29.09.2023 | Reviews of the week
French and German reactions to the album Éventail by Heinz Holliger with Anton Kernjak
Cet éventail de la musique française rafraîchit autant les pièces oubliées que les chefs-d’oeuvre par les qualités propres à Heinz Holliger. Hauteur de vue du grand compositeur qu’est le Suisse de 84 ans, et musicalité exquise de l’interprète polyvalent qu’il est aussi.
Pierre Gervasoni, Le Monde
Was für eine wunderschöne Kantilene! Heinz Holliger singt den zweiten Satz aus der Sonate von Camille Saint-Saens auf seiner Oboe. Der Solist hat es nicht eilig: oft habe ich das Stück schon schneller gespielt gehört. Mit seinen ruhigen und abgeklärten Tempi betont Holliger vor allem die gesanglichen Qualitäten dieser Musik. […] ‘Vocalise-Etude’ steht über dem Stück, also Gesangsstück ohne Text in Form einer Etüde. Diese Gattung ist so etwas wie der rote Faden auf diesem Album. Heinz Holliger schaut darauf zurück auf die französische Oboenmusik des 20. Jahrhunderts. […] Auch das finale Werk gehört dazu: die Oboensonate des Pianisten und Komponisten Robert Casadesus aus dem Jahr 1936. Holliger schreibt im Booklet, dass er dieses Stück von seinem Lehrer bekommen hat und immer mal auf CD einspielen wollte. Jetzt hat er es endlich gemacht. Und es hat sich wirklich gelohnt! Bei dieser motorischen und lebhaften Musik ist neben Solist Heinz Holliger auch Pianist Anton Kernjak stark gefordert. Beide musizieren miteinander mit sehr viel Energie und Leidenschaft. Die CD ‘Éventail’- Fächer – bietet ein sehr persönlich ausgewähltes Programm französischer Oboenmusik des 20. Jahrhunderts. Und Heinz Holliger macht hier eindrucksvoll deutlich: ich habe meinen Hörerinnen und Hörern noch viel zu erzählen auf meinem Instrument!
Jan Ritterstaedt, Westdeutscher Rundfunk
The brand new album Dance of the Elders by Wolfgang Muthspiel with Scott Colley and Brian Blade
Jetzt legt er sein jüngtes Album vor, mit dem Trio, mit dem er auf ausgedehnten Tourneen durch Europa, die USA und Japan unterwegs war: Am Schlagzeug sein alter Freund Brian Blade, am Bass Scott Colley. ’Dance of the Elders’ ist sozusagen das Resultat dieser intensiven Live-Erfahrung – das Meisterwerk eines dicht integrierten Trio-Jazz, einer konzentrierten und gleichzeitig offenen, folgerichtigen und überraschenden Musik dreier Partner, die alle weniger auf Selbstinszenierung aus sind als auf die behutsame Entwicklung eines inspirierten gemeinsamen Klangs. […] Wolfgang Muthspiel, Autor von fünf der sowohl anrührenden wie komplexen Stücke, mal folk-inspiriert (‘Folksong’), mal auf Klassisches bezogen (‘Prelude to Bach’), schafft auf dem akustischen wie auf dem elektrischen Instrument (inklusive behutsamer elektronischer Weiterungen) seinen ganz eigenen Sound. Auch in seiner Lesart von Kurt Weills ’Liebeslied’ und Joni Mitchells ‘Amelia’. Transparente, vielschichtige, lebendige Musik.
Peter Rüedi, Weltwoche
Dem Trio gelingt auf ‘Dance Of The Elders’ eine Klangreise von rarer Intimität. So ungewöhnlich der Entschluss des Produzenten Manfred Eicher bei der Abmischung des Albums erscheint, das Werk mit einem an der Oberfläche extrem ereignisarmen, gut zehn Minuten langen, Stück zu eröffnen: ‘Invocation’ wird das Zeitempfinden vieler Hörer sanft ausser Kraft setzen. Unversehens gerät man in den Sog einer Jazzkammermusik, die manche Echos aus den Siebziger Jahren bereithält, etwa eine sanft fesselnde Version von Joni Mitchells ‘Amelia’, aus ihrem Klassiker ‘Hejira’, oder eine Reminiszenz an das legendäre ‘Belonging’-Quartett von Keith Jarrett.
Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk
This is Muthspiel’s sixth album for ECM, and like many of the artists on the label his playing falls somewhere between lyrical and atmospheric, incorporating hints of both folk and classical music into his jazz where space seems to be the fourth collaborator. Needless to say, there is plenty of room for group interplay and the beauty is found in the nuances. […] There are no wasted notes, no overt showmanship, just intimate trio interaction that yields beautifully flowing, mesmerizing music. Sometimes it conjures such inexplicable curiosity, that you’ll return thinking you may have missed something the first time through.
Jim Hynes, Glide Magazine
Composizione, interplay, richiami al cameristico classico, originalità esecutiva sono le caratteristiche essenziali di un album assorto, intimista, fluido nelle esposizioni come del resto in tutta la sua corposa discografia che, dal 2014, è divenuta costante con la Label di Manfred Eicher, ed il motivo non ha necessità di essere spiegato, specie dopo aver ascoltato ‘Dance of the Elders’, i cui punti di forza sono nell’essenza strutturale e paradigmatica di due brani in particolare: la title track, un astrale lirico e caliginoso, reso magnificamente nella sua interezza estetica dall’accompagnamento di Blade e Colley, e ‘Amelia’, delicata bellissima ballad di una delle più sensibili artiste contemporanee, Joni Mitchell, screziata da gesti chitarristici morbidi e da un’armonia tenue e crepuscolare, pièce da tenere a memoria e da tramandare ai posteri, esempio di quanto lo charme jazzistico, tenuto in debito conto il mainstream, possa divenire vibrante futuro anteriore per le nuove generazioni dei cultori del cordofono. Perderci troppo in parole non sembra il caso. Parafrasando Sören Kierkegaard: l’Arte della Musica può essere capita solo all’Indietro, ma va assolutamente vissuta in Avanti.
Fabrizio Cicarelli, Roma In Jazz
Das in zahlreichen Tourneen zusammengeschweißte Dream-Team, das mittlerweile das frühere Trio mit Larry Grenadier und Jeff Ballard als Working-Band abgelöst hat, präsentiert einmal mehr ein kammermusikalisch anmutendes Kleinod. Drei viertel Stunden lang lässt es sich in angenehmer Ruhe und Schönheit schwelgen, wobei der ästhetische Feinspitz Muthspiel bei genauem Hinhören nicht nur mit seinem sicheren Gespür fürs Melodische zu begeistern vermag, sondern auch mit zahlreichen Raffinessen harmonischer und rhythmischer Art, die dem Wohlklang die dazugehörende Würze verpassen. Colley und Blade verleihen dem rhythmischen Grundgerüst Stabilität und Leichtigkeit zugleich und scheinen selbst vertrackteste Passagen locker aus dem Ärmel zu schütteln. In Muthspiels Spielweise auf der akustischen und elektrischen Gitarre verbinden sich Jazz-, Klassik- und Folk-Elemente zu atmosphärisch angenehmen und emotional ansprechenden Klangbildern und lässigen Grooves, die weit entfernt sind von gitarristischen Eitelkeitsdarbietungen oder schierem Virtuosentum. […] Ein durch und durch gelungenes Album, von Manfred Eicher in gewohnter Weise souverän produziert.
Peter Füssl, Kulturzeitschrift AT
A German reviewer on Frozen Silence by Maciej Obara with Dominik Wania, Ole Morten Vågan and Gard Nilssen
Wieder beeindruckt der Leader Maciej Obara durch seine unbändige Lust an erzählerischem und sehnsuchtsvollem Spiel. ‘Frozen Silence’ ist fraglos wieder ein starkes musikalisches Statement und gleichzeitig die dritte ECM-Veröffentlichung der Musiker […] Obaras Quartett ist ein wirklich besonderes mit einem mehrschichtigen und detailreichen Klang, eine Allianz von höchst individuellen Instrumentalisten, die sich der Gruppenarbeit verschrieben haben und es dabei trotzdem schaffen, Raum für Selbstentfaltung zu finden. Obara schafft mit seinem konzentrierten Altsaxofonklang die Balance zwischen Lyrismus und eruptiven Emotionen. Von Dominik Wania, einem Pianisten mit beeindruckender Technik und klassischem Background, wird er ideal unterstützt.
Herbert Heil, We Got Music
An Austrian reaction to Sinikka Langeland’s new recording Wind And Sun
Mit den zwölf bis zu neun Minuten langen Stücken – jedes für sich eine faszinierende Klanglandschaft – lässt sich einmal mehr tief in diese fremden und dank Langelands Schaffen doch so vertrauten, magischen Sphären eintauchen. Ihre Kompositionen liefern den genialen Soundtrack für diesen außergewöhnlichenTrip – mit ihrer klaren, ausdrucksstarken, von ätherischen Kantilene-Tönen umspielten Stimme im Zentrum und viel Platz für expressive, herzerwärmende Improvisationen von Trygve Seim und Mathias Eick.
Peter Füssl, Kulturzeitschrift AT
More praise for the recording of C.P.E. Bach’s Württemberg Sonatas by Keith Jarrett
Wenn Sie das Gefühl haben, der Alltag wächst Ihnen über den Kopf, hören Sie diese Platte – es schimmert dann doch noch etwas Schönheit durch die Wirren dieser Welt.
Janko Tietz, Der Spiegel
Für eine Klavierversion dieser Qualität sollte es in der Tat Platz in jedem CD-Regal eines Klaviermusik-Enthusiasten geben. Denn Jarrett gelingt es, in seinem Spiel die Transparenz und Schlankheit des Hammerflügel-Tons durchklingen zu lassen, ohne dass sich einem jemals das Gefühl vermittelt, als wollte er dieses auf dem modernen Flügel imitieren. Gleichzeitig spielt er diese Stücke mit soviel Klangsinn und fein nuanciertem Anschlag, dass es eine wahre Freude ist.
Mario-Felix Vogt, Pianist Magazin