24.01.2025 | Reviews of the week

Reviews of the Week

The new album Spindrift by Benjamin Lackner with Mathias Eick, Mark Turner, Linda My Han Oh and Matthieu Chazarenc is welcomed by reviewers in the UK, the US, Switzerland and Germany

 

Breathily wistful, bass-embroidered film-noirish melodies mingle with headlong tenor/trumpet contrapuntal passages, and sleek and sparing piano improv.

John Fordham, The Guardian

 

The brevity of the tracks means that the elegant melodic ideas are not stretched beyond their limits and consequently have a satisfying wholeness. Lackner invests a great deal in Turner and Eick, their compatibility is at the heart of the music. The pleasure—and it is considerable—that can be gained from this music emanates from Lackner’s writing as it explores the inherent lyricism of Turner and Eick with their complementary approaches. The writing softens the gap between the written notes and the improvisation so that it is often difficult to ascertain where one shades into the other. The solos rise completely naturally out of the writing. There is a shared vision of restrained music, rising and flowing with fluent grace. This is a jazz equivalent of chamber music. […] The recording at La Buissonne Studios at Pernes les Fontaines has the stillness, depth and clarity that this music needs.

Jack Kenny, All About Jazz

 

There is a synergy in these performances that manifests itself in different ways. Firstly, there is there the empathetic relationship between the two horns whose different yet equally distinctive voices blend together so seamlessly; an ensemble in their own right if you will. Then there is the synergy between the dualism of tenor and trumpet and the rhythm section with the interweaving of musical ideas that can dart between the two entities at will. […] With ‘Spindrift’, Benjamin Lackner has not just made an excellent album but also a major personal statement that speaks volumes for him as a composer and orchestrator for jazz quintet.

Nick Lea, Jazz Views

 

The Tunes are very melodic and the album is extremely accessible in a taut rather than indulgently laidback softly melancholic way. Lackner doesn’t showboat at all in his soloing and is very less is more. […] You could call it dreamjazz if you like to use a term coined by the critic Paul Morley when the much missed ‘Observer Music Monthly’ was around which is as good a description as any. It’s essentially acoustic chamber jazz that does not ramp up to the tempo of anything approaching a frenetic pace and is about the mysterious often conflicting interiors of emotion radical somehow in its verisimilitude.

Stephen Graham, Marlbank

 

Die zehn tatsächlich vorwiegend behutsam ‘lyrischen’ Stücke von ‘Spindrift’ stammen (bis auf eines von Chazarenc) von Lackner. Solistisch inzensiert sich der allerdings keineswegs selbst. Im Gegenteil, manchmal bringt er sich fast zum Verschwinden und überlässt das Feld den beiden coolen, eindringlichen, ungemein flexibel mal im Einklang fliessenden, mal sich umrankenden Bläsern. Die suchen ihrerseits nicht solistisch extravagante Flüge. Sie denken Lackners oft dunkel schimmernde Kompositionen weiter, ohne Scheu vor gelegentlichem Wohlklang. Zuweilen ist kaum auszumachen, was hier geschrieben, was improvisiert ist. Am Ende hinterlässt uns dieses Album mit seiner strahlenden Melancholie in einem meditativen Nachhall. Als wäre sein Ziel die Stille danach.

Peter Rüedi, Weltwoche

 

‘Spindrift’ lebt von einer Gemeinschaftlichkeit der Akteure, von einer musikalischen Bruderschaft, ohne dass dabei einer der Instrumentalisten seine Individualität hätte aufgeben müssen, oder aus diesem lyrischen Ensembleklang ausgeschert wäre. Das liegt, neben der charismatischen Spontanität an der immensen Offenheit jedes einzelnen Spielers gegenüber seinem Nebenmann. So entsteht ein in sich geschlossenes, aber doch nonkonformistisches Klangbild, das von einer außergewöhnlichen, stillen Leidenschaft getrieben scheint. Grundlage hierfür bilden neun Kompositionen aus der Feder des deutsch-amerikanischen Pianisten Benjamin Lackner. […] Lackner konnte mit seiner absoluten Wunschbesetzung aufnehmen, zu der Mathias Eick (Trompete), Mark Turner (Saxophon), Linda May Han Oh (Bass) und Matthieu Chazarenc gehören. Sie alle beleben die Aufnahmen mit der Kraft außergewöhnlicher Poesie, mit einer Intensität offenkundiger Würde, der Inspiriertheit melodischer Impressionen. Die aufeinander abgestimmten, weiten Themenbögen der beiden Bläser stehen dabei überwiegend im Mittelpunkt der Aufnahmen. Der brüchige, elegische Sound des Norwegers Eicks und das sonore Tenor des Amerikaners Turner beschwören eine sehnsüchtige Atmosphäre. Es sind mal mehr, mal weniger temperamentvolle Schwaden berührender Hymnen, die eine atmende Ruhe vermitteln und dabei von der Rhythmuscrew aufgrund der stimmigen Dynamik sanft wie selbstlos getragen werden.

Jörg Konrad, Kultkomplott

 

Maßgeblich für die Stimmigkeit dieser Einspielung ist vor allem die Chemie zwischen den beiden Bläsern: Wie Matthias Eick und Mark Turner sich kontrapunktisch umspielen, in solistischem Frage-und-Antwort-Spiel ergänzen und kontrastieren, lässt die eher impressionistischen Farben des deutsch-amerikanischen Jazzmusikers Benjamin ‘Benny’ Lackner immer wieder intensiv aufleuchten. Das ergibt ein wohlklingendes, aber durchaus spannungsreiches Hörerlebnis, kontemplativ in der Grundstimmung, aber auch mit immer wieder expressiv genutztem Steigerungspotenzial.

Reinhold Unger, Münchner Merkur

 

Le lyrisme intemporel de Benjamin Lackner […] Les dix titres composés par Benjamin Lackner ( sauf 1 signé par le batteur) sont mis en valeur par deux soufflants remarquablement complémentaires et une section rythmique légère et avisée. De subtiles fanfares rencontrent un lyrisme contemplatif dans un programme qui préfère mettre en avant la puissance mélodique et l’interaction de groupe plutôt que la performance. Un album d’une grande subtilité à se mettre entre les deux oreilles, au calme comme on le ferait d’une musique de chambre.

Catherine Carette, Radio France

A German daily paper on Anja Lechner’s solo recording with works by Bach, Abel and Hume

 

Hume, ein schottischer Komponist, der wohl während vieler seiner Lebensjahre im Hauptberuf Soldat im Dreißigjährigen Krieg war wird keineswegs als eine Art Bach- oder Purcell-Vorläufer besserwisserisch verhandelt. Anja Lechner feiert seine zuweilen übermütige, manchmal scheinbar im Widerspruch dazu melancholisch Feierlichkeit und seine weite, widerspruchsreiche emotionale Welt als Gegenstand einer höchst individuellen Musiksprache, und sie sucht keine zeittypischen Stempel dafür. Die klanglichen Gestaltungsweisen, die agogischen Freiheiten, die sie Hume (oder sich) gestattet, ihre dynamische Detailfreude legen eine raffinierte Rhetorik frei und eine Melodieführung und Rhythmus-Konzeption, die gern überraschen. Dass es sich hier um Kompositionen für die Gambe handeln muss, erkennt man an subtilen Qualitäten wie Tongebung und Spielhaltung.

Carl Friedrich Abel, der 1723 in Köthen im heutigen Sachsen-Anhalt geboren wurde und 1787 in London starb, war einer der letzten großen Gamben-Virtuosen der Musikgeschichte. Sein Vater übrigens gehörte zu Bachs Köthener Hofkapelle. Da während seiner professionellen Zeit das Violoncello sich von der Vorherrschaft der Gambe löste, kann man seine beiden Stücke auf dem Album – ein Arpeggio und ein Adagio, beide in d-Moll – als instrumentell weniger festgelegt begreifen. Das tut Anja Lechner auch. Gerade ihre reiche Erfahrung in der historisch informierten Aufführungspraxis hat sie gelehrt, dass es weniger auf das historisch korrekt gewählte Instrument ankommt als auf die Spielweise und die spezifische Art der Bewegtheit. Und dann Bachs Suiten für Violoncello solo. Vom ersten Takt an löst sich die Frage, ob Gambe oder Cello, buchstäblich auf in Wohlgefallen. Anja Lechner macht keine Virtuosinnen-Show, sondern nähert sich Bach mit großem Ernst und tiefer Bescheidenheit. Sie ist in der Lage, die feinen Bögen der Sangesweisen und die subtilen Verzierungstechniken der Gambe diskret in ihre Artikulationen am Cello einzubinden. So ist, in dieser Auffassung, Bachs Musik einmal mehr als universell gestaltet, die sich von der konkreten Wahl der Instrumentation befreit hat.

Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau

The freshly released album Preludes and Songs by Francois Couturier and Dominique Pifarély gets acclaim in the UK and France

 

Music of rare beauty, paying scant regard to genre as the duo flit between classical, jazz and new music. This is done with such ease that it is almost impossible to decipher what is improvised, remembered melodies or notated scores. […] This love of melody is heard throughout this splendid album, and perhaps no more so on a magnificent reading of ‘La chanson des vieux amants’ by Jacques Brel and the closing ‘I Loves you Porgy’ in which the duo luxuriates in Gershwin’s composition. With music of such quality from Couturier and Pifarély on ‘Preludes and Songs’, let us hope that the pair do not envisage another extended passage of time before entering the recording studios again.

Nick Lea, Jazz Views

 

Un duo de géants discrets, deux musiciens incontournables depuis des décennies qui jamais ne se laissent aller à la facilité, cela donne forcément, quand ils se rencontrent, un disque indispensable. […] leurs voix se parlent et s’entremêlent au service des thèmes jouès avec l’expressive humanité qui les caractérise. Leur passé musical commun est tel que rien ne s’oppose à l’alchimie, que rien n’interfère avec leur désir d’absolue beauté. Sur leur chemin d’improvisation, les notes nées du silence produisent les plus douces vibrations mélodiques qui soient, enveloppent l’auiteur, le protègent des vicissitudes, de la fadeur, le livrent à l’harmonie, à la profondeur poétique, au chant. […] L’intimité du duo est convoquée sans fard, mais avec une pudeur necessaire, celle qui laisse à l’auditeur son droit à l’imagination.

Yves Dorison, Culture Jazz

Taking Turns by Jakob Bro with Lee Konitz, Bill Frisell, Jason Moran, Thomas Morgan and Andrew Cyrille is hailed by media in the UK, the US, Germany and Belgium

 

The combination of sax, two guitars, piano, bass and drums is unusual and, with rhythmic orthodoxy set aside, unusually fraught. But sensitive musicianship avoids clutter. Bro and fellow guitarist Bill Frisell craft resonant textures, pianist Jason Moran adds jangly left-field edge and sax dives in while bass and drums swirl below. The all-original set begins with a clear guitar melody, spacious Thomas Morgan double bass and piano trilling gently underneath. As ‘Black Is All Colours at Once’ gently unfolds, wistful sax tantalises amid shimmers of guitar and a quiet rumble of piano adds depth. The downbeat melody of ‘Haiti’ comes next, with Konitz on soprano saxophone, followed by the light-touch ensemble interplay of ‘Milford Sound’. Drummer Andrew Cyrille supports both pieces with a broken-beat pulse. Bro’s straightforward melodies and slowly unfolding harmonies allow the music to flow freely and give musicians the space to interact.

Mike Hobart, Financial Times

 

‘Taking Turns’ has an elegiac air. The tempos tend toward the slow, the rhythms blur and float, and the melodies often cohere tangentially, as passing thoughts rather than statements. Konitz, always known for his casually deliberate phrasing and profoundly mellow tone, seems especially languorous here, with his firmly fluttering lines reveling in their peculiar asymmetrical tenderness. Konitz’s style has the assurance of lifelong experience, moving in slowly unfurling waves of quiet intuition. Bro and Konitz had worked together before, on three albums released on Bro’s own label, and their rapport can be felt – tracks like opener ‘Black Is All Colors at Once’ and the relatively brief ‘Aarhus’ wander and wind, but not aimlessly. Konitz approaches Bro’s compositions from a slant, arranging his melodies in tangents and asides that complement the rhythm section’s iridescent patterns while also standing apart from them. […] ‘Taking Turns’ is an album that glides, its many pieces interlocking in one sinuous motion that belies the process’s underlying complexity. […] ‘Taking Turns’ is a small miracle of spontaneous planning, planned spontaneity and, pulling it all together, exceptionally flexible composition, be it written down or entirely off-the-cuff. […] its power and delicacy show several masters’ work and provide one legend with a fitting send-off, however unintentional.

Reed Jackson, Spectrum Culture

 

Alle sechs verzaubern mit der Magie der leisen, sorgsam gesetzten Töne, deren Nachklingen in den Zwischenräumen zu den nächsten Tönen und der Entwicklung zarter, dank ihrer Gelassenheit  faszinierender Melodien. Alles bleibt in der Schwebe, entwickelt sich, fügt sich zusammen, bleibt transparent und wurde sensibel eingefangen.

Werner Stiefele, Audio Stereoplay (‘Jazz album of the month’)

 

A Lee Konitz, lyrique, sensual, poétique. Aux autres, frais et inventifs. Ce sont des atmosphères, des espaces, des fragments, des chemins à explorer, des rêves aériens. Le sextet est solidaire […] et c’est ça qui donne à la musique de Bro &  Co cet aspect envoûtant qui enveloppe, étreint, émeut.

Jean-Claude Vantroyen, Le Soir

The live album The Old Country by Keith Jarrett with Gary Peacock and Paul Motian is reviewed in a Swiss music magazine

 

Es mag an der Setlist dieses mythischen Abends gelegen haben, die meisten Stücke mit Ursprung im Blues, die der Pianist an diesem Abend im September 1992 unterstützt von Peacock und Motian über weite Strecken straight ahead interpretierte – für einmal war hier ein Jarrett zu hören, der sich dem bekannten Liedgut unterzuordnen schien und dabei für einmal ziemlich unprätentiös – fast schon nahbar – wirkte. Exakt dreissig Jahre später erscheint nun der zweite Teil der Aufnahmen […] Erst beide Veröffentlichungen zusammen ergeben das vollständige Bild des Jarrett, wie er damals am Flügel saß, was die neu veröffentlichten Aufnahmen zu einem unbedingt hörenswerten Teil jenes Abends macht.

Christof Thurnherr, Jazz’n’More

A Swiss reaction to the album Transylvanian Dance by Lucian Ban and Mat Maneri

 

Nachdem bereits die CDS ‘Transylvanian Concert’ (2013) und ‘Transylvanian Folk Songs’ (2020)  stark von Béla Bartóks Feldaufnahmen beeinflusst waren, hat das Duo Ban Maneri nun  mit der Neuerscheinung ‘Transylvanian Dance’ eine stimmige Mitte gefunden  zwischen offener Kammermusik und Folklore. Dabei geht es nicht um die Darbietung der ursprünglichen Melodien. Vielmehr lassen sich die zwei von Details und Stimmungen anregen. Der ‘Romanian Folk Dance’ ist ein schönes Beispiel für die Free-Jazz-beeinflusste Weiterentwicklung und man fühlt sich auch an moderne Komponisten wie György Ligeti erinnert. Dass die zwei ihre Aufnahmen häufig live machen, ist ein zusätzlicher Gewinn. ‘Tansylvanian Dance’ ist 2022 im Rahmen des Projekts ‘Retracing Bartók’ in Timisoara aufgenommen worden.

Jörg Solothurnmann, Jazz’n’more

A UK music monthly on Yuuko Shiokawa and Sir Andras Schiff’s recording of works by Johannes Brahms and Robert Schumann

 

There’s a special feeling of intimacy and mutual understanding in Yuuko Shiokawa and András Schiff’s music-making – not surprising given they’re also life partners – that makes their relatively rare appearances together on records particularly valuable.  Here, in the opening ‘Vivace ma non troppo’ of Brahm’s G major Sonata they navigate the movement’s emotional ebb and flow with assurance, sensitivity and  a palpable sense of unified purpose. […] The duo illuminate details in the ‘Adagio’ as well. I’d never quite noticed, for example, how the deep sighs of of the violin’s entrance  are echoed as th central funeral march (played here with something near despair) recedes into the distance at 3’09”. […] I certainly appreciate the light touch Shiokawa and Schiff bring to Schumann’s interpretatively tricky D minor Sonata, and I was pleased to feel the spirit of Mendelssohn hovering over the work. They also do a marvelous job of holding the first movement together […] ECM’s recordings, made in Lugano in 2025 (Brahms) and 2019 (Schumann), are pleasingly resonant and nicely balanced.

Andrew Farach-Colton, Gramophone

The new recording of Ludwig van Beethoven’s Piano Concertos by Alexander Lonquich with the Münchener Kammerorchester convinces a German reviewer

 

Alexander Lonquich spielt die Klavierkonzerte von Mozart und Beethoven schon lange ohne Dirigent. Als ihre eigenen Interpreten haben die Komponisten das bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts so gehalten. Man braucht ein waches Orchester dazu, eines, das wie in der Kammermusik mit Reflexen auf Impulse reagiert, aber auch bereit ist, selbst Impulse zu setzen und die Reflxe darauf wahrzunehmen. Das Münchner Kammerorchester macht das. So entstand nicht ‘noch eine’ Aufnahme der fünf Klavierkonzerte von Beethoven, sondern eine besondere. […] Lonquich tritt mit einem modernen Flügel dazu, dicht verzahnt er sich mit dem Orchester. Da setzt sich Energie frei wie bei der chemischen Reaktion zweier Elemente. Wenige Pianisten phrasieren so sprechend, noch weniger haben so viel zu Beethoven zu sagen.

Heinz Gelking, Image Hifi

The album Samares by the Colin Vallon Trio is acclaimed in a Swiss music magazine

 

Mit vielsagenden Titeln erzählen die neun Tracks Colin Vallons ohne Furor, aber eindringlich ihre Geschichten, unaufgeregt, rhythmisch und klanglich reich nuanciert und ässerst lebendig. Jeder Song umkreist eine intrinsische Botschaft – ein unpathetischer, hoffnungsvoll-nachdenklicher Appell, eine Erinnerung an das Aufgehende, Wachsende, Gute, an die Natur? Starke Musik! […] Auf ‘Sares’ bewegen sich Colin Vallon, Patrice Moret und Julian Sartorius als subtiles, gleichschenkliges Dreieck so gelöst und in spannungsvollem Einklang miteinander, dass ihre Musik zwar selbstverständlich, gleichzeitig jedoch auch geheimnisvoll wirkt und daraus in jeder Sequenz, in jedem Takt und mit jeder Note Magie entsteht.

Steff Rohrbach, Jazz’n’more

A German music magazine on the vinyl-reissue of Marilyn Crispell’s album Amaryllis within the Luminessence-series

 

Wie die elegante, zurückhaltende Schönheit der namensgebenden Blumengattung erblüht auch diese Musik. Crispell spielt das Klavier mit zarter Behutsamkeit und zurückgenommener Präsenz. Peacock und Motian erschaffen ein stabiles, aber doch völlig eigenständiges melodisch-rhytmisches Grundgerüst jenseits aller berechenbaren Gradlinigkeit. Das Trio spielt und improvisiert in tiefer Kommunikation miteinander eine innerlich freie Musik ohne atonale Aufschreie. ‘Amaryllis’ strahlt eine Atmosphäre der kontemplativen Ruhe und Kontemplation aus, zwischen berührender Melancholie und lockerer Spannung.

York Schaefer, Jazzthetik

Early reactions to the vinyl-reissue of Freigeweht by Rainer Brüninghaus within the Luminessence series

 

Originally released in 1981, Rainer Brüninghaus’ debut as band-leader for ECM, and now reissued as part of the label’s ongoing Luminessence audiophile series, ‘Freigeweht’ serves to remind us what a highly original and idiosyncratic sound sculptor the German keys maestro truly was. Accompanied by ECM stalwarts Kenny Wheeler on flugelhorn and drummer Jon Christensen as well as oboist Brynjar Hoff, this stunning album may not be as well known as some of the other Luminessence releases, but it is a true classic nonetheless. […] In true ECM style, it was Manfred Eicher who suggested to Brüninghaus the idea of producing an album with the inclusion of Kenny Wheeler and Jon Christensen. To say that this inspired idea works well is most definitely an understatement. Wheeler’s crystalline and melodic playing is a perfect match for the six Brüninghaus compositions presented on this album. Jon Christensen adds excellent percussive accompaniment and the inclusion of Brynjar Hoff’s oboe and English horn adds depth and harmony. […] It’s a stunning album all round, and with the reflection that the passing years have given us, not only one of the best from that era, but also one of the most wonderfully executed performances from Kenny Wheeler. This audiophile reissue is exemplary in every way. Cut from the original masters, the sound quality is simply stunning. Presented in tip-on gatefold sleeve, the newly designed packaging features original artwork plus very well written and illuminating liner notes by Friedrich Kunzmann. It’s a veritable work of art.

Mike Gates, UK Vibe

 

Das minimal gehaltene Cover ziert eine Reihe von drei Fotos einer Papiertüte im Wind, eingefrorene zufällige Bewegungen, ausgeleuchtet in dramatischem Kontrast – das grelle Orange der Tüte gegen das strahlende Blau des Horizonts. Die Luftigkeit, die Transparenz kennzeichnet auch den Sound auf dieser Platte, eingespielt in einer recht ungewöhnlichen Quartettbesetzung. der kanadisch-britische Kenny Wheeler an Trompete und Flügelhorn und der Norweger Brynjar Hoff an Oboe und Englischhorn. Er war damals der erste Oboist des Osloer Sinfonieorchesters – eine Idee von ECM-Produzent Manfred Eicher, der in seiner langen Produzentenkarriere immer wieder solche kammermusikalischen Besetzungen angeregt hat, zuletzt zum Beispiel ‘Imaginary Cycle’ des Pianisten und WDR Jazzpreisträgers Florian Weber. Auf ‘Freigeweht’ sind die Arpeggios und die stehenden Klangflächen des Synthesizers die Grundierung, über der sich dramatische Soli entfalten, etwa im Titelstück ‘Freigeweht’, in voller Länge 12 Minuten über ein unverändertes kleines Pattern am Synthesizer – darüber Kenny Wheelers Trompete im engen Dialog mit Jon Christensens treibendem Schlagzeug. […] Am 24. Januar erscheint eine Vinyl-Neuauflage dieses Albums. Impressionistische Harmonien und die luftigen Figuren der Minimal Music prägen Rainer Brüninghaus‘ Kompositionen auf dieser Platte. Mithilfe des Overdubverfahrens kommt seine orchestrale Klangpalette zu Gehör: die Ostinati und Flächen der Synthesizer, fast wie  kleine Streicher- oder Flötensektionen , und sein hoch differenziertes Klavierspiel, in dem die einzelnen Noten auch in schnellen Läufen scharf definiert sind. Für den entscheidenden Antrieb dieser basslosen Kammerbesetzung sorgt der norwegische Schlagzeuger Jon Christensen.

Niklas Wandt, Westdeutscher Rundfunk