A 76 ans, Gidon Kremer n´a pas dévié de la ligne musicale qu´il a tracée depuis ses débuts de violoniste à contre-courant derrière le Rideau de fer et qui consiste à attirer l´attention sur des musiciens peu exposés. […] Quant à Mieczyslaw Weinberg, […] c´est dans un registre intimiste encore à découvrir (berceuse, danse folklorique) que le subtil Kremer nous le présente ici.
Pierre Gervasoni, Le Monde
Jüdische Lieder, jüdische Gebete, eindrucksvolle Musik. Gidon Kremer und die Kremerata Baltica treffen den richtigen Ton. ‘Songs of fate’ – eine wichtige musikalische Stimme in einer beklemmenden Zeit.
Elisabeth Hahn, Deutschlandfunk Kultur
Gidon Kremer ist nicht nur einer der herausragenden Geiger seiner Generation. Er ist auch ein Advokat der Komponisten wie nur wenige Musiker seines Formats. Er begnügt sich nicht damit, dem Repertoire seine eigene Interpretation geläufiger Werke hinzuzufügen, sondern setzt sich für wenig oder in unseren Breiten gar nicht bekannte Komponisten ein, insbesondere für solche aus dem Baltikum […] Auf der CD Songs Of Fate sind das Giedrius Kuprevičius und Raminta Šerkšnyté aus Litauen sowie Jēkabs Jančevskis aus Lettland. Hinzu kommen vier kurze Stücke von Mieczysław Weinberg, für den sich Kremer schon starkgemacht hat, ehe seine Wiederentdeckung hohe Wellen schlug. Mit seiner Kremerata Baltica tritt neben Gidon Kremer die litauische Sängerin Vida Miknevičiūtė auf. Durch das gesamte Programm zieht sich die jüdische Thematik, namentlich das Kaddisch, das als Totengebet dient, und entsprechend eine getragene, fast durchweg nach innen gekehrte Stimmung. Aus dem Rahmen fällt Weinbergs Kujawiak, ein Volkstanz aus Kujawien – daher der Name – im Norden Polens. Obgleich die Komponisten unüberhörbar mit modernen Kompositionstechniken vertraut sind, kann man die von Gidon Kremer ausgewählten Stücke nicht als ‘schwierig’ kennzeichnen. In ihnen scheint eine gemäßigte Avantgarde weiterzuleben, wie sie in der Sowjetunion gepflegt wurde und deren Traditionalismus man üblicherweise fast klischeehaft auf das Dogma des Sozialistischen Realismus und die damit verbundenen Repressionen zurückführt. Zumindest ebenso entscheidend sind jedoch wohl die Reverenzen an die – in diesem Fall: baltische – Folklore zu sein. Die Entstehungszeit der Kompositionen reicht von 1942 – Weinbergs Aria op. 9 – bis ins Jahr 2021 – ‘This too shall pass’ von Raminta Šerkšnyté. Bis auf die Titel von Mieczysław Weinberg, sind alle erst im 21. Jahrhundert, also in unserer Gegenwart entstanden. Ihre Schöpfer wurden zwischen 1944 und 1991 geboren. Es gibt einiges zu entdecken.
Thomas Rothschild, Kultura Extra
One thing is certain: This is one of Kremer’s most personal undertakings. His playing — especially in Šerkšnytė’s ‘This Too Shall Pass’ and Weinberg’s simple, sad ‘Nocturne’ — has the breath and rhythm of halting speech. Soprano Vida Miknevičiūtė imparts a similar tone to Kuprevicius’s ‘Kaddish’ and to excerpts from Weinberg’s ‘Jewish Songs.’ Jančevskis’s ‘Lignum’ for string orchestra and chimes, played with deep sensitivity by the chamber orchestra Kremerata Baltica, progresses from dissonance to resounding affirmation to an open-ended conclusion. It sounds like Kremer’s description of the album’s purpose: ‘reminding us of tragic fates along the way and that we each have a ‘voice’ that deserves to be heard.’
David Weininger, The New York Times
Das ist Musik von suggestiver Kraft, ernst, kontemplativ, subtil und oft ganz leise. Aber auch mit Schwingungen von Trost und Hoffnung, hinter dem Horizont. ’This too shall pass’ von Raminta Šerkšnytė und ‘ Lignum’ von Jēkabs Jančevskis, der sein neues Stück als ‘Dialog mit der Natur’ versteht, sind Ersteinspielungen. Faszinierend!
Norbert Hornig, Fono Forum (‘Empfehlung des Monats’)
Un voyage intime,chargé d’èmotions, qui nous plonge au cœur d’une musique introspective, qu’on vit pleinement. Emouvant et percutant.
Gaëlle Moury, Le Soir
Formidable disque […] Des œuvres de l’intimité, de la pudeur, de l’indicible, superbement racontées par Kremer, son orchestra et sessolistes.
Nicolas Blanmont, La Libre Belgique
This austere and uplifting record is imbued with humanity and idealism. I don’t think I ever recommend a new record as essential. This one is.
Norman Lebrecht, My Scena
Das Fundament des Albums kreist für Kremer um die Idee des ‘Jüdischseins’. Unter dem Titel ‘Song of Fate’ hat er gemeinsam mit seinem Kammerorchester Kremerata Baltica und der Sopranistin Vida Miknevičiūtė Kompositionen der litauischen Komponisten*innen Raminta Šerkšnytė, Giedrius Kuprevičius und Jëkabs Jančevskis sowie Werke des polnisch-jüdischen Mieczysław Weinberg eingespielt. […] Raminta Šerkšnytė 1975 wird die Komponistin im litauischen Kaunas geboren und gilt mit ihrer komplexen wie expressiven Tonsprache als kraftvolle Klangmalerin der gegenwärtigen Musikszene ihrer Heimat. […] Die vorliegende CD eröffnet mit einer Ersteinspielung der Komposition ‘This too shall pass’ für Violine, Violoncello, Vibraphon und Orchester aus dem Jahr 2021. Thematisiert wird die unausweichliche Vergänglichkeit alles Irdischen in einer erbarmungslos verrinnenden Zeit. Die Violine spielt in einer expressiven Kantilene über einer sich kontinuierlich insistierenden Vibraphonstimme, während das Violoncello immer wieder wehmütig das Geschehen aufgreift. Zu erleben ist ein hoch poetisches Stimmengeflecht, das dank der äußerst feinnervigen Interpretation unmittelbar berührt. […] . Für das Album ‘Songs of Fate’ hat Kremer die lyrische Seite Weinbergs mit bislang weniger bekannten Werken seines Schaffens in den Blick genommen. Den Anfang macht ein ‘Nocturne’ für Violine solo und Streichorchester von 1948. Besonders berührend sind die, als erste Werke Weinbergs gedruckten ’Jüdischen Lieder’ op.13, 1943 kurz vor seiner Flucht aus Warschau nach Minsk vollendet. Sie basieren auf Texten des polnisch-jüdischen Dichters Yitskhok Leybush Peretz in jiddischer Sprache, hier mit der eindringlichen wie abwechslungsreichen Sopranstimme von Vida Miknevičiūtė unter die Haut kriechend.
Yvonne Petitpierre, Deutschlandfunk
Ein starkes Hörerlebnis von außerordentlich hohem Rang. Dieses entsteht auch aus historischen Entwicklungen und traumatischen Erfahrungen, in denen der kompositorische Reichtum seine Wurzeln hat. Die Auswahl von in der Sowjetunion missliebigen Werken und baltischen Neuschöpfungen ist von zeitloser Schönheit und großer, weil verhaltener Eindringlichkeit. Die jüngere Generation baltischer Komponisten zeigt eine kreative Neigung zum Spirituellen, welche hier durch die vor 26 Jahren gegründete Kremerata Baltica zu dichtem und substanziellem Klang wird.
Roland H. Dippel, Concerti
Der lettische Geiger Gidon Kremer bringt mit diesen Aufnahmen seinen multikulturellen Stammbaum zum Klingen. Dem jüdischen Vater widmet er Musik des Polen Mieczyslaw Weinberg. Aus dem Baltikum versammelt er Musik des Zeitgenossen Kuprevicius sowie der jungen Komponisten Šerkšnyte und Jancevskis. Kremer stimmt mit der Kremerata Baltica und Sopranistin Vida Mikneviciute traurige, wunderschön klangvolle Musik an.
Frank von Niederhäusern, Kulturtipp Zürich
‘Songs of Fate’ presents a fascinating and expertly performed programme of unfamiliar repertoire that mirrors as well as celebrates Gidon Kremer’s Jewish and Baltic heritage. Central to the programme is a sequence of relatively early but immensely attractive works by Mieczyslaw Weinberg, the Polish-Jewish composer who has been championed by Kremer in recent years.
Erik Levi, BBC Music Magazine
Gidon Kremer has compiled an eloquent evocation and celebration of his Jewish heritage in an eclectic programme of music written since 1942. His choices offer stylistic variety and timbral diversity, but naturally much of the sentiment is melancholic and searching. Kremer ensures every violin note is vivid; his musical voice whispers and shouts, depicts fury and repose, weeping and sighing. He imbues a wide range of emotion with compelling character. Alongside his artistry, the soprano Vida Miknevičiutė is mesmerising, and Kremerata Baltica is beautifully honed, imbuing everything with great atmosphere.
Joanne Talbot, The Strad
Es sind Stücke voll elegischer Versonnenheit, manchmal wirkt es, als folgten die Geige oder die Stimme den melodiösen Gedanken gleichsam meditierend nach […] So wandern die Hörer unmerklich wie unausweichlich in den Bann dieser wunderbar grüblerischen Klanglandschaften.
Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung
Immer auf der Suche nach unentdeckter, oft von der Politik zermalmter Musik, hat Geiger Gidon Kremer nun für ‘Songs of Fate’ neben Stücken seines Herzenskomponisten Mieczyslaw Weinberg auch interessante Zeitgenossen integriert. Mit seiner Kremerata Baltica setzt er etwa Raminta Šerkšnytės ‘This too shall pass’ um, als subtil dahinströmendes Stück, in dem er Poesie und Zerbrechlichkeit vermilzt. Giedrius Kuprevičius’ ’Postlude: The Luminous Lament’ wiederum findet ihn im Dialog mit Sopran Vida Miknevičiutė. Kein beiläufiger Ton ist zu hören, jede Tongeste erzählt Existentielles.
Ljubiša Tošić, Der Standard