenige, dafür aber die wesentlichen Noten, hat Rossy in einem Interview erklärt und tatsächlich ist dies ein entspanntes, ja geradezu meditatives Album, das zum konzentrierten Hinhören einlädt. Wenn draußen die Schneeflocken vor dem Fenster wirbeln und drinnen die Heizung bollert, der perfekte Entschleunigungs-Soundtrack.
Holger True, Hamburger Abendblatt
 
Sans esbroufe ni complicatios inutiles, ce trio reprend  la piste d’un swing pas pressé où les résonances du vibraphone ouvrent de chaleureuses ambiances, des ondulations lentes mais sensuelles de trois rythmiciens aux déhanchés lents et néanmoins virevoltants.
Boris Senff, 24 Heures
EN / DE
Jorge Rossy makes his leader debut for ECM on vibraphone and marimba, carving out a diversified musical programme in interplay with Robert Landfermann on bass and Jeff Ballard on drums. The Spanish musician’s switch to mallets follows his contribution on drums to guitarist Jakob Bro’s trio with Arve Henriksen on Uma Elmo. Puerta sees Jorge leading his trio through a set of original compositions.
 
The album’s inception can be traced back to Jorge’s growing interest in the vibraphone, going back over a decade. “With this trio the objective was to leave a lot of space for the instruments to breathe and unfold by playing fewer, essential notes. It is also something I finally felt ready to do, after having played it safe in the comfort of harmonically dense line ups in the past,” explains Jorge. Thus, Puerta proves a collaboration based on an equal footing – each instrument sharing the spotlight to the same degree.
 
Like his approach as a drummer – formerly the musician’s primary role in any given lineup and most notably so with the first incarnation of the Brad Mehldau Trio – Jorge’s vibraphone elaborations unfold in elegant waves, made up of minimal phrases and poignant vocabulary. His rhythm section responds accordingly. The vibraphonist leaves little up to chance, but instead chooses his lines carefully and with absolute command over his melodic vehicles. “I tend to be a minimalist on vibraphone and marimba, to play few notes and make more use of the space that separates the individual sounds from each other. I was a trumpet player for ten years when I was still quite young. The lessons in melody I learned from that time also translate very well to the vibraphone or to the marimba.”
 
Accordingly, Puerta finds Jorge sculpting clear melodies around jaunty vamps at gentle speed, alternatingly interrupted or accompanied by inspired sidemen who inject the music with their own signatures. “Jeff and Robert capture the essence of my tunes so well, and at the same time I think they feel very comfortable to be themselves” notes Jorge, “for this trio I knew I needed more than just a rhythm section. I needed three soloists in order for it to be a completely balanced affair.”
 
Three-time swinging “Post-Catholic Waltz,” “Ventana” and “Maybe Tuesday” – based on George Gershwin’s “The Man I love” – offer a rare glimpse at the trio’s more traditional layout, treating the listener to deft walking bass workouts and nimble solos to a fleeting pulse. Elsewhere, Jorge and his cohorts engage in inventive exchanges that – while maintaining the underlying melodic themes as the main priority – expand on rhythmic and textural impulsions. On “S.T.,” “Scilla e Cariddi” and “Tainos,” Jorge opts for the marimba and lets the instrument’s earthy, wooden textures unwind in frames of varying arco and pizzicato bass accompaniment and Jeff Ballard’s percussive cymbal mist. “Cargols” – the sole track in this set that wasn’t written by Jorge but by Chris Cheek – provides a mid-tempo groove for Jorge and Robert’s solos. With “Adagio,” the programme is rounded off by a rubato ballad – an exercise in quiet improvisation that finds appropriate contrast in the blunt tango “Adiós”.
 
Jorge came up with the title track to Puerta at a crossroads in his life: “It was like a premonition – intuitive; I wrote ‘Puerta’ in a hotel in London right before the third to last gig that I played with Brad [Mehldau]. At this point, we hadn’t talked about me leaving the band yet, but I had started to feel like it was time to move on. ‘Puerta’ is Spanish for ‘door’. I think I was subconsciously already thinking about opening up a new one in order to enter a new phase, a new chapter.”
 
The album, Puerta, too works like a door, opening to an exciting perspective on one of today’s most gifted and versatile musicians.
 
Jeff Ballard’s prior recordings on ECM include his work with the Fly trio, alongside Mark Turner and Larry Grenadier, on albums Sky & Country and Year of the Snake. Puerta represents Robert Landfermann first record with the label.
 
Puerta was recorded at Jazz Campus Basel in September 2020.
Jorge Rossy gibt sein Leader-Debüt bei ECM auf Vibraphon und Marimba und gestaltet im Zusammenspiel mit Robert Landfermann am Bass und Jeff Ballard am Schlagzeug ein abwechslungsreiches musikalisches Unterfangen. Der Wechsel des spanischen Musikers zu den Metall- und Holzklangstäben folgt auf seinen Beitrag als Schlagzeuger im Trio des Gitarristen Jakob Bro auf Uma Elmo, mit Arve Henriksen an der Trompete. Auf Puerta führt Jorge sein Trio durch ein Programm origineller Eigenkompositionen.
 
Puertas Entstehung lässt sich auf Jorges wachsendes Interesse am Vibraphon zurückführen, das über Jahrzehnte zurückreicht. "Bei diesem Trio ging es darum, den Instrumenten viel Raum zum Atmen und zur Entfaltung zu geben, indem weniger, dafür aber wesentliche Noten gespielt werden. Ich fühlte mich auch endlich für diese Instrumentierung bereit, nachdem ich es mir in der Vergangenheit mit harmonisch dichten Besetzungen etwas leichter gemacht hatte", erklärt Jorge. In diesem Sinne ist Puerta also eine ausbalancierte Zusammenarbeit, bei der jedes Instrument in gleichem Maße im Zentrum steht.
 
Ähnlich seinem Ansatz als Schlagzeuger – früher seine Hauptrolle in jeglicher Besetzung und insbesondere im initialen Line-up des Brad Mehldau Trios – entfaltet sich Jorges Vibraphonspiel in eleganten Wellen, die sich aus minimalsten Phrasen und ergreifendem Ausdruck zusammensetzen. Seine Rhythmusgruppe tut es ihm gleich. Der Vibraphonist überlässt wenig dem Zufall, sondern wählt seine Linien sorgfältig und mit absoluter Beherrschung seiner melodischen Mittel. "Ich bin eher ein Minimalist auf dem Vibraphon und auf der Marimba, spiele wenige Töne und nutze den Raum, der die einzelnen Töne voneinander trennt. Ich habe zehn Jahre lang Trompete gespielt, als ich noch sehr jung war. Die Lektionen in Sachen Melodie, die ich in dieser Zeit gelernt habe, lassen sich auch sehr gut auf das Vibraphon oder auf die Marimba übertragen."
 
Ganz nach diesem Bilde präsentiert Puerta einen Musiker, der klare Melodien um flinke Kadenzen spinnt, die wiederum von seinen kreativen Kollegen abwechselnd unterbrochen oder begleitet werden und dadurch der Musik ihre eigene Handschrift verleihen. "Jeff und Robert fangen die Essenz meiner Stücke exzellent ein, und gleichzeitig glaube ich, dass sie sich dabei frei fühlen, sich selbst treu zu bleiben", bemerkt Jorge. "Ich wusste, dass ich für dieses Trio mehr als nur eine Rhythmusgruppe brauchte. Ich brauchte drei Solisten, damit es eine komplett ausgewogene Zusammenarbeit werden konnte."
 
Der dreiviertel Swing "Post-Catholic Waltz", "Ventana" und "Maybe Tuesday" – letzteres Stück basiert auf George Gershwins "The Man I Love" – bieten einen seltenen Einblick in traditionellere Trio Strukturen und verwöhnen mit geschickten Walking-Bass-Linien und flinken Soli zu flüchtigen Pulsen. Anderswo lassen sich Jorge und seine Begleiter auf poetisches Wechselspiel ein, bei dem die zugrundeliegenden melodischen Themen zwar im Vordergrund stehen, aber die rhythmischen Impulse und unterschwelligen Texturen tiefer erforscht werden. Bei "S.T.", "Scilla e Cariddi" und "Tainos" bedient sich Jorge der Marimba, deren erdiges, hölzernes Timbre sich im Rahmen variierender Arco- und Pizzicato-Bass-Begleitung sowie von Jeff Ballards perkussivem Beckennebel umhüllt subtil entfaltet. "Cargols" – das einzige Stück in diesem Set, das nicht aus Jorges, sondern Chris Cheeks Feder stammt – ist mit einem Groove im gemäßigten Tempo bestückt, der als Vorlage für die Soli Jorges und Roberts dient. Mit "Adagio" wird das Programm durch eine Rubato-Ballade abgerundet – eine Meditation in behutsamer Improvisation, die im barschen Tango "Adiós" einen passenden Kontrast findet.
 
Das Titelstück zu Puerta kam Jorge an einem Scheideweg in seinem Leben: "Es war wie eine Vorahnung – intuitiv; ich habe ‚Puerta‘ in einem Hotel in London geschrieben, direkt vor dem drittletzten Gig, den ich mit Brad [Mehldau] gespielt habe. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht darüber gesprochen, dass ich die Band verlassen würde, aber ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, weiterzuziehen. ‚Puerta‘ bedeutet im Spanischen ‚Tür‘. Ich glaube, ich dachte unterbewusst schon daran, eine neue zu öffnen, um eine neue Phase, ein neues Kapitel zu beginnen."
 
Auch das Album Puerta funktioniert wie eine Tür und eröffnet eine spannende Perspektive auf einen der produktivsten und vielseitigsten Musiker der Gegenwart.
 
Zu Jeff Ballard’s vorangegangen Aufnahmen bei ECM gehört seine Arbeit mit dem Fly-Trio an der Seite von Mark Turner und Larry Grenadier mit den Alben Sky & Country und Year of the Snake. Puerta ist Robert Landfermanns erstes Album bei ECM.
 
Puerta wurde im Jazz Campus Basel im September 2020 aufgenommen.