Discourses

Jon Balke

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Jon Balke’s unique solo work blurs distinctions between composition, improvisation and sound design as Discourses further develops the methodology introduced with the Norwegian pianist’s Warp album.  Integrated in the resonant sound of his piano music are “layered soundscapes” of processed material which Balke describes as “distorted reflections and reverberations from the world.” Underpinning the project are some thoughts about  language, and the notion of discourse and dialogue as fading concepts in an era of confrontational rhetoric.  Balke: “In this work I had the framework of language with me from the beginning. As the political climate hardened in 2019 with more and more polarized speech, the lack of dialogue pointed me towards the terms that constitute the titles for the tracks.” Discourses was recorded at Lugano’s Auditorio Stelio Molo in December 2019, and produced by Manfred Eicher.
In Jon Balkes einzigartigem Solowerk verwischen die Grenzen zwischen Komposition, Improvisation und Sounddesign. Auf Discourses wird die Methodik, die der norwegische Pianisten mit seinem Album Warp eingeführte hatte, weiterentwickelt.  In den resonanten Klang seiner Klaviermusik sind "geschichtete Klanglandschaften" aus bearbeitetem Material integriert, die Balke als "verzerrte Reflexionen und Nachhall aus der Welt" beschreibt. Dem Projekt liegen tiefe Gedanken über Sprache und die Vorstellung von Diskurs und Dialog als verblassende Begriffe in einer Zeit der konfrontativen Rhetorik zugrunde.  Balke: "In dieser Arbeit hatte ich den Rahmen der Sprache von Anfang an mit im Blick. Als sich das politische Klima im Jahr 2019 mit immer polarisierterer Sprache verhärtete, wies mich der Mangel an Dialog auf die Begriffe hin, die die Titel für die Stücke bilden.” Discourses wurde im Dezember 2019 im Auditorio Stelio Molo in Lugano aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Featured Artists Recorded

November 2018 & December 2019, Auditorio Stelio Molo RSI, Lugano

Original Release Date

15.05.2020

  • 1the oppostition
    (Jon Balke)
    02:27
  • 2the facilitator
    (Jon Balke)
    03:42
  • 3the container
    (Jon Balke)
    03:11
  • 4the assumptions
    (Jon Balke)
    01:50
  • 5the certainties
    (Jon Balke)
    04:14
  • 6the suspension
    (Jon Balke)
    02:16
  • 7the polarization
    (Jon Balke)
    02:43
  • 8the second argument
    (Jon Balke)
    02:15
  • 9the why
    (Jon Balke)
    03:32
  • 10the deliberation
    (Jon Balke)
    02:39
  • 11the first argument
    (Jon Balke)
    02:09
  • 12the how
    (Jon Balke)
    03:45
  • 13the mutuality
    (Jon Balke)
    02:04
  • 14the first afterthought
    (Jon Balke)
    01:50
  • 15the second afterthought
    (Jon Balke)
    02:44
  • 16the third afterthought
    (Jon Balke)
    02:13
Jon Balke has been using electronics as a foil for his piano solos since 2015. Here, the Norwegian uses the technique to mourn what he believes is the death of public discourse. His acoustic playing is poetic, yet discordant noises threaten to overwhelm it. It’s a potent, uncomfortable evocation of the clash between articulation and anger.
Chris Pearson, The Times
 
Balke spielte zu den Soundfiles, die er nach Italien mitgebracht hatte, im großen Auditorio Stelio Molo RSI Lugano. Manchmal nahmen die Aufnahme und die Abmischung allerdings eine unerwartete Richtung. Entstanden ist ein überraschend poetisches Klavier-Solo-Album, das sich an der zweiten Ebene reibt, den Soundfiles, und damit ein außerordentliches Statement in unserer jetzigen Situation abgibt. […] ‘Discourses’ ist ein nordisches Album mit großer Konzentration und Weite und einem Anschlag, der ganz klar in der Jazztradition und -rhythmik wurzelt. Jon Balke hat daraus eine persönliche Klangsprache entwickelt, die auch von einem großen Mut zum Rückzug erzählt; zu einer Genauigkeit, in sich hineinzuhören und dies immer wieder in einem Fluss zwischen Innen und Außen auszuspielen. Bei allem Anspruch bleibt Balke nämlich dem spielerischen Element treu, denn das Spiel mit dem Instrument auf den Saiten der Emotion ist die Essenz der Musik. Und gelungen ist ein Album dann, wenn es dies an die Hörenden weitergibt, die damit für sich weiterspielen können, zugunsten von Freude, Erkenntnis und größerer Klarheit.
Mauretta Heinzelmann, Norddeutscher Rundfunk
 
Bei vielen Stücken schieben sich elektronische Klangflächen unter die Klavierpassagen, mal dezent, gelegentlich auch dominant. Das öffnet den Raum und verändert die Anmutung, so als ob die Außenwelt Einzug hielte in die Selbstgespräche, die der Pianist mit den 88 Tasten seines Flügels führt. Jon Balkes Klavierimpressionen wirken plötzlich wie in die Welt gestellt. ‘Discourses’, sein drittes Soloalbum für ECM, erschließt so dem traditionellen Klavieralbum eine neue Dimension.
Bernhard Jugel, Bayerischer Rundfunk
 
‘Discourses’ is Balke's third solo piano recording moving on from ‘Book Of Velocities’ recorded in 2006 and ‘Warp’ (2015) , and continues the methodology employed on the previous album juxtaposing acoustic piano and processed soundscapes. The concept for the album and subsequent compositions come from language and discussion, and a frightening lack of dialogue in today's political climate. […] The music presented on ‘Discourses’ has been meticulously planned and prepared over a period of time. From the rehearsing of the material, performing the compositions live and the recording of the soundscapes that utilise the Balke's use of his cello, keyboards, software and field recordings. The resulting performances ask as many questions as they may imply answers, and has an altogether warmer feeling than the previous album.  The sixteen compositions are all relatively short, almost a series of miniatures that are complete in themselves yet thought provoking and tantalisingly too brief. The melodies are often flowing, delicate and lyrical, and most significantly questioning. […] If such electronic manipulation and post production techniques have previously left you non-plussed or out in the cold, then this fine recording may help redress the balance.
Nick Lea, Jazzviews
 
Das ist, wenn man so will, ein Dialog auf drei Ebenen, den der norwegische Pianist ‘Discourses’ nennt. Zum einen existieren kompositorische Skizzen, ‘vage Texturen’ wie er sie selbst nennt. In diese greifen oder aus ihnen entstehen flüchtige Improvisationen, auf der Grundlage spontaner weltoffener Ideen, sozusagen als verspielte Fortführung zuvor festgelegter Grundformen. Und dann wären da noch die ‘sound processings’, jene Stimmungen und Atmosphären, die stellvertretend für das ’draußen’ stehen. Für den Disput -oder auch die Sprachlosigkeit. […] Mit ‘Discourses’ setzt Jon Balke seine beeindruckende Diskographie auch im vierten Karrierejahrzehnt fort. Egal ob, wie im vorliegenden Fall, als Solointerpret, als impulsspendender Sideman in verschiedenen Kleinstbesetzungen, oder in seinen Orchesterprojekten Magnetic North, Batagraf und Siwan, immer beeindruckt der Pianist und Komponist durch seine Selbstständigkeit, durch seinen emanzipierten und überzeugenden Umgang mit verschiedenen musikalischen Ausdrucksformen, durch seine emotionale Lebendigkeit, letztlich durch seine empathischen, aber auch Haltung vermittelnden musikalischen Diskurse.
Jörg Konrad, Kultkomplott
 
Jon Balkes  ‘Discourses’ beschäftigen sich mit dialogischen Strukturen und Polarisierungen  […]  elektronisch bearbeitete geräuschhafte und musikalisch-atmosphärische Klangereignisse werden wie Übermalungen, Randnotizen oder Einsprüche dem Klavier hinzu addiert und hinterlassen, bei aller Diskretion ihrer dynamischen Gestalten, Eindrücke von nachdrücklichen Verfremdungs-Effekten. Nichts wird hier mit breitem Pinsel und heftigem Strich gemalt. Balke geht mit äußerster Behutsamkeit zu Werke, sowohl als Pianist wie auch als Elektroniker, und gerade durch die konstitutiven Flüchtigkeiten und die vorbeihuschenden Genauigkeiten in der Musik entsteht eine Aufforderung zu allergrößter Aufmerksamkeit. Man könnte sonst etwas Wichtiges versäumen, und jedes Noch-Einmal-Nachhören verändert die Hörsituation grundlegend: die seltsamen Kombinationen zwischen den klar voneinander abgesetzten, dabei dicht miteinander verwobenen Komponenten dieser Musik reichern sich immer wieder mit anderen Aussagen an. So entstehen reichhaltige Diskurse im knapp gehaltenen Material.
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau
 
Bei Norwegens großem Piano-Individualisten ist bislang noch jedes Album eine ganz eigene poetische Welt – oder vielmehr: eröffnet stets ein neues Universum. Sozusagen zu seinem 65. Geburtstag veröffentlicht ECM nun seine dritte reine Soloplatte. Wobei man wiederum präzisierend sagen muss: Streng genommen ist auch ‘Discourses’ (wieder) nicht im Alleingang entstanden, wenngleich Balke erneut eine eigene Fotografie fürs Covermotiv beisteuerte; denn wie bei den Vorgänger-CDs war die enge Zusammenarbeit mit Produzent Manfred Eicher wesentlich; gemeinsam wurde ins Studio mitgebrachte Klangmaterial durchdacht mit der auf dem Flügel gespielten Musik verwoben. […] Es entstanden berückende Dialoge zwischen dem eigentlichen Instrument, den subtilen Klangbildern – und dem Raum. Es braucht einen großen Künstler (und Poeten), damit ein solch ambitioniertes und zugleich fragiles Unterfangen nicht in die eine oder andere Richtung kippt, ins Banale oder ins Prätentiöse. Jon Balke kann dies wie kein zweiter, und er bleibt sich dabei absolut treu in seinem idiosynkratischen Blick auf das Piano und in der kreativen Auseinandersetzung mit der eigenen Position in der Welt.
Ingo J. Biermann, Nordische Musik
 
‘Discourses’ is Balke's third solo release, following ‘Book of Velocities’ and ‘Warp.’ It is by far his best. Like the earlier solo albums, ‘Discourses’ is delicately punctuated with electronic Sounds that expand upon the meditative and intuitive offerings. But, the acoustic piano here is more deliberate and the performances appear more confident. ‘Discourses’ is a testimonial to the maturation of a major musical talent, who deserves more (undivided) attention on both sides of the Atlantic.
Bill Royston, Oregon Music News
 
Zusammen mit Manfred Eicher entwarf Balke mit seinen Soundtools ein Hörbild, das seine Improvisationen über das Format des reinen Klavier-Soloalbums hinaushebt. Was man in den besten Momenten hört, ist eine Klangskulptur. Balke steigt dabei tief ins Instrument ein, schöpft die Möglichkeiten des Flügels aus – von der elegischen Linie bis hin zu zerklüfteten Akkordballungen. Als musikalische Erzählung über bestehende Konflikte.
Tilman Urbach, Fono Forum
 
Resisting categorization, the music of the Norwegian pianist Jon Balke, a longtime ECM recording artist, can be sublime, rousing and touching, all at the same time. On his third solo piano recording, ‘Discourses’, Balke is deep inside his piano playing. With a sense of dignity and penchant for exploration, he emanates a genuine intimacy from statements that are juxtaposed with processed soundscapes, creating absorbing narratives inspired by the overwhelming lack of dialogue and polarized speech in the political context we’re living in. Hence, language appears as a crucial factor here, with Balke employing specific composed ideas as a vehicle for improvisation, as well as sound processing to complement his conceptual thinking. […] This is a dazzling album from a fascinatingly complex musician.
Filipe Freitas, Jazz Trail
 
Die dynamischen Gestalten, die Balke verwendet, sind diskret und behutsam. Durch konstitutive Flüchtigkeit, durch vorbeihuschende Präzision und feinsinnige Reibungswirkungen sendet die Musik nachdrückliche Aufforderung zu allergrößter Aufmerksamkeit aus: Man will einfach nichts von diesen Dialogen versäumen. Dass Sprechakte menschlicher Kommunikation (‘The Self and the Opposition’, ‘The Certainties’ oder auch ‘The Polarisation’) für Balke offenbar Modelle für strukturelle Vorgänge geliefert haben, drängt sich nicht als übergeordnete Gelehrtheit auf, sondern erklärt sich von selbst im genauen Hinhören. Nie wird nur behauptet, immer gesellen sich Fragen und Kontroversen dazu.
Hans-Jürgen Linke, Jazzthetik (Five out of five stars)
 
Ruhige, meditative Passagen wechseln sich ab mit zornigen und verzweifelten Ausbrüchen. Harmoniesehnsucht trifft auf Unversöhnliches. Am Ende hört man nicht nur Balke im Dialog mit sich selbst, sondern wird selbst Teil der Interaktion. Jon Balke zeigt auf beeindruckende Weise erneut sein hohes Kreativpotenzial und unterstreicht seinen guten Ruf eine der originellsten Stimmen der kreativen Musik zu sein. Fazit: Jon Balke ist ein solitärer Klangtüftler am Klavier. Dieses außergewöhnliche Album weist ihn als großen Piano-Individualisten aus, der auf jedem Album eine ganz eigene poetische Welt, ja, stets ein neues Universum öffnet.
Herbert Heil, Wegotmusic
 
Norwegian pianist Jon Balke continues to explore approaches to mixed-media performance, blending live acoustic piano with software-created sounds and processed recordings–and also blending composed material with improvisation. […] The electronic sounds that run like a silvery but discontinuous thread throughout these pieces are always subordinate to the sound of the piano itself, and often create timbral juxtapositions that shed new light on the notes Balke is playing. His work is always worth hearing, and this album is unusually affecting. For all jazz collections.
Rick Anderson, CD-Hotlist
 
Aprés le remarqué ‘Warp’ en 2016 le pianiste norvégien poursuit son passionnant travai sur une écologie du sonore, la relation entre la musique et son environnement. […] cette suite de ‘réverbérations et réflexions déformées du monde’ usant du silence comme ingrédient essentiel, propose une réflexion sur l’ écoute, sur la hiérarchie entre les plans et les niveaux sonores. […] La musique illustre une pluralité de discours, de textures et résonances au fil de leurs recontres ou superpositions. Que le pianiste divague à partir d’une mélodie ou d’une idée harmonique où laisse visible la charpente d’une écriture plus stricte, l’auditeur reste libre de déambuler dans cette installation sonore en perpétuel renouvellement et de construire son écoute en relation étroite ou distanciée aux pensées ou arrière-pensées suggérées par les titres.   
Vincent Cotro, Jazz Magazine
 
Die Titel von ‘Discourses’ sind von programmatischer Strenge – ‘The Certainties’, ‘The Suspension’, ‘The Polarities’ usw. – und weisen, Jon Balke zufolge, auf eine immer mehr aus den Fugen geratene politische Rhetorik der Ausgrenzung und Unversöhnlichkeit. Tatsächlich haben die manchmal zögerlichen, eruptiven, Stille überspielenden Intonationen der menschlichen Sprache spezielle Rhythmisierungen des Klavierspiels mit auf den Weg gebracht. Dabei sind diese, von allerlei Geräusch angereicherten, sich gleichsam ‘angreifbar’ machenden, Pianoklänge von jeder epischen Ausschmückung befreit. Dennoch erzeugen all diese prägnanten Stücke, wundersam paradox, einen eleganten, kohärenten Spielfluss.
Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk
EN / DE
Jon Balke’s solo recordings comprise a special subset of his work, informed by the improvisational daring and compositional imagination that has made him one of creative music’s most original voices. Discourses is his third solo album, preceded by Book of Velocities (recorded 2006) and Warp (2015). The new album, recorded in sessions in 2019, takes further the integration and juxtaposition of acoustic piano and processed soundscapes introduced on Warp.
 
The project, he explains, was originally conceived as “a kind of elegy” for dialogue in public discourse: “Reading news and articles from a variety of sources, I am, like many people, engaged, shocked, frustrated, inspired, and sometimes glad about what I observe, and this stays with me in the process of making music. In the case of Discourses, language has been a big inspiration and a gateway to shape and mould the piano playing along the lines of rhetoric.
 
“As the political climate hardened in 2019 with more and more polarised speech, the lack of dialogue pointed me towards the terms that constitute the titles for the individual tracks.” [There are 16 pieces: the self and the opposition; the facilitator; the container; the assumptions; the certainties; the suspension; the polarisation; the second argument; the why; the deliberation; the first argument; the how; the mutuality; the first afterthought; the second afterthought; the third afterthought.]
 
Meanwhile, interaction - at multiple levels - has been central to the development of the material on this solo album, which operates at a new juncture of composition, improvising and sound design: “The compositions function as tools to support my improvisations, and are sometimes just vague textures, sometimes solid, sculptural, melodic and harmonic material.”
 
A preparatory pre-production phase consisted of the “rehearsing of tunes and structures, recording and processing of the soundscapes, trying out combinations, and performing some of the music live in solo piano concerts with electronics.” The soundscapes Balke refers to, running like a textural thread through the album, have been made in different ways, utilizing “field recordings and processed instruments. I played a lot of them on my cello and warped them with various sound tools. Keyboards were also used, and software plug-ins.” Despite the rhetorical framework for the project, Balke emphasizes that the sounds themselves are abstract rather than illustrative, “chosen only for their timbre and function.”
 
Recording of the piano and the assembling and mixing of the album took place at the Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano, with Manfred Eicher producing. Balke: “I arrived in Lugano with a hard disk of pre-recorded soundscapes, and had a plan for which pieces they should exist in, but sometimes the actual recording took another unexpected direction, which required another type of layer, or none at all. This was the important teamwork in the studio, with discussion around each choice. In this production Manfred has been a very active co-creator, and his input has been a guidance in all details.”
 
What has changed in the solo music since Warp? “I have tried to separate the piano sound and the layered sounds more clearly,” says Jon Balke, “so that the layered sounds are more like reflections from the room, or from the world if you like, and the piano, with its timbral richness is more resonant in itself.”
 
The full-bodied sound of the piano in the Lugano studio is immediately striking, as is the intense focus of Balke’s playing. ECM has a long and distinguished tradition of solo piano recordings to which Discourses seems, partly, to belong. The alluring strangeness of the processed sounds, at first almost subliminal but increasingly overt, moves it to another category, another chapter of solo performance, heightening attention - and calling for closer listening.
 
*
Jon Balke, born in 1955 in Norway, made his ECM debut in 1974, when he joined Arild Andersen’s group for the recording Clouds In My Head. Since then he has appeared on more than 25 albums for the label. A founder member of the group Masqualero, with Arild Andersen, Jon Christensen, Nils Petter Molvær and Tore Brunborg, he appeared on the Bande à Part album, recorded in 1985. His skills as arranger and composer were to the fore in the “little big band” Oslo 13 (Nonsentration, 1990) and the ever-evolving Magnetic North Orchestra, whose albums include Further, Kyanos, Diverted Travels and the anthology Magnetic Works 1993-2001. Balke also plays in improvisational ensembles including the “percussion think-tank” Batagraf (Statements, Say and Play), and the trio Jøkleba with Audun Kleive and Per Jørgensen (Outland). With Amina Alaoui, Jon Hassell and Kheir Eddine M’Kakiche, Balke launched the ensemble Siwan whose debut, recorded in 2007 and 2008, set new standards for transcultural, trans-idiomatic endeavour. A revised version of Siwan, with singer and oudist Mona Boutchebak joining Balke and kemençe player Derya Turkan in its frontline, recorded Nahnou Houm in 2017. Jon Balke has also appeared on ECM recordings with Sidsel Endresen, Miki N’Doye and Mathias Eick.
Die Soloaufnahmen von Jon Balke stellen eine besondere Untergruppe seines Werks dar, geprägt von dem improvisatorischen Wagemut und der kompositorischen Phantasie, die ihn zu einer der originellsten Stimmen der kreativen Musik gemacht haben. Discourses ist sein drittes Soloalbum, ihm gingen die Alben Book of Velocities (2006 aufgenommen) und Warp (2015) voraus. Das neue Album, das im Jahr 2019 aufgenommen wurde, führt die auf Warp eingeführte Integration und Gegenüberstellung von akustischem Klavier und bearbeiteten Klanglandschaften weiter.
 
Das Projekt, so erklärt Balke, sei ursprünglich als "eine Art Elegie" auf den Dialog im öffentlichen Diskurs konzipiert worden: "Wenn ich Nachrichten und Artikel aus verschiedenen Quellen lese, bin ich, wie viele Menschen, engagiert, schockiert, frustriert, inspiriert und manchmal auch froh über das, was ich beobachte, und das bleibt mir im Prozess des Musizierens erhalten. Im Falle von Discourses war die Sprache eine große Inspiration und ein Bezugsrahmen, um das Klavierspiel entlang dieser Wege der Rhetorik zu formen und zu gestalten.”
 
"Als sich das politische Klima im Jahr 2019 mit immer polarisierterer Sprache verhärtete, wies mich der fehlende Dialog in Richtung jener Begriffe, die nun die Titel der einzelnen Tracks bilden.” [Es gibt 16 Stücke auf dem Album: the self and the opposition; the facilitator; the container; the assumptions; the certainties; the suspension; the polarisation; the second argument; the why; the deliberation; the first argument; the how; the mutuality; the first afterthought; the second afterthought; the third afterthought.].
 
In der Zwischenzeit war Interaktion - auf mehreren Ebenen – ein zentraler Faktor bei der Entwicklung des Materials auf diesem Soloalbum, das an einem neuen Knotenpunkt von Komposition, Improvisation und Sounddesign operiert: "Die Kompositionen fungieren als Werkzeuge zur Unterstützung meiner Improvisationen und sind manchmal nur vage Texturen, manchmal solides, skulpturales, melodisches und harmonisches Material".
 
Eine vorbereitende Phase der Vorproduktion war "dem Einstudieren von Melodien und Strukturen, der Aufnahme und Bearbeitung der Klanglandschaften, dem Ausprobieren von Kombinationen und der Live-Aufführung eines Teils der Musik in Soloklavierkonzerten mit Elektronik gewidmet". Die Klanglandschaften, auf die sich Balke bezieht und die wie ein roter Faden durch das Album führen, sind auf unterschiedliche Weise entstanden, wobei "Feldaufnahmen und bearbeitete Instrumente verwendet wurden. Ich habe viele von ihnen auf meinem Cello gespielt und sie mit verschiedenen Klangwerkzeugen verzerrt. Es wurden auch Tastaturen und Software-Plug-ins verwendet". Trotz des rhetorischen Rahmens für das Projekt betont Balke, dass die Klänge selbst eher abstrakt als illustrativ sind, "ausgewählt nur wegen ihrer Klangfarbe und Funktion".
 
Das Klavier wurde im Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano aufgenommen, dort wurde das Album mit Manfred Eicher als Produzent auch zusammengestellt und abgemischt. Balke: "Ich kam in Lugano mit einer Festplatte voraufgezeichneter Klanglandschaften an und hatte einen Plan, in welchen Stücken sie existieren sollten, aber manchmal nahm die eigentliche Aufnahme eine andere, unerwartete Richtung, die eine andere Art von Layer erforderte, oder gar keine. Das war die wichtige Teamarbeit im Studio, bei der jede Auswahl diskutiert wurde. Bei dieser Produktion war Manfred ein sehr aktiver Mitschöpfer, sein Beitrag gab Orientierung in allen Details.”
 
Was hat sich in Balkes Solomusik seit Warp verändert? "Ich habe versucht, den Klavierklang und die geschichteten Klänge klarer voneinander zu trennen", sagt Jon, "so dass die geschichteten Klänge mehr wie Reflexionen aus dem Raum oder, wenn Sie so wollen, aus der Außenwelt sind und das Klavier mit seinem Klangreichtum in sich selbst mehr Resonanz findet."
 
Der volle Klang des Klaviers im Studio in Lugano fällt sofort auf, ebenso wie der intensive Fokus von Balkes Spiel. ECM hat eine lange und herausragende Tradition bei Solo-Klavieraufnahmen, in die Discourses teilweise zu gehören scheint. Die verlockende Fremdartigkeit der bearbeiteten Klänge, zunächst fast unterschwellig, aber zunehmend offen, rückt sie in eine andere Kategorie, in ein anderes Kapitel der Solo-Performance, erhöht die Aufmerksamkeit - und verlangt nach genauerem Hinhören.
 
 
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Jon Balke, geboren 1955 in Norwegen, hatte 1974 sein ECM-Debüt, als er sich für die Aufnahme Clouds In My Head der Gruppe von Arild Andersen anschloss. Seitdem war er auf mehr als 25 Alben des Labels vertreten. Als Gründungsmitglied der Gruppe Masqualero mit Arild Andersen, Jon Christensen, Nils Petter Molvær und Tore Brunborg wirkte er auf dem 1985 aufgenommenen Album Bande à Part mit. Seine Fähigkeiten als Arrangeur und Komponist standen im Vordergrund bei der "kleinen Big Band" Oslo 13 (Nonsentration, 1990) und dem sich ständig weiterentwickelnden Magnetic North Orchestra, zu dessen Alben Further, Kyanos, Diverted Travels und die Anthologie Magnetic Works 1993-2001 gehören. Balke spielt auch in improvisierenden Ensembles, darunter die "Schlagzeug-Denkfabrik" Batagraf (Statements, Say and Play) und das Trio Jøkleba mit Audun Kleive und Per Jørgensen (Outland). Mit Amina Alaoui, Jon Hassell und Kheir Eddine M'Kakiche gründete Balke das Ensemble Siwan, dessen 2007 und 2008 aufgenommenes Debüt neue Maßstäbe für transkulturelle, trans-idiomatische Projekten setzte. Mit einer veränderten Besetzung von Siwan, bei der die Sängerin und Oud-Spielerin Mona Boutchebak neben Balke und der Kemençe-Spieler Derya Turkan an vorderster Front mitwirken, wurde 2017 das Album  Nahnou Houm eingespielt. Jon Balke war auch bei ECM-Aufnahmen mit Sidsel Endresen, Miki N'Doye und Mathias Eick zu hören.