09.02.2024 | Reviews of the week

Reviews of the week

German reviewers praise the new album Tractus with music by Arvo Pärt

 

Diese Klänge werden aus der Stille der Landschaft geboren, in der sie entsteht. Diese Musik ist die Essenz eines Lebenswerks. Das unterstreicht auch ‘Tractus’, Pärts neue CD bei ECM, seinem Label seit 40 Jahren. […] Die Hingabe jedenfalls, mit der der Dirigent Tonu Kaljuste sich den acht geistlichen Werken Pärts auf dieser CD widmt, die Dichte und Demut seiner Interpretationen, die Zärtlichkeit des Estnischen Philharmonischen Kammerchors – all das klingt wie die Einladung in eine andere Welt. Dorthin, wo es heller ist und freundlicher als hierzulande. […] Kontemplativ, fragend. Und sich seiner Sache doch ganz sicher. Arvo Pärt eben. Fünf Sterne.

Christine Lemke-Matwey, Südwestrundfunk

 

Klang – Stille; mit wenigen Tönen einen Raum schaffen, wie zum Beispiel in seinem Stück ‘Sequentia’ – das ist die Kunst des Arvo Pärt. Seit Jahrzehnten gelingt es dem estnischen Komponisten, die Musikwelt mit seinen Kompositionen zu begeistern. Das neue Pärt-Album von Manfred Eichers Label ECM hat das Zeug, die Begeisterung weiter anzufachen. Tönu Kaljuste, Pärt-Experte seit Jahrzehnten, leitet das Tallinn Chamber Orchestra und den Estonian Philharmonic Chamber Choir. Musikerinnen und Musiker, die mit Arvo Pärt ganz eines Geistes sind. Ruhe – Klang – Intensität. Das Spirituelle ist die zentrale Quelle für Pärts Schaffen. Kaljuste und die Ensembles steigen in diese Sphären auf – indem sie beim Musizieren fest auf dem Boden bleiben. Sie spüren in den Partituren die Klangnuancen auf, formen sie mit schier unerschöpflichen Facetten. Wie beispielsweise im Stück ‘Veni creator’: Die einsetzenden Violinen artikulieren fast jeden Ton anders, während der Chorklang sich federleicht und glockengleich darüberhebt. Diese subtile Farbigkeit, die Kaljuste und seine Ensembles aus Pärts Tönen herauslösen und innig zum Leuchten bringen, verleihen dem Album Magie.

Lazlo Molnar, Bayerischer Rundfunk

More international reactions to the new album CompassionCompassion by Vijay Iyer with Linda May Han Oh and Tyshawn Sorey

 

The jazz trio’s follow-up to 2021’s ‘Uneasy’ is irresistibly listenable, an immersive 66 minutes that exhales a particular aesthetic history even as it pulls on the pain and anxiety of our present. Few pianists vary a theme better than Vijay Iyer, whose new album ‘Compassion’, with bassist Linda May Han Oh and drummer Tyshawn Sorey, flows with the smooth, pathfinding quality of shallow water in a rocky stream. The 52-year-old’s fingers worry over melody: He reconsiders, restates, and repeats phrases as though he hasn’t quite made himself clear. What does Iyer need to tell us so urgently? Motion itself is the message, how life barrels forth during periods of unimaginable struggle. […] ‘Compassion’ never puts us face-to-face with current events. Instead, it builds an imaginative space within the real world, a reverie that begins when you stop cogitating and allow minutes to embark on their unstoppable march. […] To hear the seconds elapse alongside Iyer, Oh, and Sorey—as they braid motifs into something so lifelike that it can outlast hopelessness and cynicism—is a gift, a tool, and a reality check, served up in the hopes that one day all people will have the luxury to sink into their dreaming.

Daniel Felsenthal, Pitchfork

 

Sein Trio, in dem er mit der malayisch-australischen Bassistin Linda May Han Oh und dem amerikanischen Schlagzeuger Tyshawn Sorey spielt, ist eine der großen Dreierformationen des Jazz. Es gibt nur wenige Trios,deren Mitglieder auf einer so feinstofflichen Ebene miteinander kommunizieren. Der virtuose Zuhörer Iyer, der melodietrunkene Drummer Sorey, die Bassistin Oh, die ihr Instrument spielt, als würde sie Satzzeichen setzen. Ob in der großartigen Steve-Wonder-Coverversion ‘Overjoyed’ oder in Iyers eigenen Kompositionen: Die drei Musiker spielen zusammen, als hielten sie telepathisch Kontakt zueinander. Als könnte das freie Gespräch die Probleme der Welt in Schönheit auflösen.

Tobias Rapp, Der Spiegel

 

Pianist/composer Vijay Iyer’s acclaimed 2021 release ‘Uneasy’, the first to showcase his trio featuring bassist Linda May Han Oh and drummer Tyshawn Sorey, was a triumph. The trio’s latest album ‘Compassion’ is just as masterful, highlighting yet another creative leap for Iyer, in league with these two gifted partners. The threesome weaves an incredible tapestry of sound, capturing perfectly the very distinctive nature of this group, with incredible fluency and immersive originality.

Mike Gates, UK Vibe

 

Even considering the limitations of the small-group trio format, Iyer’s pieces never sound shallow or hollow. They have great depth and great depth of emotion. Through an attitude of balance and conscientious teamwork, the trio turns ‘Compassion’ into a stunning work of music and musical skill. Each piece has something to offer—whether a whirling summer storm or a beautiful dusting of snow.

Konstantin N. Rega, Spectrum Culture

 

As a trio, they chug along – alert, focused, devoted – in cherished moments together to weave tapestries of love and devotion. They share fiery chemistry and tender empathy;   mutual inspiration charges the improvised workings of Iyer’s bluesy structures. Their sound rises as arched shapes build on quirky melodic nuggets and fall on briefly reflective tapering codas.

Fred Bouchard, New York City Jazz Record

 

Anders kann eine Aufnahme, die von der Poesie und der Notwendigkeit des Mitgefühls handelt, nicht beginnen: Tyshawn Sorey tupft mit allergrößter Vorsicht die Becken seines Drumsets an, ganz so, als hätte er Angst, dem Metall Leid zuzufügen. Vijay Iyer und Linda May Han Oh hören sich das zunächst in respektvoller Ruhe an, bis sie Sorey dann mit frei fließenden Tonbewegungen auf dem Flügel und dem Kontrabass beistehen. So zart bleibt die Aufnahme freilich nicht: Das Trio bewegt sich kraftvoll und mit einer gewissen Schärfe durch einen Großteil der Stücke, die sich durch die Verwendung krummtaktiger Formeln auszeichnet, wie man sie von einem studierten Mathematiker wie Iyer wohl erwarten kann. Das kann mal so weit gehen, dass die überbordende Polyrhythmik alles zum Stolpern und Auseinanderfallen bringt (etwa in ‘Maelstrom’), oder auch zu einem mutwillig verkomplizierten Hip-Hop-Beat führen (‘Ghostrumental’), auf dessen Grundlage Klavier und Bass gemeinsam ein nonverbales Gedicht rappen. Dabei gerät das große Thema des Albums nie aus dem Blick: So einfühlsam die Drei auf die musikalischen Regungen des jeweils anderen reagieren (vor allem Sorey erweist sich als regelrechter Schlagwerk-Seismograf), so konsequent trägt auch jede Komposition auf ‘Compassion’ einen Aspekt der tief empfundenen Mitmenschlichkeit in sich.

Josef Engels, Rondo

 

Ein kompakt agierendes Trio mit Sinn für komplexe Soundnetze.

Hans-Dieter Grünefeld, Neue MusikZeitung

 

Das Wichtigste vorweg: ‘Compassion’ hält alle Versprechen. Mehr noch: Es übererfüllt die Erwartungen. Die Gründe dafür sind vor allem die hohe emotionale Dichte, die hervorragenden Kompositionen und die Schärfe und Plastizität im Zusammenspiel. Unter den zwölf Stücken sind drei Cover: Stevie Wonders ‘Overjoyed’, ein Tribut an den verstorbenen Chick Corea, sowie ‘Nonaah’ von Roscoe Mitchell, einem seiner großen Mentoren und Stubblefields ‘Free Spirits / Drummer’s Song’, im Original von 1980. Die restlichen Stücke stammen allesamt aus der Feder von Vijay Iyer, der auf diesem Album spürbar mehr Raum miteinkomponiert hat […] Mit diesem Mix aus hoher Komplexität bei gleichzeitiger Leichtigkeit unterscheidet sich dieses Trio deutlich von anderen Piano-Trios.

Sebastian Meißner, Sounds and Books

 

This is about an elite jazz trio as one can assemble today, but Iyer clearly not only understands the firepower at hand but how to best utilize it according to their respective style and strengths. He chooses to have Sorey lead off the titular ‘Compassion’ knowing that the percussionist is a master manipulator of timbre and texture, able to set the tone for this sweeping, classically-inclined song before the pianist hits his first key. Iyer turns the whole piano trio concept on its head for ‘Arch,’ spending the first half of the song placing Oh in the front spot while Iyer lays back with the drums. It couldn’t have possibly so worked well if Oh didn’t have the proficiency to pull that off, but she does, and then some. […] Rarely going far outside, Vijay Iyer continues to pursue his piano trio jazz revolution from within, and he’s winning that pursuit with a persistent creative spark and an inspired rhythm section. ‘Compassion’ is a present-day ECM gem.

Victor S. Aaron, Something Else Reviews

 

La musica esprime una robustezza frenetica e a tratti estatica, vigorosa e sempre proiettata in avanti, che in alcuni momenti si fa furiosa (e sappiamo come dal vivo sappia trasformarsi in calcolata ferocia espressiva): il passaggio centrale in cui si susseguono ‘Maelstrom’, ‘Prelude: Orison’ e ‘Tempest’ ne fa piena fede. (…) Disco che assolutamente vi raccomandiamo, con l’avvertenza di dedicare a esso il tempo che merita, esso svelando – ad ascolti ripetuti – continui spessori e particolari di grande rilievo.

Sandro Cerini, Musica Jazz 

UK and German reactions to the new album Songs Of Fate by Gidon Kremer with the Kremerata Baltica and Vida Miknevičiūtė

 

This austere and uplifting record is imbued with humanity and idealism. I don’t think I ever recommend a new record as essential. This one is.

Norman Lebrecht, My Scena

 

Das Fundament des Albums kreist für Kremer um die Idee des ‘Jüdischseins’. Unter dem Titel ‘Song of Fate’ hat er gemeinsam mit seinem Kammerorchester Kremerata Baltica und der Sopranistin Vida Miknevičiūtė Kompositionen der litauischen Komponisten*innen Raminta Šerkšnytė, Giedrius Kuprevičius und Jëkabs Jančevskis sowie Werke des polnisch-jüdischen Mieczysław Weinberg eingespielt. […] Raminta Šerkšnytė 1975 wird die Komponistin im litauischen Kaunas geboren und gilt mit ihrer komplexen wie expressiven Tonsprache als kraftvolle Klangmalerin der gegenwärtigen Musikszene ihrer Heimat. […] Die vorliegende CD eröffnet mit einer Ersteinspielung der Komposition ‘This too shall pass’ für Violine, Violoncello, Vibraphon und Orchester aus dem Jahr 2021. Thematisiert wird die unausweichliche Vergänglichkeit alles Irdischen in einer erbarmungslos verrinnenden Zeit. Die Violine spielt in einer expressiven Kantilene über einer sich kontinuierlich insistierenden Vibraphonstimme, während das Violoncello immer wieder wehmütig das Geschehen aufgreift. Zu erleben ist ein hoch poetisches Stimmengeflecht, das dank der äußerst feinnervigen Interpretation unmittelbar berührt. […] . Für das Album ‘Songs of Fate’ hat Kremer die lyrische Seite Weinbergs mit bislang weniger bekannten Werken seines Schaffens in den Blick genommen. Den Anfang macht ein ‘Nocturne’ für Violine solo und Streichorchester von 1948. Besonders berührend sind die, als erste Werke Weinbergs gedruckten ’Jüdischen Lieder’ op.13, 1943 kurz vor seiner Flucht aus Warschau nach Minsk vollendet. Sie basieren auf Texten des polnisch-jüdischen Dichters Yitskhok Leybush Peretz in jiddischer Sprache, hier mit der eindringlichen wie abwechslungsreichen Sopranstimme von Vida Miknevičiūtė unter die Haut kriechend.

Yvonne Petitpierre, Deutschlandfunk

 

Ein starkes Hörerlebnis von außerordentlich hohem Rang. Dieses entsteht auch aus historischen Entwicklungen und traumatischen Erfahrungen, in denen der kompositorische Reichtum seine Wurzeln hat. Die Auswahl von in der Sowjetunion missliebigen Werken und baltischen Neuschöpfungen ist von zeitloser Schönheit und großer, weil verhaltener Eindringlichkeit. Die jüngere Generation baltischer Komponisten zeigt eine kreative Neigung zum Spirituellen, welche hier durch die vor 26 Jahren gegründete Kremerata Baltica zu dichtem und substanziellem Klang wird.

Roland H. Dippel, Concerti

The new duo album Touch of Time by Arve Henriksen and Harmen Fraanje is reviewed in a German music monthly

 

Die beiden Norweger stellen sich in den Dienst purer Schönheit, die wie in Zeitlupe aufs Ohr wirkt und sich von dort wie ein wohltuender Kräutertee im Körper ausbreitet. Henriksens und Fraanjes sehr zurückhaltend mit Electronics angereicherte Musik ist in jeder Hinsicht ein Labsal – für Kopf und Bauch, Vergangenheit und Zukunft.

Wolf Kampmann, Eclipsed

The album The Blue Land by the Matthieu Bordenave is reviewed  in US, UK and German media

 

It is a great moment when we can eavesdrop on one ECM’s unchallenged triumphs. And that, in a nutshell, is what ‘The Blue Land’ is.

Mike Jurkovic, All About Jazz

 

For this gently challenging, quietly evocative and engrossing follow-up of his ECM-leader-debut ‘La traversée’, French saxophonist Matthieu Bordenave expands his trio of German pianist Florian Weber and French bassist Patrice Moret with the unique sensibilities of drummer James Maddren, whose deft touch and unrelenting pulse adds a perfect counterpoint to the group’s already idiosyncratic sound. Bordenave’s music is often meditative, yet with a flow of energy that moves gracefully from the centre to the surface as the quartet connect and invent from subtle melodies to expressive improv […] The nuanced musical spectrum between the preconceived and the completely free works very well throughout this recording, with the quartet successfully bridging the gap between chamber-jazz dynamics and contemporary, meditative ruminations.

Mike Gates, UK Vibe

 

Als würden vier gleich gestimmte Lyriker gemeinsam Gedichte schreiben, so behutsam assoziativ und sich ergänzend wirken die neun von einem Quartett unter Führung des französischen Wahlmünchners Matthieu Bordenave formulierten Tonpoeme. Auf die melodischen Ideen des Saxofonisten, abwechslend am Tenor und  Sopran mit hoher Klangsensibilität entwickelt, reagieren Klavier, Bass und Schlagzeug überaus aufmerksam, melodische Kontrapunkte und harmonische Rahmungen vorschlagend oder rhythmische Reizpunkte setzend. […] Und ähnlich wie geschriebene Lyrik öffnet diese so ätherische wie gravitätische, mal rätselhafte, mal berührende Seelenmusik beim Hören weite Assoziationsräume.

Reinhold Unger, Münchner Merkur

The live album Strands by Palle Mikkelborg, Jakob Bro and Marilyn Mazur excites Italian reviewers

 

Un’assoluta pacatezza di tono e riempimento degli spazi contrassegna questo lavoro a tripla firma, il cui sottotitolo recita ‘Live at the Danish Radio Concert Hall’. Danesi sono in effetti tutti e tre i suoi firmatari, con uno scarto anagrafico della bellezza di trentasette anni (Mikkelborg è del 1941, Bro del 1978, con la percussionista in posizione grosso modo intermedia), per un’opera la cui dimensione live ci fa immaginare, proprio in virtù di quanto detto, spazi riempiti da movimenti a loro volta minimi, pochi schizzi, poche pennellate, in un clima quasi sacrale, di un ritualismo e una solennità assolutamente asciutti, di una pudicizia espressiva quasi ritrosa, nonché – va da sé – elegantissima.

Alberto Bazzurro, Musica Jazz

 

Se il fine è quello di raggiungere l’essenziale, da questo punto di vista possiamo considerare esemplare questo lavoro ECM Records – ‘Strands’, un live registrato nella sala-concerto della Radio Danese – dell’ottantaduenne trombettista e flicornista danese Palle Mikkelborg che, insieme a Marilyn Mazur alle percussioni e Jakob Bro alla chitarra, costituisce un trio in cerca di coerenza artistica e poetica che scandaglia il fondo dell’anima per intravedere qualcosa di più di un semplice bagliore di luce.

Riccardo Talamazzi, Offtopic Magazine

A US reviewer on the piano solo album Call On The Old Wise by Nitai Hershkovits

 

The format is unusual, with 18 short tracks of solo piano, mostly improvised. The ambience is inward and searching. As his thoughts and feelings flow, Hershkovits again and again comes upon unfamiliar iterations of beauty. The format imposes its own limitations; five tracks are under two minutes and six more are under three. Sometimes these miniatures only have space for one idea, one gesture. But they never sound random or slight. From free air – in the moment – Hershkovits snatches complete songs.

Thomas Conrad, Stereophile

Current Concerts
& Events

Dominic Miller is playing almost 50 concerts across the globe in the cominig months

John Scofield and his trio are performing in the US and Asia in April and June. Throughout the year, more solo and quartet concerts are scheduled.

Fred Hersch is touring in support of his piano solo album 'Silent, Listening'