27.10.2023 | Reviews of the week
The album Uncle John’s Band by the John Scofield Trio is reviewed in the US, Austria and Germany
Scofield paints a vibrant spectrum of sounds, upholding his inimitable spirit while maintaining a sharp focus and a distinct sense of identity. […] The chemistry of these seasoned musicians is fully realized in this expansive 14-track offering that spans multiple genres. It brings a blend of cover tracks, ranging from Dylan’s ‘Mr. Tambourine Man’ to the Miles Davis classic ‘Budo,’ along with Scofield’s own ingenious compositions. […] In conclusion, ‘Uncle John’s Band’ is an auditory voyage that serves as both a technical showcase and an emotional journey. The album deftly weaves through the very fabrics of jazz, funk, folk, and more, all expertly stitched together by Scofield and his collaborators, Stewart and Archer. Showcasing the trio’s dexterity in crossing stylistic boundaries, the album enriches its collective sound through individual textures, making it greater than the sum of its parts. It’s a record that will leave an enduring impression on listeners with its artistic vision and collaborative spirit, destined to enthrall jazz fans and beyond.
Steven Miller, Sound in Review
Bill Stewart rührt schon seit mehr als dreißig Jahren für ihn die Trommeln, man tickt in denselben Grooves, schwelgt in denselben Melodien und kennt sich bis ins kleinste Detail. Stewart legt zwar die rhythmischen Fundamente, beschränkt sich aber keineswegs auf die Begleitfunktion, sondern demonstriert die hohe Kunst klassischen Time-Keepings im permanenten Dauer-Solo-Modus, gibt Impulse und setzt Akzente. Vicente Archer, der schon seit mehreren Jahren zunehmend Bassist Steve Swallow als Dritten im Bunde (zuletzt 2020 auf dem Album ‘Swallow Tales’) ersetzt, hat sich längst hervorragend in diese Dreier-Konstellation eingespielt und erhält ebenfalls viel Raum für seine gleichermaßen subtilen wie ausdrucksstarken Soli. Die beiden schaffen das ideale musikalische Biotop für John Scofields beseelte Gitarrenläufe, der das Bad in lässig swingenden Grooves liebt, die er durch kleine Energieschübe und reizvolle Experimente aufzufrischen versteht – bis hin zu freien Improvisationen, die aber perfekt in die konventionelleren Parts eingebettet sind. Auf dem Doppelalbum finden sich sieben Stücke aus Scofields Feder, die sein Händchen für schöne Melodien und lockere Atmosphären einmal mehr unter Beweis stellen. Jazz, Rock, Blues, Funk, Folk – Scofield schöpft aus vielen Quellen und veredelt die süffige Melange mit seinem ganz besonderen Aroma. […] . Ein durch und durch exzellentes Album, das beim ersten Durchlauf schon eingängig klingt und bei jedem Durchlauf neue Feinheiten preisgibt.
Peter Füssl, Kulturzeitschrift AT
Er verneigt sich vor dem ’Great American Songbook’, auf das er immer wieder gern zurückgriff […] Vor allem aber bietet er in seinem Trio mit Bassist Vicente Archer und Langzeitbegleiter Bill Stewart am Schlagzeug spielerisch viele Variationen seiner selbst, die von verhaltenem Jam Rock bis zu einer Improvisationsauffassung reichen, die sich dem FreeJazz annähert, ohne jedoch irgendetwas auszuschließen. Kurz, Scofields neues Album ist zumindest auf ihn selbst bezogen das Kompletteste, was er je aufgenommen hat.
Wolf Kampmann, Jazzthing
Durch alle Tracks zieht sich eine emotionale Resonanz. Scofields Gitarrenspiel entfaltet mitunter eine halluzinatorische bis magische Klangklarheit. Von Stewarts Drumming umstandslos vorwärtsgetrieben, von Archer sanft, gleichwohl nachhaltig kommentiert, ergeben sie zusammen Uncle John’s musikalische Erinnerungen. Rückblick und Blick nach vorn zugleich. Ein Hörerlebnis, nicht nur für Scofield-Fans. Unbedingt eine authentische Ergänzung jeder Scofield-Sammlung.
Peter E. Rytz, NRW Jazz-Net
Another German reaction to the album Wind And Sun by Sinikka Langeland
Nach dem schlichten, konzentrierten Soloalbum ‘Wolf Rune’ hat die Sängerin, Komponistin und Kantele-Spielerin Sinikka Langeland diesmal eine Gruppe erstklassiger norwegischer (Jazz-)Musiker um sich versammelt, um den zwölf Tracks ihres neuen Albums Atmosphäre, Tiefe und betörende Klangschattierungen zu verleihen. ‘Wind and Sun’ ist ein beschwörend-raunendes Klangkunstwerk, das von der bewährten ECM-Produktion tief in alle Verästelungen und Klangfarben hinein detailtreu, aber glücklicherweise nicht ‘überbelichtet-glatt’ eingefangen wurde. Langelands Vokalmelodien sind sozusagen der Baumstamm der Songs, während die für ihre weiche, mit Atem spielende Tongebung und vokale Linienführung international bekannten Bläser (Trygve Seim, Saxofon; Mathias Eick, Trompete) feines Ast- und Blattwerk hinzuzaubern.
Langelands Musik verbindet die Quelle alter Volksweisen des sogenannten ‘Finnskogen’, eines Waldgebiets in der Grenzregion zwischen Norwegen und Schweden, mit improvisatorischer Entfaltung. Wo das eine aufhört und das andere beginnt, verschleiern die Musiker. Langeland hat sich forschend so tief in die Tradition der Volksweisen vergraben, dass ihre eigenen Lieder so zeitlos wirken diese. Auf ‘Wind and Sun’ ist Langelands mystische, sich zwischen Ritus und Folklore bewegende Musik inspiriert durch die von Naturbildern durchzogene Lyrik des norwegischen Schriftstellers Jon Fosse.
Tobias Pfleger, Fair Audio
An Italian reviewer on Frozen Silence by Maciej Obara with Dominik Wania, Ole Morten Vågan and Gard Nilssen
Il sound di Obara, fortemente introspettivo e cristallino, intensamente moderno ma con una corrente carsica legata alla classicità jazz, passa, secondo ciò che dichiara lui stesso, dai riferimenti a musicisti free jazz come Bill Dixon (in ‘Black Cauldron’ e in ‘Flying Pixies’) a quelli a compositori classici come Sergej Rachmaninov (in Rainbow Leaves), soprattutto, diremmo noi, si collega all’ispirazione dettata dal feeling di un jazzista di grande spessore emozionale come Charles Lloyd. E anche se il ‘canto’ del quartetto – dalla sontuosa capacità di interazione – può assumere tinte drammatiche, sa sempre trovare un quid, un’essenza, una luce, che gli permettono di superare le preoccupazioni e le dipendenze, per trovare una calma e balsamica atarassia, come mostrano l’eccellente title track e la speranzosa ‘Twilight’.
Raffaello Carabini, Il Spettakolo
German and Italian media on the album Dance of the Elders by Wolfgang Muthspiel with Scott Colley and Brian Blade
Ein Album voller Erinnerungen und Bilder, zerbrechlich, ruhig, nostalgisch und wunderschön. Musik, die dabei mehr als alles andere aus dem Moment geboren ist.
Sarah Seidel, Norddeutscher Rundfunk
La formazione è la stessa del precedente ‘Angular Blues’ (2020) e contiene sette tracce che non fanno rimpiangere quel lavoro lodatissimo dalla critica. Qui il percorso è più meditato e sembra quasi trattenere il proprio senso in un luogo a parte tra una dimensione e l’altra. Il fraseggio sull’acustica è fatto di tocchi, di spezzature, di pause, delicato come il canto di una sirena e altrettanto inafferrabile senza la giusta disposizione. E anche con l’elettrica Muthspiel è colto e raffinato, ma può sembrare in ogni momento ‘volatile’ e fuori posto, è soffice e disteso, ma appare sempre pieno di senso e di prospettive, è sorretto da un’influenza classica e da una logica stringente, ma è così imprevedibile da cambiare il quadro espressivo secondo visuali inattese ed emozionanti.
Raffaello Carabini, Il Spettakolo
The freshly released vinyl re-issue of Keith Jarrett’s legendary Solo Concerts Bremen / Lausanne within the Luminessence series is reviewed on a German website
Bevor er mit dem legendären Köln Concert die Musikwelt verblüffte und begeisterte, spielte der junge Pianist Keith Jarrett im Jahre 1973 zwei Solokonzerte in Bremen und Lausanne ein. Beide Auftritte wurden von den jeweiligen Rundfunkanstalten mitgeschnitten und erschienen noch im gleichen Jahr bei ECM Records. Nun, 50 Jahre später dürfen sich Vinyl-Fans auf eine Wiederveröffentlichung im Rahmen der ECM Luminessence-Reihe freuen, denn die Qualität ist auf allerhöchsten Niveau! […] Von romantischer Melodik über spannungsgeladene Improvisationen hin zum launig-fröhlichen Boogie – die Welt der klassischen Musik vereint mit dem Jazz und folkloristischen Bezügen – all das floss an einem solchen Abend wie dem im Bremer Sendesaal wie selbstverständlich ineinander. […] die Faszination und das Eintauchen in eine geniale Musik bannte alle, die damals dabei waren. Heute gelingt es mit diesen Schallplatten in ähnlichem Maße, denn die Klangqualität vermittelt die Live-Atmosphäre mindestens in musikalischer Hinsicht. Doch das Gefühl, mitten im Konzertsaal zu sitzen und dabei zu sein, rückt angesichts dieser fantastischen Musik beinahe in den Hintergrund. Nicht ohne Grund wurde diese Tripel-LP bei Erstveröffentlichung weltweit mit Preisen überhäuft – dieses Lob hallt auch ein halbes Jahrhundert später nach!
Manfred Krug, Vinyl-fan.de