07.04.2023 | Reviews of the week
UK and German reactions to Sir András Schiff’s recording of music by J.S. Bach on the Clavichord
The case is made both academically, but even more significantly musically, for the use of clavichord in this repertoire. The modern replica instrument sounds splendid, and Andras Schiff’s playing is revelatory.
Martin Cullingford, Gramophone (Editor’s choice)
Das Clavichord war Johann Sebastian Bachs bevorzugtes Instrument. Es klingt filigran und sanft, muss getragen gespielt werden. András Schiff ist begeistert. Wer sich eingehört hat, wird belohnt, sagt er: ‘Es tut sich eine neue Welt auf, eine Oase mitten in unserer lärmigen Welt.’ So ist es.
Thomas Kunze, Hörzu
A German reviewer on the new recording of works by Bartók, Casken and Beethoven played by Thomas Zehetmair, Ruth Killius and the Royal Northern Sinfonia
Es beginnt mit dem auratisch intimen, für Zehetmair und seine Frau, die Bratschistin Ruth Killius, geschriebenen Doppelkonzert von John Casken, geht weiter mit dem von Killius betörend expressiv musizierten Bratschenkonzert Béla Bartóks und endet mit einer hochdramatisch angelegten, in einem triumphalen Finale mündenden fünften Sinfonie von Beethoven. Die Livespannung dieser Aufnahme ist dabei jederzeit spürbar, das Orchester agiert brillant, Zehetmair und Killius spielen, als ginge es um ihr Leben.
Frank Armbruster, Concerti
Praise from Switzerland and France for the album Sphere by the Bobo Stenson Trio
Bobo Stenson ist mit seinen langjährigen Partnern, dem Bassisten Anders Jormin und dem Schlagzeuger Jon Fält, eine Einmaligkeit. Allein mit seinem Feingefühl, seiner Diskretion und einer sich um jede Phrasierung sorgenden Anschlagskultur, ferner mit dem Fluss der Synergien im kollektiven Dreieck hat Stenson einen unverwechselbaren Werkkörper jenseits der im weiteren Sinne verwandten Klangsprache von Bill Evans, Keith Jarrett oder auch Paul Bley geschaffen – im harmonisch abgeschatteten, vieldeutig gleitenden Bereich, aber auch mit leuchtend dagegengesetzten Melodielinien.
Peter Rüedi, Weltwoche
Habitué du label ECM depuis 1974, le pianiste suédois signe avec ‘Sphere’ le témoignage de vagabondage toujours aussi singuliers […] un voyage immersif aux mélodies et textures riches de subtiles variations. […] le trio offre une musique profondément intimiste […] De plages en plages, on se laisse captiver par ces développements harmoniques et délicates échappées improvisées. […] le jeu de Stenson: sensible, clair, son phrasé au lyrisme et à l’élégance tranquille prend le temps d’écloire, d’explorer, d’interagir en symbiose quasiment clanique avec ses partenaires. […] Un trio majeur à son sommet.
Jean-Pierre Vidal, Jazz Magazine
The solo album At First Light by Ralph Towner gets acclaim on both sides of the Atlantic
It’s albums like this that make you fall in love with both acoustic guitars and ECM Records. Playing classical guitar, Ralph Towner plays with the wisdom of Geppetto as he carves living beings out of wood on this album of eleven solo pieces. Only a master like Towner can use silence as a sound so well, as on the patiently lyrical take of ‘Danny Boy’, the romantic ‘Argentinian Nights’ and the ebullient ‘Flow’. There’s a playful cadence to ‘Ubi Sunt’ and joy reflected on ‘Little Old Lady’. Intimate, quiet and completely at ease within its own skin.
George W. Harris, Jazz Weekly
Un fascinant jeu de miroirs… […] L’épure est plus que totale, les notes se détachent comme des pétales de rose mais jamais ‘At First Light’ ne fleure l’album-testament ou le recueil crépusculaire. Ily a même une sorte de fraîcheur dans ce disque qui raconte beaucoup de choses.
Marc Zisman, Jazz News
Harmonien, Rhythmen, Melodien, Saiten zum Schwingen bringen – es ist Ralph Towners ganz eigene Klangsprache, wie ein faszinierendes Land, das man besucht, im ersten sanften Morgenlicht, oder – wenn es ein Innenraum wäre – eine lichtdurchflutete Bibliothek eines reichen Musikerlebens […] Dieses Soloalbum gibt Ralph Towner alle Freiheiten, sich durch seine Einflüsse hindurch zu arbeiten und sie feinsinnig in die Gegenwart zu holen. ‘At First Light’ zeigt einen legendären amerikanischen Musiker, der Jazzgeschichte mit geschrieben hat (oft beim deutschen Label ECM), auf der Höhe seines Schaffens. Und wie schafft Ralph Towner es nur, das Morgenlicht in seiner Musik zu transportieren, so dass dieses komplex meisterhafte Werk den Moment tatsächlich aufhellt?
Mauretta Heinzelmann, Norddeutscher Rundfunk
Neben seinen eigenen Stücken spielt Towner auch Hoagy Carmichaels ‘Little Old Lady’, Jule Stynes ’Make Someone Happy’ und die traditionelle Melodie ‘Danny Boy’. Das letzte Stück heißt ’Empty Stage’ – leere Bühne. Es wirkt wie eine Improvisation, fast immer einstimmig, der letzte Gesang auf sechs Saiten. Da spielt einer, dessen Publikum schon gegangen ist und der noch einmal hinaus in den Saal geht, um seinen eigenen Tönen nachzulauschen. Und weil es das Auditorio Stelio Molo in Lugano ist, wird Towner das pure Glück genossen haben. Es überträgt sich beim Hören auf jeden von uns.
Wolfram Goertz, Rheinische Post
Towner vereint Inspirationen aus der Klassik, dem Jazz und Klänge aus anderen Kulturen zu einer eigenen musikalischen Ausdrucksform. Auf dem neuen Opus ’At First Light’ stellt er auf der klassischen Gitarre solo überwiegend eigene Themen vor, die, wie ’Ubi sunt’, reich an filigranen Melodien sind. Sogar das Traditional ‘Danny Boy’ klingt nach Towners virtuoser Bearbeitung völlig neu.
Gerd Filtgen, Fono Forum
German media on the album Stravaganze Consonanti by Gianluigi Trovesi and Stefano Montanari
Trovesi und Montanari delektieren sich an lustvoll improvisierenden Überschreibungen bekannter Kompositionen aus vorklassischer Zeit. Wenn sich die beiden mit Raffinement an Henry Purcells wundersam langsamerDacapo-Arie ’Music For Awhile’ ergötzen und ohne Umwege – und mit nicht weniger Muße – zu Trovesis eigenen, durchwegs spritzig-kurzweiligen Stücken wechseln, so wird klar, wie stilübergreifendes Musizieren funktionieren kann.
Wolfgang Gratzer, Jazzpodium
Trovesi greift die uralten Melodien und Themen auf Klarinette oder dem Altsaxofon auf und umspielt sie. Hin und wieder streut er eigenständige Läufe ein. Daraus erwächst nuancenreiche Musik von zeitloser Schönheit. Die musikalische Saat geht auf, da sich beide Seiten auf einander einfühlsam einlassen. Alte Musik birgt ohnehin Spielraum für Variation und Improvisation, was einst im Konzert ähnlich frei ausgereitzt wurde wie heute imJazz –wenn auch nach anderen Prinzipien. Eine wundervolle CD!
Jens-Uwe Sommerschuh, Sächsische Zeitung